Frühjahrskurs 2025
Die Einführungen und Übungsanleitungen sollen Unterstützung sein für die Teilnehmerinnen des Kurses zum selbständigen Üben zu Hause. Bitte übt verantwortungsbewusst und achtsam, euren Möglichkeiten angepasst . Meldet Euch bei Fragen oder gebt mir gerne ein Feedback.
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KW 23 Letzte Stunde im Frühjahrskurs 2025!
Wir verstehen die Cakren als Energiezentren, in welchen die kosmische Energie auf unserer individuelle Lebensenergie transformiert wird. In jeder Körperregion sind spezifische Funktionen, Aufgaben, Erfahrungen, sowohl körperliche wie auch seelische gespeichert. Die yogische Cakrenlehre kann uns helfen, die sieben wichtigsten Lebensbereiche zu beleuchten. Auf dem Weg nach Innen, zum Gewahrsein unseres wahren Selbst, werden Erfahrungen gemacht, die immer zur nächsten Ebene mitgenommen werden. Stillstand und Rückschritte sind immer möglich!
Wir sind in diesem Semester mit den Übungen wie geplant bis zum Halscakra gekommen. Bis zu dieser Energieebene können wir laut Sriram durch Üben gelangen.
Die Vyāhṛti stehen in unserer Tradition für die sieben Bewusstseins-Stufen des Menschen auf dem Weg von Duḥkha (das, was den inneren Raum verengt) zu Kaivalya (der Erfahrung der inneren Freiheit).
Om janaḥ
Die aus Erfahrung gewonnenen Erkenntnisse und Überzeugungen führen zu einer inneren Stabilität.
PYS III.4 trayam ekatra saṃyamaḥ
Diese drei Tiefen der Wahrnehmung (Konzentration, Meditation und innige Verbundenheit) sind aufeinander folgende Stufen und bilden zusammen die Meditationsübung, Saṃyama, die Versenkung.
Jetzt kommt es zu einer Veränderung in unserem Geist, ein Prozess des Pariṇāma (Wandel) weg von Duḥkha zu Cittavṛttinirodha.
Brust- und Bauchraum spüren die meisten Menschen sofort, weil dort Atembewegungen stattfinden. „Blinde Flecken“ können im Stirnraum, in der Kehle und im Beckenraum sein. Wir möchten mit erhöhter Aufmerksamkeit dorthin spüren, dabei ist es hilfreich im Alltag zu üben. Beim Stehen oder Sitzen, die Arbeit für einen kurzen Moment unterbrechen und einen Augenblick in einem der inneren Räume mit der Achtsamkeit auf den Atem verweilen. (die Minuten-Meditation an der Haltestelle, im Supermarkt, am Arbeitsplatz usw.) Übe im Alltag still zu werden und richte dich aus. Dann kannst du gestärkt und konzentriert mit deiner Aufgabe fortfahren. Citta vṛitti nirodha (der Zustand, indem die Bewegtheit des denkenden Geistes in eine dynamische Stille übergehen) entwickelt sich und wird in den Alltag transportiert. Das Muster, sich gestresst, unter Leistungsdruck fühlen, sollte immer mal unterbrochen werden. Dadurch kann sich dieses Muster verändern.
Achtsamkeit und Nachspüren gehört dazu. Reflexion sorgt dafür, dass die Erfahrung der Übung in unsere Zellen integriert wird. Wenn wir nichts wahrnehmen, taumeln wir durchs Leben und Erschöpfen unsere Lebensenergie.
KW22
Viśuddhi bedeutet „absolute Reinheit“. Die psych. Qualität dieses Energiezentrums ist der ehrliche Ausdruck, Kommunikation nach Innen und Außen, die Innere Wahrheit.
Udāna Vāyu „nach oben gehend“ (Sriram) ist im Bereich des Prāṇa Vāyu zuständig für die Brustbeingegend, für den Hals- und Rachenbereich, hauptsächlich für die Stimme und die körperliche Vitalität. Es betrifft nur einen geringen Bereich des Körpers. Eine Störung zeigt sich in nachlassender Vitalität oder Stimmkraft (die Stimme ist müde und bleibt weg, Stottern) und kann sich auch in Energieabfall oder undefinierbarer Angst zeigen. Unsere Aufgabe ist es die Blockade zu lösen damit die Energie wieder ins Fließen kommt.
Sprich mit klarer, kräftiger Stimme, Worte sind Inhalt unseres Gedächtnisses, der Inhalt ist wichtig. Wahrheit und Wissen, Ehrlichkeit, Freundlichkeit und Weisheit lassen sich durch eine achtsame und durchdachte Sprache vermitteln. Sprechen ist wichtig für die Heilung der Psyche (Gesprächstherapie), bei Trauma kann es jedoch unmöglich sein, darüber zu sprechen, dann kann aufschreiben helfen.
- Die Halsgrube ist der Ort von Sprache und Stimme. Die Wörter gehen durch den Hals oder bleiben stecken.
- Es ist auch der Übergangspunkt für den Atem. Bei Ujjāyi wird es sehr deutlich. Die Luft geht durch die Halsgrube und nur dadurch können wir leben.
- Der Hals ist mit dem Spüren verbunden und mit dem Wind. Gefühl für den Halspunkt ist wichtig für den Tastsinn (Ausgangspunkt).
Im Kehlcakra geht es um unseren Ausdruck. Beschwerden in diesem Bereich deuten auf Probleme hin unsere Stimme zu erheben. Wir haben einen Kloß im Hals und können uns schlecht verteidigen.
- Ich kommuniziere klar und deutlich
- Ich löse mich von den Erwartungen anderer
- Ich gewinne an Leichtigkeit
Das Wahrnehmungsorgan dieses Cakra sind die Ohren und somit das Hören und der Klang. Das Ohr gilt im Yoga als wichtigstes Sinnesorgan, deshalb ist Mantra ein wichtiges Werkzeug. Durch Mantra kann man heilend auf den Körper einwirken.
Viśuddhi bedeutet „absolute Reinheit“. Die psych. Qualität dieses Energiezentrums ist der ehrliche Ausdruck, Kommunikation nach Innen und Außen, die Innere Wahrheit.
Udāna Vāyu „nach oben gehend“ (Sriram) ist im Bereich des Prāṇa Vāyu zuständig für die Brustbeingegend, für den Hals- und Rachenbereich, hauptsächlich für die Stimme und die körperliche Vitalität. Es betrifft nur einen geringen Bereich des Körpers. Eine Störung zeigt sich in nachlassender Vitalität oder Stimmkraft (die Stimme ist müde und bleibt weg, Stottern) und kann sich auch in Energieabfall oder undefinierbarer Angst zeigen. Unsere Aufgabe ist es die Blockade zu lösen damit die Energie wieder ins Fließen kommt.
Sprich mit klarer, kräftiger Stimme, Worte sind Inhalt unseres Gedächtnisses, der Inhalt ist wichtig. Wahrheit und Wissen, Ehrlichkeit, Freundlichkeit und Weisheit lassen sich durch eine achtsame und durchdachte Sprache vermitteln. Sprechen ist wichtig für die Heilung der Psyche (Gesprächstherapie), bei Trauma kann es jedoch unmöglich sein, darüber zu sprechen, dann kann aufschreiben helfen.
- Die Halsgrube ist der Ort von Sprache und Stimme. Die Wörter gehen durch den Hals oder bleiben stecken.
- Es ist auch der Übergangspunkt für den Atem. Bei Ujjāyi wird es sehr deutlich. Die Luft geht durch die Halsgrube und nur dadurch können wir leben.
- Der Hals ist mit dem Spüren verbunden und mit dem Wind. Gefühl für den Halspunkt ist wichtig für den Tastsinn (Ausgangspunkt).
Im Kehlcakra geht es um unseren Ausdruck. Beschwerden in diesem Bereich deuten auf Probleme hin unsere Stimme zu erheben. Wir haben einen Kloß im Hals und können uns schlecht verteidigen.
- Ich kommuniziere klar und deutlich
- Ich löse mich von den Erwartungen anderer
- Ich gewinne an Leichtigkeit
Das Wahrnehmungsorgan dieses Cakra sind die Ohren und somit das Hören und der Klang. Das Ohr gilt im Yoga als wichtigstes Sinnesorgan, deshalb ist Mantra ein wichtiges Werkzeug. Durch Mantra kann man heilend auf den Körper einwirken.
KW 21
Viśuddha Cakra
Der Körperbereich dieses Cakra ist der Hals, die Kehle, der Nacken, der Mund und Kieferbereich, die Stimme, die Ohren und die Schilddrüse.
Das Symbol ist ein nach unten gerichtetes Dreieck, ausgefüllt mit einem Kreis als Hinweis auf die Unendlichkeit. Die Farbe ist hellblau und erinnert an die Weite des Himmels, ebenso deutet das Element Äther auf die Weite des Raums und die Reinheit hin.
Das Ohr gilt im Yoga als wichtigstes Sinnesorgan. Durch Hören entsteht das Raumgefühl. Beim Sprechen muss man immer auch hören, deshalb ist Mantra Rezitation ein gutes Werkzeug.
Das Hören ist der feinste Sinn den wir haben und über den Mund reagieren wir durch das Sprechen. Als stärkstes Ausdrucksmittel verbindet es unsere innere Welt mit dem Außen. Ein Aspekt dieses Cakra ist die Fähigkeit die Kommunikation mit unserem inneren Wesensgrund herzustellen. Wir hören nicht nur nach außen, sondern mit zunehmender Achtsamkeit auch nach innen. Das Kehlcakra ist Jñānaloka, der Wissensebene zugeordnet. Hier wird im spirituellen Prozess alles gereinigt und getrennt was noch unklar ist. Es ist eine große Aufgabe das Gleichgewicht zwischen innen und außen herzustellen, um der inneren Weisheit zu folgen und dieses Wissen nach außen zu kommunizieren.
Hitze- und Kälteempfindung hat auch mit der Halsgrube zu tun. Wenn wir den Mund etwas geöffnet halten, können wir besser mit Temperatur umgehen. Bei Kälte nicht aktiv mit dem Mund atmen und nicht zu viel reden, nur leicht geöffnet lassen und durch die Nase einatmen. Ausatmen bei Kälte durch den Mund ist in Ordnung. Laut Sriram kann der Kehlpunkt die Temperatur am besten regulieren.
KW 18
In den beiden Stunden vor den Ferien haben wir uns mit der Körperebene und der Energieebene des Herzcakra beschäftigt und mit entsprechenden Übungen die Verbindung hergestellt. Dabei ist die besondere Stellung dieses Zentrums klar geworden. Es stellt eine Verbindung her zwischen den Zentren unserer körperlichen Empfindungen wie Erdverbundenheit, unseren Trieben, Gefühlen, unserer Ich-Kraft und den Entwicklungsmöglichkeiten der Zentren des Ausdrucks, der Bewusstheit und der Selbstwahrnehmung. Wie gewohnt vertiefen wir das Thema durch Impulse aus dem Yogasūtra.
Om mahaḥ
Der Weg wird gefestigt und konkretisiert.
Aus diesen ersten vier Stufen kann man immer wieder zurückfallen.
Solange das meinende Selbst (Citta) im Vordergrund steht entwickeln sich Hindernisse wie leidvolle Enge, eine pessimistische Ausrichtung des Geistes, körperliche Instabilität und der Verlust der Kontrolle über den Atem und damit über die Psyche. (Sriram PYS I.31)
Durch beharrliches Üben können wir diese Hindernisse überwinden. Wie in der letzten Stunde der Hinweis auf Kap. I Vers 33 haben wir weitere Möglichkeiten.
PYS Kap. I Vers 36 weist uns auf das innere Licht hin (jyotiṣmatī, das Besinnen auf das Licht) welches von Leid unberührt ist. Diesen Bereich stellen wir uns im Herzraum vor (Hrid-guhā – Geschichte vom Licht).
Im zweiten Kapitel PYS wird die Ursache des Leidens als Saṃyoga benannt. Es ist die verstrickende Berührung mit einem Objekt, die Leiden auslöst. (Sriram PYS II.17). Auch hier gibt es neben verschiedenen Möglichkeiten im dritten Kapitel den Hinweis auf Saṃyama (Versenkung) in das Herz. Meditation über das Licht im Herzpunkt bringt genaues Wissen über das meinende Selbst, das Fühlen und Denken (Citta) und die Meditation über das Brustbein (Herzpunkt) Kūrmanāḍī bewirkt emotionale Stabilität. (Sriram PYS III.31;34)
Bettina Bäumer beschreibt in der Einführung zum Vijñāna Bhairava das Herz als die mystische Mitte (madhya) mit dem Hinweis „ohne eine Öffnung des Herzens ist keine spirituelle Entwicklung möglich“. Sie weist aber auch ausdrücklich darauf hin, dass in diesem Zusammenhang weder das physische Organ noch das Cakra im yogischen Körper gemeint ist. Ich erwähne es, um für die Zeit meiner Abwesenheit in die Reflektion einzuladen und das Bewusstsein für dieses Zentrum zu weiten.
KW 15
Die Energieebene des Herzcakra ist Prāṇa Vāyu, er ist zuständig für das Nervensystem und für die Sinnesorgane und zeigt sich als Einatmung. Dieser Vāyu ist der Anspruchsvollste und es ist nicht einfach, ihn ins Gleichgewicht zu bringen. Er gilt aber auch als der „Anführer“ und kann deshalb bei Störungen der anderen Vāyus hilfreich sein. Dafür haben wir folgende Möglichkeiten:
- Den Schulter-Nacken-Bereich lockern
- Durch Āsana-Praxis die Aufrichtung im Brustbereich stärken und Weite erzeugen
- Tiefen, gleichmäßigen Atem entwickeln
- Die Einatmung stärken um den Brustbereich und den oberen Rücken zu kräftigen, langsam ausatmen stärkt die Einatmung! Der Herzpunkt ist eng verbunden mit dem Zwerchfell, hier ist der Übergang von Ein- und Ausatmung.
- Tönen kann gegen Verschleimung in diesem Bereich helfen
Sriram weist in diesem Zusammenhang auf PYS II.50 hin, um den Atemfluss hilfreich zu entwickeln:
„Prāṇāyāma (die Atemtechnik) wird geübt mit umsichtigem Einfühlen in die Ausatmung, die Einatmung und das Anhalten, die Körpergegend, in der sich die Atmung abspielt, die Länge jeder Atemphase und die Anzahl der Atemzüge. Dabei wird der Atem lang und zugleich sanft geführt.“
In der Praxis setzen wir das Einfühlen in die Körpergegend folgendermaßen um:
· Ausatmend Nabelgegend sanft Richtung Wirbelsäule führend
· Einatmend die Herzgegend (Halsgrube zum Herzpunkt) weiten
· Anhalten – Herzpunkt fokussieren
Den Herzpunkt benennen wir auch als Kūrma Nāḍī – die ruhige Mitte. Laut Sriram beginnen alle Nāḍī an diesem Ort und verteilen von hier die Energie im ganzen Körper.
Der Herzpunkt gilt auch als die Mitte der geistigen Aktivität. Gefühle sind immer mit Gedanken verbunden und umgekehrt. Wenn du den Geist beruhigen willst, bring den Fokus zu diesem Punkt. Der Nabelpunkt, der Sitz unserer körperlichen Kraft kann den Herzpunkt als Ort der psychischen Kraft unterstützen. Bei unangenehmen Aufgaben, Gespräch usw., wenn die Psyche an ihre Grenzen kommt, sollte man die Verbindung von Nabel- und Herzpunkt im Bewusstsein halten.
Geschichte vom Licht
Vor ewiger Zeit zu Beginn der Geschichte der Menschheit erkannten die Menschen die besondere Kraft des Lichts und priesen es in der Anbetung. Sie bemerkten, dass die Gebete erhört wurden und das Licht segensreich war und alle Wünsche erfüllen konnte. So entwickelte sich die Gier im Menschen und die Wünsche wurden immer größer und die Bedürfnisse unersättlich. Viele Menschen wurden faul und selbstgerecht und manche vergaßen sogar den Ursprung des Glücks und des Segens.
Das Licht wollte sich zurückziehen damit die Menschen zur Besinnung kommen und sich wieder an ihre Bestimmung erinnern. Aber wohin sich das Licht auch verzog, die Menschen entdeckten es. Sogar in tiefsten Gewässern, den höchsten Bergen und den dunkelsten Höhlen wurde das Licht von Menschen entdeckt die Erfüllung ihrer Wünsche und Sehnsüchte forderten.
Im unwirtlichsten Gebiet der Erde, wo sich kein Mensch verirren würde, hoffte das Licht auf einen Ort der Stille und Besinnung. Dort traf es auf eine Weise Alte. Diese kannte die Menschen nur zu gut und hatte sich deshalb zurückgezogen. Sie hatte einen guten Rat für das Licht: „Es gibt in dieser Welt keinen Platz, wo du sicher bist vor der unersättlichen Gier der Menschen. Jedoch hat jeder Mensch ein Herz und in diesem gibt es eine Höhle Hrid-guhā dort geh hinein. Für die meisten Menschen bist du dann unsichtbar. Nur die Gütigsten und Feinsten von uns werden dich dort erkennen und in Zufriedenheit und Glückseligkeit mit dir gehen“.
So geschah es, dass die Menschen weiterhin auf der Suche sind nach der Erfüllung ihrer Wünsche und Sehnsüchte. Bis auf jene die das Licht in sich entdecken.
Meditation
Die Zeigefingerspitzen beider Hände an die Daumenspitzen legen wie bei der Jñāna-mudrā. Mit der linken Hand das linke Knie umfassen. Die rechte Hand mit der Handfläche zum Körper vor das untere Brustbein (etwas über dem Solarplexus) halten.
Die Konzentration auf das Herzcakra richten und den Raum zwischen den Brüsten fokussieren. Innerlich das Mantra Yaṁ stumm wiederholen und auf die Gefühle achten, die sich dabei einstellen. Bewusstheit für das Luftelement entwickeln. Luftzug um den Körper erspüren. Achtsamkeit auf den Atem ausdehnen in der Vorstellung, dass sich Wind durch den inneren Raum bewegt. Störende Gedanken bläst der Wind hinweg wie Wolken am Himmel.
KW 14
Anāhata Cakra
Auf der Körperebene ist es der Brustraum mit Schultern, Armen und Händen und den Organen Herz und Lunge, dem Blutkreislauf und der Haut.
Das Symbol der zwei sich durchdringenden Dreiecke (Hexagramm) deutet auf die harmonische Verschmelzung der weiblichen und männlichen Energien im Menschen hin. Diese Kräfte sind im Herzen verbunden und zeigen sich im Idealfall als bedingungslos verströmende, nicht anhaftende Liebe. Hier ist der Raum der universellen Liebe, durch die sich Mitgefühl entwickelt und Vergebung stattfinden kann. Die Farbe des Herzcakra ist grün und erinnert an die Urschöpfungskraft des Wachsens und Blühens.
Die Hände und Finger gelten als die Handlungsorgane des Herzens. Unser Karma liegt in unseren Händen. Mit den Händen formen wir die Welt um uns, durch die Hände lernen wir die Welt kennen. Berührung ist wichtig für die Kommunikation. Berührung spüren von außen über den Tastsinn und die Verbindung zum inneren Tastsinn über die Hände und Finger hilft uns im Herzen beweglich zu bleiben und berührbar zu werden. Das Element Luft unterstützt diese Qualität. Das Wahrnehmungsorgan dieser Ebene ist die Haut. Wenn man in einer Menschenmenge unter Enge leidet, sollte man dafür sorgen, dass man genug Luft an die Haut bekommt, indem man sich bewegt (Wind über Haut).
Die Ebene der Ausgeglichenheit.
Sie wird erreicht, wenn die drei darunterliegenden und die drei darüber liegenden Cakren in Harmonie mit dem kosmischen Prāṇa schwingen. Dann erkennt der Mensch sein innerstes Wesen, seine wahre göttliche Natur, den Puruṣa. Dieses Erkennen ist möglich durch die Verbindung zu manomaya kośa (der geistigen Hülle).
Die Bhāvana die im Yoga-Sūtra Kap. I Vers 33 erklärt werden geben uns einen Hinweis auf die Übung, um die Empfindungsfähigkeit in unserem Herzen zu entwickeln.
„sich freuen, wenn andere Glück haben, ihnen zur Seite stehen, wenn sie leiden; sich für ihre guten Seiten begeistern und ihre schlechten betrachten, ohne sie zu verurteilen: Dadurch werden Fühlen und Denken klar.“ (Sriram)
KW 13
Zum Abschluss der Ausführungen für das Nabelcakra einige Hinweise für die Übungspraxis.
Nachspüren in den Übungsstunden gehört dazu. Reflektion sorgt dafür, dass die Erfahrung der Übung in unsere Zellen integriert wird. Energie ist leicht beeinflussbar, störbar aber auch heilend. Wenn wir nichts wahrnehmen, taumeln wir durchs Leben und Erschöpfen unsere Lebensenergie.
Die Übung im Alltag gelingt uns mit dem dritten Cakra vielleicht am besten, weil im Nabelbereich Atembewegung zu spüren ist. Die Arbeit kurz unterbrechen und ein paar Augenblicke mit Achtsamkeit beim Atem verweilen (2-Minuten-Meditation an der Haltestelle, im Supermarkt, am Arbeitsplatz usw.). Dann kann man gestärkt und konzentriert mit seiner Aufgabe fortfahren. Das Muster, sich gestresst, unter Leistungsdruck fühlen, kann dadurch unterbrochen werden und mit der Zeit wird es sich verändern.
Da dieses Cakra mit unserem Ego in Verbindung gebracht wird ist Bewusstheit in diesem Bereich besonders wichtig. Was uns als Mensch ausmacht, ist im Nabelcakra angelegt. Für eine tiefe spirituelle Entwicklung ist eine starke Persönlichkeit unabdingbar. Dazu gehört auch dass wir nicht alles herunterschlucken, die Vergangenheit loslassen und uns mutig auf Neues einlassen.
Ich lebe mein eigenes Leben und bin offen für Freude
Die Impulse aus dem Yogasūtra dienen der Vertiefung durch Reflektion
Ogṃ suvaḥ
Der Mensch unternimmt Schritte, um sich aus dem Leid heraus zu bewegen. Er bekommt Hoffnung und eine Ahnung vom Gefühl des Gesundseins und der inneren Freiheit.
PYS II.25 tad-abhāvāt saṃyoga-abhāvaḥ hānaṃ tad-dṛśeḥ kaivalyam
Wen wir uns der Verwechslung bewusstwerden, geht auch die Anbindung des sehenden Selbst an das Objekt (Saṃyoga) zurück und damit seine durch Citta bedingte Verschleierung. Es entsteht Klarheit und damit Freiheit im Handeln.
KW 12
Maṇipūra Teil II
Das Nabelcakra verbindet die Erdenkraft des ersten Cakra mit der Wasserkraft des zweiten Cakra. Mit der Kraft des Feuers kann es die starken Triebe und Gefühle läutern und dem aufsteigenden Bewusstsein dienen.
Wie erwähnt sitzt hier unsere Tatkraft, mit der wir nach Außen gehen und in der Welt sind mit aller Leidenschaft. Dies ist verbunden mit Konzepten und Erfahrungen und zeigt sich in unserem bewertenden Geist, der stark von Gefühlen des Haben-Wollens oder der Ablehnung im zweiten Cakra und den Empfindungen des ersten Cakra getrieben ist. Wir suchen die Balance zwischen einer lebendigen Gefühlswelt und der nötigen Objektivität und Selbstkontrolle.
Zum Willen nach Selbstverwirklichung und Selbstbehauptung gehört Abgrenzung dazu. Die Ich-Werdung beginnt im Kleinkindalter und zeigt sich in den Trotzphasen. Wut ist eine lebendige Energie, die wir für Abgrenzung und zum Selbstschutz brauchen für unseren eigenen individuellen Weg. Aus Erfahrungen von Stärke und Frustration der Ich-Kräfte geschieht allmählich eine Verwandlung. Aus egoistischen Streben wird in diesem Prozess die Erfahrung von Selbstverwirklichung angestrebt, in der die eigenen Werte im Gleichgewicht stehen mit denen der gesamten Schöpfung. Von Graf Dürckheim ist überliefert, dass er das Loslassen des Egos kritisch sah. Das Ego sollte erst richtig aufgebaut und unsere Willenskraft gestärkt sein bevor wir das Loslassen üben.
Die spirituelle Entwicklung verändert unseren Geist zunehmend toleranter und offener zu werden, indem wir uns im Wahrnehmen und der Toleranz dessen, was wirklich ist üben.
Das Cakra ist mit dem Sehen in Verbindung und das Schließen der Augen kann schon eine erstaunliche Veränderung in unserem bewertenden Geist auslösen. Nichts bleibt verborgen vor dem durchdringenden Licht der Selbst-Gewahrsamkeit.
KW 11
Maṇipūra – Cakra
Übersetzt wird Maṇipūra als Stadt der Juwelen. Der Körperbereich dieses Energiezentrums umfasst den Oberbauch mit Magen, Leber, Milz und Gallenblase, Nabel bis Sonnengeflecht (Zentrum des vegetativen Nervengeflechts), Bauchspeicheldrüse und die Lendenwirbelsäule.
Das Symbol des nach unten gerichtetem Dreieck möchte zeigen, dass die psychische Energie noch stark mit den unteren zwei Cakren verbunden ist. Hier werden die Triebe und die Gefühle der beiden unteren Cakren gewandelt durch die Kraft des Feuers. Es gilt als Knotenpunkt unserer Willenskraft und unserer Fähigkeit zur Transformation. Die Farbe Gelb erinnert an die lebensspendende Strahlkraft der Sonne, somit entspricht dieses Zentrum dem Himmelsraum, der Ebene des Dharma. Karma spielt hier eine Rolle und die Fähigkeit das eigene Dharma (Svādharma) zu erkennen und zu leben. Dies gilt im Yoga als die eigentliche Aufgabe im Leben.
Hier ist der Sitz unserer persönlichen Kraft, unserer bewussten Ich-Stärke, die dem eigenen Willen dient. Den Weg zu finden zwischen Macht und Ohnmacht, den Mut zu haben seinen Weg zu gehen und die persönliche Lebensaufgabe zu erfüllen ist das Thema dieses Cakra. Das Nabelcakra steht für unser Selbstvertrauen. Wenn wir uns traurig, schwach und hilflos fühlen suchen wir den Zugang zu unserer Stärke. Wir lernen die Vergangenheit loszulassen und für das Neue offen sein. Die Unreinheiten des Citta wie Egozentrik, Aggression, Machtbedürfnis sollen geopfert werden im Feuer und gereinigt durch Samāna Vāyu, der Umwandlungsenergie.
Auf der Körperebene ist dieses Cakra zuständig für Verdauung und Umwandlung. Hier findet die Trennung der Nahrung in das, was vom Körper aufgenommen wird und Ama, was ausgeschieden wird, statt. Samāna Vāyu und Agni das Verdauungsfeuer arbeiten zusammen, um die Nahrung aufzuspalten. Deshalb ist es wichtig Samāna Vāyu zu beruhigen, damit Agni nicht gestört wird. Das Feuer soll im Gleichgewicht gehalten werden. Sriram benannte diesen Vāyu als „das, was eine gerechte Aufteilung aufrechterhält“. Eine Störung kann sich durch mangelnden Appetit, Essstörungen, Durchfall und Stoffwechselstörungen zeigen
Da dieses Cakra der Energiehülle (Prāṇāmaya Kośa) zugeordnet wird können wir mit Prᾱṇᾱyᾱma versuchen positiv auf Agni einzuwirken. Der gesamte Entschlackungsprozess im Körper durch intensive Ausatmung braucht die Fokussierung auf den Nabel. Ein gutes Gefühl für den Bauchnabelbereich ist wichtig, um die Entschlackung zu aktivieren und gut zu entfernen. Alle wichtigen organischen Funktionen haben ihr Zentrum im Nabel (Verdauung, Stoffwechsel usw., zu Beginn des Lebens ist die Nabelschnur der Ausgangspunkt.)
Prᾱṇa kann auch durch die Sinnesorgane beruhigt werden. Hier sind es die Augen als Wahrnehmungsorgan. Sehen bedeutet in der Gegenwart sein, nicht denkend, es hilft uns die Geistesgegenwärtigkeit zu halten.
Als Handlungsorgan ist dem Cakra das Gehen zugeordnet. Rhythmus, in Bewegung sein, Balance finden ist ein existentieller Instinkt, ein Trieb für sich. Wir bekommen ein Verständnis von Form, Linien und Geometrie. Je weniger wir uns bewegen, desto instabiler kann die Psyche werden. Der Nabel ist unsere körperliche Mitte im Stand und bildet bei körperlicher Aktivität den Gleichgewichtspunkt. Neben körperlicher Kraft entsteht dabei ein gutes Körpergefühl . Deshalb ist der Nabel wichtig bei Bewegung und Arbeit und er ist der wichtigste Punkt bei Ᾱsanam. Bei anstrengenden Haltungen, wenn wir an unsere körperliche Grenze kommen und wenn wir Probleme mit dem Körper haben, ist es hilfreich, den Fokus auf dem Nabel zu halten. Am Ende der Ᾱsana-Praxis soll ein Gefühl für den Nabelpunkt entstanden sei
KW 9
Wir nutzen die Wochen vor und in den Ferien für eine Vertiefung des Themas.
Die Ausführungen für das erste und zweite Cakra sind eine Übersicht des körperlichen Bereichs und des Themas der jeweiligen Energie des Zentrums. Wie in der Einführung bereits erläutert, handelt es sich um ein Energiekonzept, das seinen Ausdruck in der Körperebene findet. Die Erfahrungen dabei sind individuell.
Für die Vertiefung des Themas ergänze ich die praktischen Erläuterungen mit Impulsen aus dem Yogasūtra. Die Grundlage dafür sind Unterweisungen meines Lehrers R. Sriram.
Om bhūḥ
Mit dem Mantra Om bhūḥ sprechen wir Bhurloka an, die physische Ebene. Sie betrifft das „Leben im Hier und Jetzt“, die Erfüllung unserer materiellen Bedürfnisse.
Ausgangspunkt der Reise durch die Cakren ist für uns das Sūtra
PYS II.16 heyaṃ duḥkhamanāgatam
Leid, das noch bevorsteht, lässt sich vermeiden.
Zunächst muss Leiden wahrgenommen werden. Ein Mensch wird sich seiner Situation und der Empfindung von Enge und Leid bewusst. Um dies in Zukunft zu vermeiden, muss er sich dagegen auflehnen und bereit sein für Veränderung.
Om bhuvaḥ
Dieses Mantra wird Bhuvarloka, der emotionalen Ebene zugeordnet. Unsere Kreativität, Fantasie und unser Unterbewusstsein werden angesprochen.
Der Mensch möchte die Ursache für dieses Leid herausfinden. Er beginnt seine Sichtweisen zu hinterfragen und die Hintergründe für Unzufriedenheit und körperliche Leiden zu suchen.
PYS II.17 draṣṭṛdṛśyayoḥ saṃyogo heyahetuḥ
Die Ursache des Leidens ist Saṃyoga, die Anbindung des sehenden Selbst an das Objekt, das gesehen wird.
PYS II 23 svasvāmiśaktyossvarūpopalabdhihetussaṃyogaḥ
Durch Saṃyoga entsteht auch die Möglichkeit die wirkliche Form des sehenden Selbst (Draṣṭā) und des meinenden Selbst (Citta) zu erkennen. Erst durch die Berührung mit der Welt der Objekte kann Klarheit über das eigene Wesen gewonnen werden. (Yogasūtra R. Sriram)
KW 8
Svādhiṣṭhāna-Cakra
Der Sanskritname weist auf die Bedeutung des Cakra hin. Sva – das eigene; innewohnend; sthāna – der Ort; dies kann als Stütze des Selbst übernommen werden. Der körperliche Bereich des zweiten Cakra umfasst den Beckenraum, die inneren Geschlechtsorgane, die Gebärmutter, die Eierstöcke, Prostata, Blase, Nieren, Lymphe.
Das zentrale Thema ist die Kreativität und Schaffenskraft. Dabei geht es nicht nur um die Fortpflanzung im körperlichen Bereich, sondern auch um die Entstehung von neuen Ideen und die Lust, diese umzusetzen. Ursula Lyon sprach von unseren geistigen Kindern, die in uns als Vorstellung entstehen, sich entwickeln und Form annehmen, bis sie im Tun geboren werden.
Das Symbol dieses Cakra ist die Mondsichel und es untersteht dem Element Wasser. Beides weist auf die weiblichen Aspekte des Menschen hin. Über dieses Cakra können wir Kontakt aufnehmen zur reinigenden und verwandelnden Kraft im Zusammenhang mit dem Aspekt der Lebendigkeit des fließenden Wassers und ebenso die Verbindung zur Weisheit des Unterbewusstseins suchen.
Im Alltag versuchen wir uns den Raum zu schaffen, um unserer Kreativität Ausdruck zu geben. Dafür sollten wir unseren Gefühlen Aufmerksamkeit schenken und die Gedanken frei lassen, Strukturen und Denkmuster hinterfragen und der Fantasie Flügel verleihen. Schenke dir Freiräume, um dich auf neue Weise zu entfalten und zu entdecken. Unterstützung bekommen wir durch die Sinnesfunktion des Schmeckens. Geschmack neu entdecken, das Ungewohnte nicht ablehnen, sondern erfahren und die Vielfalt dankbar annehmen
Vyāna Vāyu – „das, was hin und her geht“ (Sriram) ist zuständig für die Verteilung der Energie. Vyāna fließt in den Nadis, die alle im Herzpunkt (Kūrma Nāḍī) beginnen. Den Gelenken schenken wir als Energieschleusen besondere Aufmerksamkeit und unterstützen deren Beweglichkeit mit dynamischen Übungen, bei denen wir auf die Gleichmäßigkeit in der Bewegung achten. Unterstützt durch krama-Atem kann sich der Atem verlangsamen und der Energiefluss wird harmonisch beeinflusst. Wenn wir möglichst vollständig ausgeatmet haben und die Einatmung kommen lassen, sollte es Genuss sein. Dazu gehört es geschehen lassen, kein Wollen.
Das Sakralcakra und das Kreuzbein stehen für Lebensfreude. Wichtig ist die Aufrichtung im Beckenraum zu bewahren. Die Leichtigkeit im Beckenraum kann durch Leerwerden mit der vollständigen AA erfahren werden.
In der Meditation öffnen wir uns für Empfindungen und Gefühle und lassen uns darauf ein; mit dem Mudrā Bhairavī sprechen wir die kreative Energiequelle in uns allen an.
In der Bewusstheit des Elements Wasser die körperlichen, mentalen oder emotionalen Vorgänge zulassen.
KW 7
Mūlādhāra-Cakra Teil 2
Das Wurzelchakra stellt das lebenswichtige Fundament und die Quelle unserer vitalen Lebenskraft dar. Hier ist der Sitz der Kuṇdalinī-Energie, die als feinstoffliche Energie vom Wurzelchakra beginnend durch alle sieben Cakra-Ebenen hindurchströmt, dabei werden die drei Hauptkanäle Idā, Piṅgalā und Suṣumṇā aktiviert. Die Energie im Wurzelchakra dient dem unmittelbaren Leben, der Lebenserhaltung und unserer Existenzsicherung.
Der Energiekreislauf im Körper wird in fünf Strömen dargestellt. Ich beziehe ich mich auf die Erläuterungen von meinem Lehrer Sriram, die ich in den Weiterbildungen mit ihm gesammelt habe.
Apāna Vāyu - „das, was hinausgeht“, bewegt sich abwärts und regelt die Ausscheidung aller Abfallprodukte (außer Schweiß- dieser geht über die Haut).
Eine gute Beziehung zum Darm ist wesentlich. Es ist eine sinnliche Erfahrung der Trennung und des Auswerfens. Dabei ist ein großes Gefühl von Freiheit möglich Das Essen ist wichtig für das Überleben, aber die Verdauung gibt uns wichtige Informationen über uns. Soll ich mehr essen, kann ich es verdauen, nehme ich bei Aufregung zu viel Luft auf? Essen hat direkt mit Magen und Darm zu tun. Wir können Achtsamkeit üben, indem wir beim Essen auf die Wirkung im Darm achten, nicht wie es schmeckt oder was der Kopf sagt. Dieses Thema ist wesentlich, es darf aber nicht bestimmend sein. Schmecken ist auch wichtig für die Verdauung und für die Freiheitsempfindung ist Freude und Genuss ausschlaggebend.
Im Übungsweg des Yoga kommen wir nach Āsana und Prāṇāyāma über die Sinnesanbindung zur Ausrichtung des Geistes und der Reflektion.
Vollständig ausatmen bedeutet Kraft im Magen und Darm. Wir versuchen in der Pause nach der Ausatmung die Aufmerksamkeit auf diesen Bereich halten.
Das Zwerchfell kann sich durch Geruch entspannen, dadurch fließt der Atem wieder.
In der Konzentration üben wir das stille Reflektieren, dazu ein paar Inspirationen:
- Ich akzeptiere mich so wie ich bin
- Ich nehme mich selbst an
- Ich konzentriere mich auf das Hier und Jetzt
- Ich verbinde mich mit der tragenden Kraft der Erde
· Ich bin sicher, willkommen, vom Leben eingeladen
Ausgangspunkt dieser Reise ist für uns das Sūtra
PYS II.16 heyaṃ duḥkhamanāgatam
Leid, das noch bevorsteht, lässt sich vermeiden.
Zunächst muss Leiden wahrgenommen werden. Ein Mensch wird sich seiner Situation und der Empfindung von Enge und Leid bewusst. Um dies in Zukunft zu vermeiden, muss er sich dagegen auflehnen und bereit sein für Veränderung.
KW 6
Mūlādhāra-Cakra
Wir beginnen mit dem untersten feinstofflichen Energiezentrum, welches sich am unteren Ende der Wirbelsäule befindet.
Über das Wurzelcakra verbindet sich der Mensch energetisch mit der Erde und ist damit angebunden an die Quelle starker Lebensenergien. Zentrale Themen sind Urvertrauen, Sicherheit, Stabilität. Das Symbol für dieses Cakra ist ein Quadrat mit vier Lotusblättern an jeder Seite. Es steht für unsere körperliche Existenz durch die vier Elemente, Erde, Wasser, Feuer und Luft und für unsere Ausrichtung in den Raum mit den vier Himmelsrichtungen. Das Erdinnere ist voll roter, feuriger Energie und findet im Körper die Entsprechung im Blut als rote Prāṇa-Energie.
Die körperliche Ebene ist die Basis mit Beckenboden, Steißbein, Beine und die Füße. Über das Gehen können wir über die Yogapraxis hinaus im Alltag das Bewusstsein für das erste Cakra erweitern. Spaziergänge mit Phasen der Gehmeditation, aber auch bewusste Schritte vom Parkplatz zur Eingangstür helfen dabei.
Die Affirmation im Unterricht: „die Erde trägt mich und gibt mir Kraft“ möchte eine Erfahrung im Alltag werden.
Unterstützung für die Erfahrung in diesem Bereich bringt uns auch die Sinnesfunktion des Riechens. Gerüche wahrnehmen ohne Beurteilung (Denken), beim Essen, in der Natur, allein und unter Menschen. Es geht um die Erweiterung der Empfindungsfähigkeit, nicht um Konsum und Bewertung der Objekte.
Mit Mudrā betreten wir einen Bereich der feinstofflichen Kanäle sowohl im psychischen Körper als auch im Ätherleib. Das Wissen um die Mudrās ist für mich unüberschaubar groß und deshalb beschränke mich in diesem Kurs auf die Handhaltungen, die im Mudrā-Buch von Indu Arora mit den Cakren in Verbindung gebracht werden. Dabei formen wir mit den Händen und die unterschiedliche Berührung mit den Fingern bestimmte Gesten. Die Hände bleiben dabei entspannt und der Druck der Finger sollte ganz fein und leicht sein.
Ein Mudrā sammelt den Energiefluss im Körper und hilft bei der Konzentration auf einen bestimmten Bereich und dessen Bedeutung. Es kann bei dem Erspüren des Prāṇa-Flusses hilfreich sein. Wie so oft kann unser Denken und Wollen ein Hindernis darstellen. Deshalb bleiben wir entspannt und offen für die Erfahrung, die gemacht werden will.
KW 5
Einführung in den Themenkreis Cakra
Ich beziehe mich in den Erläuterungen der nächsten Wochen hauptsächlich auf einen Text „Über Cakra“ von T.K.V. Desikachar aus dem Yoga-Heft VIVEKA Nr. 11. (Herausgeber Soder/ Dalmann)
Da es über diesen Aspekt des Yoga eine Vielzahl von Büchern und Anschauungen gibt bin ich Martin Soder und Imogen Dalmann unendlich dankbar für die Zusammenfassung eines Interviews mit T.K.V. Desikachar zu diesem Thema.
Das Konzept der Cakra hat seinen Ursprung in der Entwicklung des Yoga vor langer Zeit. Die alten Weisen erkannten, dass die Lebendigkeit des Körpers von einer besonderen Kraft getragen wird. Diese Lebenskraft ist im Yoga als Prāṇa bekannt und ist verantwortlich für die verschiedenen Funktionen unseres Körpers.
Durch Reflexion und Meditation der Weisen entwickelte sich die Vorstellung, dass Prāṇa über besondere Wege, gleichsam Kanäle verfügt, durch die es fließt und dass sich diese Wege zu einem System fügen, das den ganzen Körper durchzieht. Diese Bahnen wurden als Nādī bekannt.
Im Yoga-System gilt die Wirbelsäule als zentrale Achse des Körpers und entsprechend verbindet man die zentralen Bahnen des Prāṇa-Flusses mit dem Verlauf der Wirbelsäule. Die Suṣumnā Nādī verläuft in der Wirbelsäule während Ida Nādī und Piṅgalā-Nādī an der Basis beginnen und sich an der Wirbelsäule entlang kreuzend nach oben bewegen, um schließlich im Bereich der Nasenöffnungen zu enden.
Neben dem Energiefluss wurden auch bestimmten Körperbereichen besondere Bedeutung zugeschrieben. Der untere Bereich des Rumpfes, den wir als Basis beschreiben, empfinden wir als Ort der Kraft, auf dem wir fest gegründet stehen oder sitzen. Dem Beckenraum geben wir Bedeutung in der Entstehung neuen Lebens, noch im Verborgenen, aber auch neuer Ideen und kreativer Impulse. Den oberen Bauchraum als Ort, wo die Nahrung verwertet, in Energie verwandelt wird, stellen wir uns als Ort des Verdauungsfeuers vor. Besondere Bedeutung hat der Herzraum, der Ort, an dem wir fühlen und in Verbindung treten mit anderen Wesen. Dadurch ergibt sich die Wichtigkeit für den Kehlbereich, wo sich die Sprache artikuliert und die Kommunikation miteinander trägt. Der Kopf als Bereich vieler Sinnesorgane und dem Geistorgan ist sehr bedeutend für die Anschauung. Besonders der Raum zwischen den Augenbrauen gilt als Ort für die Fähigkeit des „Sehens der Wirklichkeit“.
Diese beiden Konzepte, Energiefluss und Körperzentren in Verbindung gebracht, verband man in der Vorstellung von Kreuzungspunkten als ein Aufeinandertreffen von Energie aus den beiden Nādi Ida und Piṅgalā, welche Bewegung und Aktivität entstehen lässt. Dabei verschmelzen diese beiden Energien nicht miteinander, sondern beeinflussen sich gegenseitig. An diesen Punkten wird der Energiefluss neu geordnet und dieses regulierende Element wird Cakra genannt.
Diese Bilder sind das Ergebnis der Erfahrungen und Reflektionen auf der Suche nach einem Konzept den Ausdruck der Lebenskraft zu vermitteln und deshalb gibt es darüber auch unterschiedliche Vorstellungen. Denn es geht schließlich um die persönliche Erfahrung der einzelnen Seher. Desikachar hielt es für wichtig sich dieser Unterschiede bewusst zu sein beim Umgang mit diesen Konzepten.
Im Zusammenhang mit der Yogapraxis entstand die Vorstellung mit Hilfe dieser Konzepte den Körper von Blockierungen im Energiefluss zu befreien. Als wichtigste Praxis gilt das Üben von Prāṇāyāma (Atemtechnik) in Verbindung mit Bandha (Energieverschlüssen).
In der Yogayajñavalkya wird klar beschrieben, dass der einzige Ort wo es eine Blockierung gibt die Basis der Suṣumnā-Nadi ist. Wird diese Blockierung überwunden, steigt die Energie nach oben. Die Vorstellung, dass diese Lebenskraft irgendwo in einem Cakra stecken bleibt, hat laut Desikachar nichts mit den Konzepten des Yoga zu tun. Vielmehr gibt es im Yoga die Idee, dass sich die Energie Prāṇa normalerweise zerstreut, eher ungeordnet fließt und eben nicht der mittleren Energiebahn.
In der Hatha Yoga Pradīpikā finden wir für die Praxis einen eindeutigen Hinweis: „Wenn der Geist ruhig ist, wird Prāṇa den „mittleren Weg" einschlagen, wenn Prāṇa dem „mittleren Weg" folgt, ist der Geist ruhig. Um dies zu erreichen, bedarf es der Praxis des Prāṇāyāma.“ Der Text sagt, dass wir die Bewegung des Prāṇa in der Suṣumnā als gleichbedeutend verstehen können mit einem Zustand, in dem der Geist größte Klarheit und Ruhe erreicht, also Samādhi. Wenn eines geschieht, ist das andere geschehen. Die Hatha Yoga Pradīpikā kann sich keine Samādhi-Situation ohne den Fluss des Prāṇa in der Suṣumnā vorstellen. Das gilt auch in der Umkehrung: Die Tatsache, dass der Geist ausgeglichen ist, kann als ein Beweis für das Fließen des Prāṇa in der Suṣumnā gelten.
Diese Einführung in das Thema möchte unser Wegweiser sein für die nächsten Übungsstunden. Wir gehen gespannt in dieses neue Semester denn auch für mich ist es wieder eine neue Erfahrung, dieses umfangreiche Thema mit Impulsen und Ideen in eine Praxis umzusetzen. Es gibt kein Ergebnis, sondern nur Erfahrungen, über die wir uns austauschen können, wenn wir möchten. Ich bin für eure unterstützenden Hinweise und Fragen dankbar und freue mich auf die nächsten Stunden.
Ich habe so etwas Geheimes gefunden, etwas so Wundervolles, das niemand seinen Wert ermessen kann. Es ist farblos und Eins; es ist ewig und unteilbar; die Wogen des Wandels überspülen es niemals. Es erfüllt jedes Gefäß; es hat kein Gewicht, es hat keinen Preis; niemand kann es je bemessen; niemand kann es zählen. Es ist nicht zu erkennen durch Rede oder Erörterung. Es ist nicht schwer und ist nicht leicht. Es gibt keinen Prüfstein in einer der Welten, der seinen Wert offenbaren könnte. Ich lebe in ihm, es lebt in mir und wir sind eins, wie Wasser, vermischt mit Wasser. Wer es kennt, der kann niemals sterben – wer es nicht kennt, der stirbt immer wieder.
KABIR
KW 50
Auf dem Yogaübungsweg erfahren wir eine tiefgehende Veränderung durch die Bewusstwerdung auf allen Ebenen unseres Seins. Das kann Ängste auslösen da es an Denkstrukturen rüttelt, die uns eine gewisse Sicherheit vermitteln. Vertrauen ist die Grundlage auf diesem Weg. Es meint die Fähigkeit der Hingabe durch eine innere Gewissheit um eine Kraft, die uns beisteht.
Wir erleben diese Kraft durch die Erfahrung in der Körperarbeit. Die Erde trägt uns immerzu. Werden wir uns dessen bewusst erleben wir die Stabilität, die besondere Kraft der Erde. Sie widersteht dem Druck unseres Körpers und bietet uns dadurch Halt und Unterstützung.
Wir erfahren diese Kraft im Atem. Werden wir uns des stetigen Atemflusses bewusst. Wir müssen nicht Atem holen und Atem loswerden. Wir lassen es geschehen. Voller Vertrauen lassen wir den Atem gehen in der Gewissheit, dass der Atem wieder kommt. Unbewusst geschieht es im Schlaf. Werden wir uns dessen beim Üben bewusst kommen wir in Verbindung zur Quelle der Lebenskraft (Prāṇa).
Durch intuitives Erkennen erleben wir Buddhi, die Unterscheidungskraft in uns. Die Fähigkeit die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind und dadurch Entscheidungen zu treffen die kein Leid verursachen.
Durch Yoga werden wir zum Betrachter, wir überwinden die Unwissenheit, nehmen einen gewissen Abstand zum „Ich will“ und lernen es geschehen zu lassen, im Vertrauen auf die kosmische Intelligenz.
Śraddhāvān labhate jñānam wer festes Vertrauen besitzt, gewinnt Weisheit
(Spirit. Wörterbuch/Mittwede)
KW 49
Zu Beginn des Semesters wurde der physischen Körper in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und Übung gestellt. In den letzten Übungsstunden haben wir die Achtsamkeit auf den Atem gelenkt und die Verbindung zwischen Atem und Körper bewusst erfahren. Nun werden wir den denkenden Geist durch Achtsamkeit beim Geschehen halten. Unser Geistorgan (Citta) bildet sich aus dem Ego (Ahaṅkāra), dem meinenden Geist (manas) und dem Wissenden (buddhi). Wir wollen uns von den verschiedenen Begrifflichkeiten bezüglich unseres Denkorgans nicht verwirren lassen, sondern versuchen durch Achtsamkeit während der Übung eine gewisse Klarheit zu etablieren. In den Stille-Übungen erleben wir die Aktivität unseres Denkorgans und bemerken gleichzeitig, dass etwas in uns diese Gedankenbilder unaufhörlich betrachtet. Dieses Sehende wird im Yogasūtra Draṣṭā genannt (PYS 1.3; 2.20) und als der unveränderliche wesentliche Kern unseres Selbst erkannt. Wahrnehmung kann nur über die von den meinenden Selbst vermittelten Eindrücken über die Fühl-. und Denkfähigkeit geschehen. (R. Sriram). Der Übungsweg wird also die achtsame Unterscheidung zwischen dem meinenden Selbst und dem wissenden Selbst sein (Viveka). Dieser Weg beinhaltet sieben Stufen und bildet sich aus dem Verhalten gegenüber anderen Menschen und sich selbst, der Körperhaltung, des regulierten Atemflusses, der Sinnesanbindung , dem Üben der Konzentration und das stille Reflektieren.
Der Weg ist das Ziel wird in diesem Zusammenhang keine Floskel sein, sondern ein immerwährendes Erleben der sich verändernden Wirklichkeit. Wenn wir erkennen, wie unsere Sichtweise die Wahrnehmung beeinflusst gelingt es immer besser den Geist stabil zu halten. Wir kommen der Wahrheit näher, wenn der meinende Geist das Thema durch ein klares Fühl- und Denkvermögen vermittelt bekommt und es in dieser Weise an das sehende Selbst, unseren inneren Wesenskern, weiterleitet.
Durch die Stilleübungen versuchen wir den denkenden Geist zu beruhigen, damit er sich ungestört auf das Meditationsobjekt ausrichten kann. Das kann sehr gut gelingen da das denkende Selbst gut zu trainieren ist.
KW 48
In der vergangenen Woche haben wir die Verbindung von Körper, Atem und Denken angesprochen. Die Klärung des denkenden Geistes (meinendes Selbst) wird das Thema in den folgenden Wochen sein immer mit dem Wissen um die Verwobenheit der Verhüllungen unseres wahren Selbst.
Bei Patañjali Yogasūtra finden wir eine Vielzahl an Anweisungen, um den Geist zu klären. Im Vordergrund steht hierbei Abhyāsa (beharrliches Üben) das Dranbleiben bei einem Thema. (PYS 1.32). In der Folge bis Sūtra 1.39 werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, um den denkenden Geist zu beruhigen. Wir machen Erfahrungen damit und finden die individuelle Übung, bei der wir nach Möglichkeit bleiben.
Der Einstieg über die Āsanapraxis mit der achtsamen Körperführung im freien Atemfluss bringt uns zum Gewahrsein des Atems. Gleichzeitig stärkt es den Körper, um eine gewisse Zeit still zu sitzen, ohne den Körper zu belasten. Der Atem wird unterstützt durch Weitung und Verengung des Atemraums in den Āsana und in die Qualität fein und gleichmäßig in die Vollständigkeit geführt. Diese Qualität soll erreicht sein bevor wir in der Stille die Konzentration auf den Atem richten.
Das bewusste Wahrnehmen der Denkbewegungen im stillen Sitzen ist eine weitere Möglichkeit ein mentales Gleichgewicht zu entwickeln. Dadurch erfahren wir die Vitalität des Geistes und versuchen ohne Zwang durch Beobachtung zu verstehen. Es ist wie ein Zügeln, um das Gefährt in ruhiger Fahrt zu halten, um das Ziel unbeschadet zu erreichen (Wagenlenker Up.)
Eine weitere Möglichkeit das meinende Selbst zu klären ist das Üben mit den Bhāvana. Damit ist eine innere Einstellung gemeint, die zur inneren Überzeugung wird.
PYS 1.33
Denken und Fühlen werden klar, wenn wir uns freuen können, wenn andere Glück haben; wenn wir denen zur Seite stehen, die leiden; wenn wir andere bestärken und ermutigen und uns für ihre guten Seiten begeistern und ihre schlechten Seiten betrachten können, ohne zu verurteilen. (R. Sriram)
Diese Übung können wir zunehmend in den Alltag in Beziehung zu unseren Mitmenschen einbauen. Es wird eine positive Ausrichtung herbeiführen und unser Herz weiten.
KW 47
Mit dem Atem können wir die Verbindung zum göttlichen Bewusstsein herstellen. Im Prinzip annamaya bekommen wir schon einen Hinweis darauf, dass wir in unserem Dasein auf der Erde mehr sind als nur der Körper. Denn die Mitte, die es zu erfahren gilt, ist nicht körperlich, sondern feinstofflich. Ātmā benennen wir als göttlichen Funken, ewiges Bewusstseinslicht oder Seele.
Auf der Prāṇa-Ebene erleben wir die Verbindung der Energie einerseits mit dem grobstofflichen Körper und andererseits mit dem Mentalkörper, dem denkenden Geist (Citta). Krankheit, Trägheit, Unentschlossenheit, Hast, Faulheit, Abgelenktheit, Fehleinschätzung, fehlende Zielstrebigkeit und Unbeständigkeit sind die neun Hindernisse, die bei PYS 1.30 genannt werden. Diese führen zur Zerstreuung im denkenden Geist. Wenn Hindernisse gedeihen, entsteht innerer Druck, der allmählich das Denken und Fühlen trübt, den Körper verspannt und den Atem aus dem Fluss bringt. (R.Sriram PYS 1.31). Aufgelöst werden die individuellen Hindernisse durch die beharrliche Ausrichtung auf ein Thema. Der Atem eignet sich sehr gut für diese Übung, da er unzählige Varianten ermöglicht. Dabei beachten wir immer, dass die Qualität des Atems fein, lang und gleichmäßig sei (Prāṇa-Dhāranā). Auch die Schulung der Körperachtsamkeit (Deha-Dhāranā) und das Training der Achtsamkeit in Bezug auf das Denken und Fühlen (Citta-Dhāranā) kann durch die Ausrichtung des Atems unterstützt werden.
Yoga wird geübt, um den Geist zu klären und nicht um den Körper fit zu halten. Fitness und Gesundheit sind ein Nebeneffekt.
KW 45
Im Kontext des Yoga sehen wir in der Atmung nicht nur Luftaustausch bzw. Sauerstoffaufnahme, sondern auch Bewegung in den Körperräumen. Diese Bewegung wird als Wind bezeichnet. Durch Yoga wollen wir den Wind im Körper bewusst positiv beeinflussen.
In der HYP steht “Wo der Geist hingeht, geht auch der Atem hin und die Energie.“
Prāṇāyāma sollte geschehen wie das Zähmen eines Tigers. Ganz behutsam, langsam, Schritt für Schritt müssen wir dem Wind des Körpers entgegentreten.
Wenn wir Prāṇāyāma richtig üben, können wir einen positiven Einfluss auf den Körper ausüben durch die „Reinigung“ der Energiekanäle.
Bei der Einatmung lenken wir die Aufmerksamkeit zur Nase und folgen dem Atemfluss nach unten. Die Ausatmung beginnt mit dem „Zurücknehmen“ der Bauchdecke und wir bleiben beim Atemfluss, wenn er nach oben geht.
Als erstes versuchen wir die Ausatmung zu verlängern. Anfangs mit summen beim Ausatmen in der Bewegung, um das Gefühl der „vollständigen“ Ausatmung zu erfahren. Auch das Tönen von Silben, Bīja-Mantren oder Gebeten hilft den Atem zu entwickeln. Gute Ausatmung ist notwendig, um Schlacken und Blockaden zu entfernen.
Als Ergebnis der bewussten Ausatmung entwickelt sich eine gute Einatmung. Wir nehmen das Bild einer Flasche, um es zu verstehen. Wenn die Flasche vollständig geleert ist, können wir sie mit frischem Wasser füllen. Wenn immer ein kleiner Rest zurückbleiben würde, geht die Frische verloren.
Vollständige AA geht nur mit entspanntem, leerem Magen. Wir arbeiten an der Länge des Ausatmens, um die vollständige Ausatmung zu gewährleisten. Nicht die Dauer der Ausatmung ist wichtig, sondern die Vollständigkeit!
Patañjali gibt uns klare Anweisung für das Vorgehen bei Prāṇāyāma PYS 2.50
„ein langer sanfter Atemfluss entsteht durch gefühlvolles Verlängern der Ausatmung, der Einatmung und der Atempausen im Verlauf mehrerer Atemzüge, während die Aufmerksamkeit auf einen Punkt gerichtet ist.“ R. Sriram
Das bedeutet, dass wir nicht immer gleich alle Luft auf einmal ein- bzw. ausatmen. Wir sollten uns bemühen, langsam und gleichmäßig zu atmen.
Wir versuchen, in den einzelnen Atemphasen bewusst die „Atemgrenze“ wahrzunehmen. Beim intensiven Üben geschieht viel in der Wirbelsäule, auch wenn wir das nicht immer sofort spüren.
Der Wind im Körper ist die subtilste Kraft. Wenn wir falsch üben, gerät alles aus dem Gleichgewicht. Deshalb sollten wir beim Anhalten des Atems besonders aufpassen. Die Länge des Atems hat mit der Körperstruktur zu tun und mit der Muskulatur. Deshalb nehmen wir Abstand vom Vergleich mit anderen bzw. Vorgaben in der Dauer der Atemzüge.
Unbedingt langsam, gemächlich und schrittweise üben. Der natürliche Atem ist ein Bedürfnis (vega = Impuls) des Körpers. Der Impuls des natürlichen Atems darf nicht unterdrückt werden, sonst entstehen Krankheiten.
Wenn der Atem lang und fein geworden ist und die Yogapraxis in einem ausgewogenen Bewusstsein erfolgt, dann beginnen wir mit Prāṇāyāma, indem wir nach der Ausatmung den Atem etwas anhalten. Um den Atem anzuhalten, muss die Atmung möglichst vollständig sein. Die Verhaltung nach der Einatmung üben wir erst später.
Falls es Probleme beim Üben von Prāṇāyāma gibt, viel tönen, damit sich der Atem entwickelt.
Um an der Ausatmung zu arbeiten:
Vorbeugen
Tönen
Drehungen
Umkehrhaltungen
Bauch einziehen
sind passende Übungen.
Der einzige Fehler beim Einatmen ist ihn zu forcieren. Richtig ist, die Einatmung einfach geschehen zu lassen. Durch gute Ausatmung entsteht gute Einatmung.
Wenn wir Prāṇāyāma üben, geschehen vier Dinge:
1. Es entsteht ein neuer Atem
2. Es entsteht Klarheit im Geist
3. Es entsteht die Fähigkeit zur Meditation
4. Es entsteht der Zustand von Yoga
KW 43 Prāṇa - Einführung
Wir haben in den letzten Wochen mit annamaya kośa den Körper in den Mittelpunkt gestellt. In dieser Woche wenden wir uns Prāṇamaya, dem feinstofflichen System zu. Der Atem ist ein Teil von Prāṇa und stellt die Verbindung zwischen dem grobstofflichen und dem feinstofflichen System her.
Bei PYS I.31 finden wir einen Hinweis darauf, dass ein „zerstreuter Geist“ nicht nur eine Verspannung im Körper auslösen kann, sondern auch den natürlichen Atemfluss beunruhigt und damit auch eine psychische Unruhe erzeugt. Unter anderem wird als Mittel zur Beruhigung des Systems das vollständige Ausatmen und das Stillhalten des Atems beschrieben. Die Regulierung des Atems (Prāṇāyāma) gehört zu den acht Gliedern des Yoga-Übungswegs. Dabei sollte unbedingt die Erläuterung PYS 2.50 beachtet werden. Wichtig ist das umsichtige Verlängern des Ausatmens, frei von Verspannung.
Wir üben also den freien Atemfluss, lassen den Atem kommen und gehen. Beachte die Anleitung dem Atem mit der Bewegung zu folgen und die Veränderung im Atemraum zu erspüren. Dafür konzentriere Dich beim Ausatmen auf die Verengung des Atemraums und unterstütze es durch sanftes Zurückziehen der Bauchdecke. Beim Einatmen nimm die Weite im Brustraum wahr.
In der Meditation versuche den Raum, der dich umgibt wahrzunehmen. Verbinde es mit deinem Atemrhythmus – ich atme aus in den Raum, der Atem kommt aus dem Raum, der mich umgibt.
KW 42 Die Mitte finden
„Zwischen Himmel und Erde ist unser Dasein ausgespannt. Bewahren wir uns die Weite des Himmels, aber auch das Bewusstsein, dass die Erde uns trägt.
Erde und Himmel sind die Sinnbilder des Endlichen und Unendlichen, an denen wir gleichermaßen teilhaben. Es ist nicht möglich zwischen diesen beiden Polen unserer Existenz zu wählen, sondern unsere Aufgabe die gegenseitige Bedingtheit zu erkennen und in unser Wesen zu integrieren. Denn wir sind als Mensch die Mitte zwischen Himmel und Erde und sollen beides in unserem Dasein erfahren und ausdrücken.
Es ist das Endliche das dem Unendlichen Sinn verleiht, denn das Unendliche wird im Endlichen zur Gestalt. Die Einmaligkeit und Besonderheit jeder Gestalt ist aber ihre Kostbarkeit. Sie ist kostbar, weil sie vergänglich ist und gleichzeitig das unvergängliche Wesen alles Lebenden zum Ausdruck bringt. Es ist die Kostbarkeit individueller Formgestaltung, in der das Unendliche zum Ausdruck kommt. (frei nach einem Text von Lama Anagarika Govinda)
In Annamaya versuchen wir über das rein körperliche Empfinden hinaus die Verbindung zu Atman, unserem wahren Selbst zu finden. Wir halten in den Übungen den Fokus ausgerichtet auf unsere Mitte (Halsgrube, Herzpunkt, Nabel) damit sich eine Stabilität entwickelt, die in eine Einheitserfahrung führen kann.
„Der Mensch ist ein Teil des Ganzen, das wir Universum nennen, ein in Raum und Zeit begrenzter Teil. Er erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle als abgetrennt von allen anderen – eine Art optische Täuschung des Bewusstseins.
Diese Täuschung ist für uns eine Art Gefängnis, das uns auf unsere eigenen Vorlieben und auf die Zuneigung zu wenigen uns Nahestehenden beschränkt.
Unser Ziel muss es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir den Horizont unseres Mitgefühls erweitern, bis er alle lebenden Wesen und die gesamte Natur in all ihrer Schönheit umfasst. „ (Albert Einstein)
KW 40 Einführung
Der Vorstellung der Taittirīya Upaniṣad folgt in diesem Semester die Umsetzung dieses Wissens, um in die Erfahrung zu gehen. Dafür werde ich Bezug nehmen auf das Yogasūtra von Patañjali. Wir beginnen auf der Ebene des Körpers mit dem Bewusstwerden in der Haltung.
Nach den Disziplinen im zwischenmenschlichen Verhalten und den Regeln des Alltagsverhaltens kommt Āsana – die Körperhaltung an dritter Stelle in der Aufzählung der acht Glieder des Yogaweges (PYS 2.29).
Die ideale Haltung wird als stabil und leicht zugleich beschrieben (PYS 2.46). Diese Definition ist eine der wenigen Anhaltspunkte, die wir bei Patañjali über Körperhaltungen finden. Ein āsana ist dann gut ausgeführt, wenn diese beiden Elemente gleichermaßen zum Tragen kommen.
Das erfordert beim Üben eine Bewusstheit für den Körper zu entwickeln, die sich mit der Zeit auch im Alltag zeigen wird.
Dafür braucht es neben der intensiven Bemühung um eine gute Haltung und der Verringerung von Spannung eine konzentrierte Ausrichtung im Geist (PYS 2.47). Wir sollen uns nicht verkrampfen, um etwas zu erreichen. Hier liegt der spirituelle Ansatz des Yoga im Gegensatz zu Sport. Andere Bewegungs- und Entspannungssysteme haben auch eine positive Auswirkung auf den Körper, aber oft fehlt die geistige Ausrichtung, die Konzentration auf Prᾱṇa.
Die Konzentration auf Prᾱṇa führt uns in die Spiritualität. Wenn der Geist während des Übens ausgerichtet ist, kann er „Grenzen“ überschreiten, in die Feinstofflichkeit kommen und uns in subtilere Ebenen führen.
Als Ergebnis dieses Übens erfährt der Körper Widerstandsfähigkeit gegenüber gegensätzlichen Prinzipien (PYS 2.48). Das bespricht ein Gleichgewichtsgefühl. Es bedeutet zentriert zu sein in der Körpermitte, zu wissen, wie sich dieses Gleichgewicht anfühlt. Dabei hilft der Atem, die Fokussierung auf den Nabel, bzw. Brust/Herzpunkt und die Erfahrung der eigenen Grenzen.
Wenn wir nur auf uns selbst vertrauen, kann das in Richtung Narzissmus gehen. Es ist besser sich in ein größeres Prinzip einzuordnen, um in ein nachhaltiges Gleichgewicht zu kommen. Es reicht nicht nur den eigenen Körper wahrzunehmen, sondern wir versuchen in Einklang mit dem Kosmos zu kommen. Yogatherapie bedeutet nicht nur die Symptome zu beseitigen. Manchmal ist das gar nicht möglich. Deshalb ist das Ziel eine gewisse Stabilität zu finden, um mit dem Problem zurecht zu kommen.
Man kann auch mit geradem Rücken im körperlichen Ungleichgewicht sein. Es hat nicht so viel mit dem äußeren Körper zu tun. Man darf die Ausrichtung des Körpers nicht zu weit treiben.
Das Cakra-Mandala (der Kreislauf der Cakren = Prāṇafluss) steht und nicht die aufgerichtete Wirbelsäule. Eine gewisse innere Widerstandskraft ist der Beweis dafür, dass du im Gleichgewicht bist.
Die Taittirīya Upaniṣad
Auf meinem Yogaweg wurde diese Upaniṣad zum Wegweiser. Sie gehört zur Grundlage meines Unterrichtens und meiner persönlichen Praxis. In diesem Semester versuche ich eine Zusammenfassung des Gelernten und im Unterricht Geübten darzustellen. Möge es Euch eine Hilfe sein bei der Umsetzung in Eurem Alltag im Bewusstsein: „der Yoga findet nicht auf der Matte statt“.
Im Abschnitt I.11 findet sich ein Hinweis auf die Lebensphase, die dem Alltag und den Anforderungen eines Lebens in Beziehung zum sozialen Umfeld gewidmet ist, im Gegensatz eines Lebens, das dem Studium und Rückzug des Menschen gilt.
Die Upaniṣad zeigt einen Weg uns zur spirituellen Freiheit hinzuentwickeln, ohne eine Entscheidung zu fordern zwischen der persönlichen Erfüllung und dem Dienst am sozialen Wohl. Beides widerspricht sich nicht.
Die Erläuterungen, die folgen betreffen den Abschnitt II. Der Text nimmt Bezug auf die Einzelperson und entwickelt mit einem Bild der Umhüllungen die These vom „Selbst“, dass sich vom „Ich“ (der im Alltag handelnde Mensch) mit wachsendem Bewusstsein unterscheidet. Es wird in der Upaniṣad als Ātman bezeichnet und für uns zum Verständnis auch als Seele benannt. Wobei ich mit diesen Begrifflichkeiten sehr vorsichtig umgehen möchte, da wir durch unsere Kultur und Erziehung geprägt sind und der Yogaweg für mich persönlich immer einen Weg der Erfahrung bedeutet und eine gewisse Offenheit erfordert.
Hinweis: Das Wort „Seele“ im deutschen Sprachgebrauch hat eine andere Bedeutung!
„Brahman: die Weltseele, die höchste Wirklichkeit, das kosmische Selbst, das absolute Sein, das höchste Wesen…“
„Der Ātman ist die unsichtbare Grundlage, das wirkliche Selbst, die dem Menschen innewohnende Göttlichkeit, die Seele, welche die Wirklichkeit innerhalb der fünf Schichten (kośa) darstellt, deren äußerste der Körper ist. Er ist der göttliche Funke im Innern, die innerste, dem Menschen ureigenste Realität. Er ist die eigentliche Substanz der gesamten „objektiven“ Welt, die Wirklichkeit hinter dem Schein und jedem Wesen innewohnend. Er ist von Natur aus frei von jeglicher Bindung. Er handelt nicht, noch besitzt er eigene Bedürfnisse oder Besitztümer, er kennt kein „ich“ oder „mein“. Der Ātman ist unsterblich. Er vergeht nicht, er stirbt nicht wie der Körper oder der relative Geist. Er ist die wesenhafte Wirklichkeit des Individuums (Jīvin), der Zeuge, unberührt von allem Wandel in Zeit und Raum, der dem Körperlichen innewohnende Geist, das Geheimnis jenseits dessen, was sich durch Körperliches fassen lässt, die wahre Triebkraft, die hinter den Impulsen und Zielen der körperlichen Ebene steht.“[1]Spirituelles Wörterbuch, Martin Mittwede
Dieses Konzept der vedāntischen Philosophie ist bekannt als Pañcakośa. Der Begriff hat die Bedeutung „das Gefäß, um Flüssigkeiten zu halten“ oder einfach „die Hülle“. Wir sollten aber nicht an diesem Bild der Hülle festhalten. Maya – das Wort, welches hinter der jeweiligen Energieform angehängt ist, bedeutet: „bestehend aus, voll von; es reicht aber darüber hinaus“.
Maya bedeutet Ebene und Kośa bedeutet Sack. Desikachar vermied es von Ānnamaya kośa usw. zu sprechen, denn Magen, Darm, Blutgefäße sind auch Hüllen im Körper. Kośa muss hier dem Bild von einer durchlässigen Hülle entsprechen, damit man auf diese Weise damit arbeiten kann.
Diese Grafik ist eine Anregung von Sriram, es für uns verständlich darzustellen.
Als Bild wird die Geschichte erzählt vom kleinen Stern, der mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen ist. Wir schauen in das Sternbild und suchen einen größeren Stern, um zum kleinen Stern zu kommen. So werden die Ebenen behandelt, vom Groben zum Feinen.
Es handelt sich hier um ein sehr altes Modell, es braucht Zeit durch alle Ebenen zu gehen
Jede der fünf Verhüllungen des Höheren Selbst (Puruṣa; Ātman) wird genau beschrieben mit einer eigenen „Anatomie“ bzw. Physiologie, die man verstehen kann. Das stellt eine Hilfe dar, das Ātman zu erkennen, um in der Vollendung die untrennbare Verbindung zum Brahman zu erfahren Die fünf Verhüllungen werden beschrieben und dargestellt mit jeweils dem Kopf, dem Herz, der Basis und zwei Seiten (Arme oder Flügel)
- Der Kopf steht für die Mittel, die ich benötige, um das Herz zu erreichen
- Das Herz ist der Mittelpunkt, die Essenz jeder Ebene
- Mit Basis ist gemeint, was diese Ebene trägt
- Die Seiten stehen für das Gleichgewicht, und die Notwendigkeit des Ausgleichs
Wenn man die Aufgaben der einzelnen kośa betrachtet, erzeugt der Annamaya-kośa die physische Existenz des Menschen. Er hängt ab von den groben Formen von Prᾱṇa, nämlich Essen und Flüssigkeit.
Der Prᾱṇamaya-kośa stellt zusammen mit dem physischen Körper die Grundlage der menschlichen Struktur dar. Prᾱṇamaya-kośa ist subtiler als der Annamaya-kośa, den er durchdringt und erhält. Er bringt Prᾱṇa in jede Zelle des physischen Körpers (Cakra, Nᾱḍī).
Der Manomaya-kośa unterstützt und erhält die gröberen kośa und bindet sie zusammen. Er fungiert als Bote zwischen den kośa, bringt Erfahrungen und Gefühle aus der äußeren Welt (Sinne) in den Vijñᾱnamaya-kośa und die Einflüsse des Vijñᾱnamaya- und Ānandamaya-kośa zum Annamaya-kośa.
Der Vijñᾱnamaya-kośa ist noch subtiler als der Manomaya-kośa und durchdringt diesen. In der Wahrnehmung von Vijñᾱnamaya-kośa erlebt man das Leben auf intuitiver Ebene und sieht die hinter der Manifestation liegende wirkliche Realität (Höheres Bewusstsein). Das erzeugt Weisheit.
Der Ānandamaya-kośa ist die Quelle der feinsten Form von Prᾱṇa. Er ist so fein und subtil, dass er mit groben Instrumenten wie Worten und Begriffen nicht definiert werden kann (ohne Erwartung im Augenblick sein). Ganz nah an der Erfahrung der Einheit, aber immer noch eine Verhüllung.
„Direkt in die Sonne zu schauen ist schwierig, ihr Abbild jedoch auf einer Wasserreflexion können wir erfassen. So verhält es sich mit den Kośa, den Hüllen. Die Seele direkt zu erblicken ist sehr schwierig, denn sie liegt verborgen.“
KW 10/11 Annamaya
Annam = Materie, aus der die Speise kommt ;Maya = Bewegung, Ebene
Der Annamaya-kośa wird durch annam, also Nahrung gebildet. Der grobstoffliche Körper ist die materielle Schicht des Brahmans, die jeder mit seinen Sinnen direkt wahrnehmen kann.
Durch ᾱsana-Praxis können wir über Körperempfinden zu Annamaya kommen. Wichtig ist jedoch auch ein grundlegendes Verständnis von der Bedeutung der Nahrung für die Gesundheit. Der Körper ist Nutznießer der Speise. Bemühen wir uns, den Nahrungsmitteln größte Achtsamkeit erweisen, nicht zu viel kochen, Lebensmittel nicht wegschmeißen. Es geht nicht nur um Speise, sondern um die Natur, die geschätzt werden muss. Über die Speisen lernen wir Achtung gegenüber dem Leben zu bekommen.
Wie können wir Annamaya empfinden, meditieren, vorstellen?
Physische Stabilität benötigt Bewusstheit für den Körper. Um gut in der „Mitte“ zu sein, ist es deshalb wichtig, in der Körperarbeit (ᾱsana) folgende Bereiche anzusprechen:
· Kopf: (Nacken und Schultern): Der Kopf als führendes Körperteil gibt dem Körper die Ausrichtung und ist der Sitz der Sinnesorgane (sehen – hören – riechen –schmecken –tasten) Beobachtung: wie wird der Kopf getragen? Den Hinterkopf ausrichten in der Rückenlinie.
Ᾱsana müssen die Entspanntheit im Kopfbereich betonen, beim Üben den Nacken locker halten und den Kopf ruhig
· Basis: Festigkeit, Stabilität im Becken anstreben, Erdung, Verbindung herstellen. Die Muskeln in der Kreuzbeingegend brauchen genug Spannung, um das Becken aufzurichten. Dafür den Beckenboden und den unteren Rücken kräftigen. Die Beine sind die Tatorgane des Beckenbodens (Balance). Gehen, Treppen steigen, laufen und sitzen in Bewusstheit, Kraft entwickeln für Stabilität, lernen das Becken und die Beine zu benützen und zu kräftigen. Ziel ist Stabilität im Becken, Leichtigkeit im Kopf.
Ᾱsana müssen helfen die Balancefähigkeit und die Stabilität in diesem Bereich zu fördern
· Körperseiten – unsere „Flügel“ das Gefühl von Asymmetrie im Körper beachten. Die rechte und linke Seite betrachten, um stabil in der Körpermitte zu sein. Asymmetrie ist kein Problem, wenn man sich mittig fühlt. Wenn Skoliose vorhanden ist, beeinträchtigt das die Haltung, trotzdem ist Balance möglich. Sthira-sukham bedeutet entspannt und kraftvoll in Rücken, Flanken und Brustraum (Körperhälften links und rechts vom Brustbein – vorne und Wirbelsäule –hinten). Die gesamte Rumpfmuskulatur soll angesprochen werden. Die Schultergelenke, Arme und Hüften einsetzen, um gut zu sitzen. Dehnung und Kräftigung der Muskeln, um die Gelenke beweglich zu halten.
Am Ende der Ᾱsana-Praxis soll eine Empfindung von Ausrichtung in der Mitte entstehen.
· Ātmā die Mitte finden (zwischen Hals und Nabel). Essenz in mir wahrnehmen, in Verbindung mit Kosmos treten (zwischen Kehle und Nabel – das bist Du – die Essenz)
Die Empfindung von Mitte ist sehr wichtig für annamaya > es führt in die Weite, es muss sich kontinuierlich entwickeln.
Der Kopf gibt die Ausrichtung, die Seiten Unterstützung, Ātman steht am Steuer. Fokus ist die Mitte. (In diesem Kontext der Bereich zwischen Kehle und Bauch).
Betrachtung und Übung:
Halsgrube - Ort von Sprache und Stimme. Die Wörter gehen durch den Hals oder bleiben stecken. Erst wenn die Nahrung durch die Halspassage geht, ist es gegessen. Durch das achtsame Heben und Senken des Kopfes mit der Atmung können wir uns einstimmen auf die Mitte.
Herzpunkt – eng verbunden mit dem Zwerchfell, hier ist der Übergang von Ein- und Ausatmung. Beim Sitzen ist der Herzpunkt unsere Mitte. Die Gefühle sind immer mit Gedanken verbunden und umgekehrt. Wenn du dich geistig beruhigen willst, musst du den Fokus zum Herzpunkt bringen. Bei unangenehmen Aufgaben, Gesprächen usw., wenn die Psyche an ihre Grenzen kommt, halte den Herzpunkt im Bewusstsein. Herz und Lungen sind in diesem Bereich. Der Herzpunkt ist das Zuhause von Prᾱṇa. Wenn der Körper stirbt, geht Prᾱṇa zu diesem Punkt zurück. Wir gehen zurück zu der Kraft, aus der wir gekommen sind. Der Nabelpunkt kann den Herzpunkt unterstützen. Der Nabelpunkt entspricht dem Körper, der Herzpunkt der Psyche, Seele.
Der Nabel - ist unsere körperliche Mitte im Stand. Bei körperlicher Aktivität bildet der Nabel den Gleichgewichtspunkt. Deshalb ist der Nabel wichtig bei Bewegung und Arbeit und er ist der wichtigste Punkt bei Ᾱsanam. Bei Gleichgewichtshaltungen, anstrengenden Haltungen, wenn wir an unsere körperliche Grenze kommen und wenn wir Probleme mit dem Körper haben, ist es hilfreich, den Fokus auf dem Nabel zu halten. Am Ende der Ᾱsana-Praxis soll ein Gefühl für den Nabelpunkt entstanden sein. Der Nabelpunkt gibt körperliche Kraft, auch im Alltag.
Ein gutes Gefühl für den Bauchnabelbereich ist wichtig, um die Entschlackung zu aktivieren und gut zu entfernen. Dafür aktiviert man den Bereich bis zum Herzpunkt, um das Feuer zu stärken. Alle wichtigen organischen Funktionen haben ihr Zentrum im Nabel (Verdauung, Stoffwechsel usw. Zu Beginn des Lebens ist die Nabelschnur der Ausgangspunkt. )
Fokus ist wichtig, um das Körpergefühl zu entwickeln!
Ziel ist, einen sehr heilsamen, spirituellen Blick auf den Körper zu entwickeln.
Beim Meditieren ist die Basis stabil und balanciert, Nacken, Gesicht sind entspannt, der Rumpf ist entspannt und kraftvoll, auf guten, ruhigen Atemfluss achten. Einheitserfahrung zu machen ist ein tiefes Erleben in der Meditation
Bei Problemen auf der körperlichen Ebene versuchen wir die Balance zu finden zwischen Schwäche durch Kraftaufbau (Rückbeugen) und Steifheit durch Flexibilität (Vorbeugen).
Āsana berühren zuerst den Annamaya-kośa durch Bewegung, Dehnung und Kräftigung. Da die Übung aber stets mit dem Atem kombiniert wird, arbeiten wir gleichzeitig auf der Ebene des Prᾱṇamaya-kośa und durch die notwendige Achtsamkeit an Manomaya-kośa. Konzentrations- und Kontemplationsübungen helfen primär, den Manomaya-kośa zu stabilisieren. Dies wirkt sich auch auf die anderen vier Ebenen aus. Je weniger Manomaya-kośa das Gesamtsystem übertönt, desto besser können sich die anderen Funktionen rein entfalten. Meditationstechniken bringen uns in die Ruhe, um den Vijñānamaya-kośa in seiner Funktion zu reinigen. Wir sind dadurch besser in der Lage, die eigene Intuition wahrzunehmen und ihr zu folgen. In Samādhi befinden wir uns direkt im Ānandamaya-kośa. Nichts kann uns in dieser Haltung von der Quelle unseres Bewusst-Seins trennen. Wir erleben Sat-Cit-Ānanda, das unendliche Glücklich-Sein der Erkenntnis des wahren Selbst.
Prᾱṇamaya
Prᾱṇamaya kommt auf dem Yogaübungsweg besondere Bedeutung zu, da sie als aktive, sich im Materiellen ausdrückende Energieform alle Hüllen des grobstofflichen und des feinstofflichen Körpers als einen Organismus zusammenhält.
Prᾱṇamaya macht Annamaya komplett (pūrnam). Annamaya ist ein grobstoffliches System, das sich bewegt und Prᾱṇamaya ist ein feinstoffliches System, das sich bewegt. Der Vitalkörper stellt zusammen mit dem physischen Körper die Grundlage der menschlichen Struktur dar. Der Vitalkörper ist subtiler als der physische Körper, er bringt Lebensenergie in jede Zelle.
Funktionieren beide koordiniert bleibt das System gesund.
Störungen zeigen sich auf dieser Ebene als zentral-energetische Erkrankungen wie Müdigkeit, Erschöpfungs- oder Schmerzsymptome, für die es keine körperlichen Erklärungen gibt. Auf Dauer führen Störungen in diesem Bereich auch zu körperlichen Erkrankungen, im frühen Stadium können sie aber rein energetisch oder funktionell sein.
Mittel: Prāṇāyāma – in eine bestimmte Atemqualität kommen, fein, lang und gleichmäßig (dīrgha-sūkṣma PYS 2.50) Die Wirkung von Atemübungen erstreckt sich auf alle Organe.
Zitat v. Avalon: „Prᾱṇa, das Vitalprinzip oder der Lebensodem, ist das spezielle In –Verbindung-Treten des ATMAN mit einem ganz bestimmten Stoffsystem, dadurch zeigt sich der individuelle Prᾱṇa im Körper des Einzelwesens. Der kosmische, das ganze Universum durchdringende Prᾱṇa bezeichnet dagegen das BRAHMAN als den Urheber des individuellen Prᾱṇa.“
„Wenn ich ausatme, atmet Gott ein, wenn ich einatme, atmet Gott aus.“
Diese Ebene wird auch Vitalkörper genannt Sie bildet die energetische Schicht und wird aufgeteilt in fünf Vāyu ( = „Lebenshauch“; Bewegungsrichtungen:
- Prᾱṇa = „Atem“ (steuert die gesamte Lebenskraft
- Udāna = „aufsteigender Atem“ (u.a. zuständig für die Sprache)
- Apᾱna = „absteigender Atem“ (zuständig für die Ausscheidung)
- Vyāna = „durchdringender Atem“( versorgt die peripheren Körperteile)
- Samᾱna = „gleichmäßiger Atem“ (steuert die gesamte Verdauung)
Wie können wir diese Ebene durch Übung erreichen?
Kopf - Ein Teil von Prᾱṇa ist die Luft, auch die Einatmung wird so genannt. Die Atemorgane und Atemwege freihalten, Kopf- und Brustraum. Lass den Atem los, unterstütze den freien Atemfluss, genug Luft holen beim EA ohne stocken, mentales Hindernis auflösen (bei Krankheit verändert sich der Atem leicht) Ziel ist, ohne Angst und Hektik zuversichtlich und mutig den EA kommen lassen. Wege dazu finden! Annamaya berücksichtigen. Bei Asthma kann Spray helfen, um Mut zu finden. Freundschaft dem Atem gegenüber entwickeln, nicht zwingen. Beim Heben und Senken der Arme achtsam und liebevoll mit dem Atem umgehen, nicht zwingen, lass dich vom Atem führen.
Pṛtvī die Erde ist die Basis. Sie ist die Grundlage, die Freiheit als Begriff ist mit Erde verbunden, Freiheit ist ohne Erdverbundenheit nicht denkbar. (Ohne das Gefühl der Erdung kommt Angst.). Um Ᾱkᾱśa zu bewahren, brauchen wir Stabilität. Das Becken muss gut mit der Erde verbunden sein – Die Ausatmung unterstützt die Erdung. Dafür im Beckenboden, Unterbauch und der Schließmuskulatur Kraft aufzubauen. Nicht nur muskuläre Anspannung, sondern Kraft im Halten des Atems entwickeln. Den Atem nach der AA halten, innehalten in der Pause nach Aus, ganz unten am Wurzelbereich – gibt Sicherheit.
Vyāna - Bewegung ist ganz wichtig für Prᾱṇamaya, Vitalität zu empfinden gibt ein Gefühl von Freiheit. Durch langsame, dem Atemrhythmus entsprechende Bewegung können sich Blockaden (Verkrampfung) im Körper lösen und die Energie (Prāṇa) verteilt sich optimal. Die Gelenke lockern (Kreuzung) hier sind die Stolperstellen, Hindernisse und Blockaden sitzen da. Die Sehnen und Muskeln strecken und dehnen, kräftigen um die Blockaden zu lösen. Intensive Einatmung kann sich nur entfalten, wenn sie nicht durch Blockaden gehindert wird. Bei Atembeschwerden wie Asthma oder Nervosität ist es wichtig, die Basis zu stärken und Mut zu entwickeln. Mit Zuversicht den Atemfluss unterstützen, dadurch wird das Raumgefühl im Körper besser und man kann Freiheit empfinden – wichtig in der Pubertät!
Apᾱna – Um Schwere im Körper zu vermeiden (hindert das Gefühl von Freiheit!) muss das System gereinigt werden durch Ausscheidung von Schlacken und Toxine. Gute Verdauung ist wichtig, dazu gehört auch gute Ernährung. Langsames Ausscheiden ist Training für die Bewegtheit des Atems, um ruhig und gleichmäßig zu wirken. Die vollständige Ausatmung und die Stille danach unterstützt diesen Vorgang. Prᾱṇa umfasst sämtliche Bewegung im Rumpf während des Atems, die intensive Ausatmung lässt Rumpf schrumpfen und die Einatmung weitet ihn. Funktioniert nur mit guter, intensiver , langsamer Einatmung.
Ᾱkᾱśa - Es ist das feinste der fünf Elemente und ist nicht mehr atomar aufgebaut. Deshalb kann es das gesamte Universum erfüllen und durchdringen. Es ist die physische Repräsentanz des allgegenwärtigen göttlichen Einen. Raum (ākāśa) wird wie folgt übersetzt: Himmel, Äther, unbegrenzter Raum, feinstofflicher Kosmos, Weltenraum, Himmelsraum. Die Empfindung von Raum macht Lebewesen speziell, Raumgefühl bedeutet Freiheit, Weite, Eigenmächtigkeit. Raum ist die Essenz von Prᾱṇamaya (auch ein Grashalm hat diese Empfindung, wenn auch vielleicht nicht bewusst, er streckt sich wieder, wenn er runtergetreten wird, gibt Widerstand, um seinen Raum zu erhalten. Jedes Lebewesen widersteht dem Druck, der seinem Raum schmälert. Wenn wir Ᾱkᾱśa verstehen, wissen wir um Prᾱṇamaya.
Das Ziel ist in der Mitte ein Raumgefühl entstehen zu lassen.
Die Atmung ist eine eher grobe Form dieser Energien. Durch Ein- und Ausatmung entsteht eine Einheit zwischen dem Körper und der Umwelt.
Erfahrung machen:
- Wieviel Luft bringt man aus dem Körper
- Woher kommt Kraft
- Benutze die Bewegung, um den Atem zu bremsen und zu verlängern
- Stufenweises Einatmen soll zeigen wieviel man einatmen kann
- Konzentration auf die Mitte beim Sprechen und Rezitieren.
- Prāṇāyāma um bewusst zu werden für die Räume (hören)
Ich atme „Raum“ ein, ich atme in den „Raum“ aus. An der Nasenspitze entsteht eine Verbindung zwischen mir und dem Raum.
Das Thema nach den Osterferien wird Manomaya Kośa sein.
Zum besseren Verständnis der Ebene von Manas habe ich versucht, die Bedeutung von Citta in unserem Yogakontext darzustellen. Die Grundlage dafür sind verschiedene Unterweisungen in der Sāṁkhya Kārikā bei meinen Lehrern R. Sriram und Vivek Nath Sinha
Mit dem physischen Körper haben wir uns in Annamaya Kośa schon beschäftigt – er stellt das äußere Organ (Bahirkaraṇa) dar.
Citta wird als inneres Geistorgan (Antaḥkaraṇa) auch Empfindungsorgan genannt und bildet sich aus , dem Ego (Ahaṅkāra), den Gedanken (Manas) und dem Intellekt (Buddhi). Für den Einstieg in Manomaya-Kośa ist für uns die Bedeutung von Manas im Vordergrund.
Manas ist das Instrument des Erinnerns und des Vorsatzes (Intelligenz). Es teilt sich in den Erinnerungsspeicher (smṛti) vergleichbar mit einem USB-Stick, auf dem alle wahrgenommenen Informationen gespeichert sind und dem Vorsatz (Saṅkalpa) Beispiel Wecker einstellen, um zur bestimmten Zeit geweckt zu werden.
Lernen findet in Manas statt und muss die Ebenen durchdringen, damit es von Wissen zu Weisheit führt. Manas hat einen starken Trieb Informationen zu sammeln, deshalb ist es wichtig zu entscheiden, was gespeichert wird (Saṅkalpa). Manas kann auf der psychischen Ebene Schaden anrichten, weil diese Kraft des Geistes sehr stark ist. Wenn man die Psyche heilen will, kommt man an Manas nicht vorbei. Lebewesen müssen Manas entwickeln, um Ego und Selbstbezug zu schützen, sonst wären Fragen, die den Dharma betreffen wie Selbstdisziplin, Rechtschaffenheit, Moralgefühl, Würde usw. gar nicht möglich.
Manas ist ein Organ und sich nicht bewusst, aber immer in Bereitschaft. Es sammelt und speichert Informationen, Wissen Erfahrungen und Eindrücke. Für das Selbstbewusstsein ist es sehr wichtig, darauf zurück greifen zu können. Das ist der passive Teil von Manas, der aktive Teil sendet Signale aus, wann etwas zu machen ist und gibt Kraft, sich an Vorsätze zu halten.
Manas ist als Impulsgeber für die Sinnesorgane sehr nah an den fünf Aktionsorganen (Sprechen, Greifen, Laufen, Fortpflanzen und Ausscheiden) und den fünf Wissensorganen (Hören, Fühlen, Sehen, Schmecken und Riechen). Das Auge z. Bsp. ist nur in der Gegenwart aktiv, Manas wirkt in der Vergangenheit (Erinnerung) und in der Zukunft (Vorstellung).
Manas ist nicht zu trennen von Buddhi (Unterscheidungskraft) und Ahaṅkāra (Ich-Bewusstheit). Probleme können auftreten, wenn Buddhi und /oder Ahaṅkāra sehr abgeschwächt sind.
Dem können wir begegnen, da Manas sehr gut zu trainieren ist. Wir können durch neue Muster die alten Gewohnheiten ersetzen: neue Aufgaben (strukturiert, regelmäßig, zeitbezogen), Vorsätze, Texte auswendig lernen, Regelmäßigkeiten (Rituale). Mantra dient der Reinigung, du benützt neue Worte, die alte Muster abschwächen können. Genauso gut wirkt auswendig lernen von Gedichten, laut lesen, Singen. Auch die Bhāvanā (Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Begeisterungsfähigkeit und verständnisvolles Abstandhalten) sind dabei notwendig, es geht nicht nur um neue Worte und Vorsätze.
Manomaya
In manomaya kośa beschäftigen wir uns mit den „Grundwahrheiten“, mit dem bereits in uns angelegten Wissen (Ahnen, Eltern, Lehrer), und mit dem Geist (Gedanken, Gedächtnis). Manas definieren wir als denkenden Geist, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbinden kann
Es ist die aus Gedanken, Begierden, Emotionen, Motiven und Wünschen gebildete Hülle des Selbst, die sowohl positive als auch negative Aspekte enthalten kann. Auf der Ebene von manas laufen alle Sinnesempfindungen ein. Manas verhält sich dabei wie ein Bildschirm, auf dem unablässig die Empfindungen der Wahrnehmungsorgane projiziert werden. Manas nimmt dabei Form und Färbung der Wahrnehmungsobjekte an, dadurch kommt es zu bewussten Wahrnehmungen. Auf der Ebene des manomaya-kośa findet man vor allem Erkrankungen durch mentale Energien wie Ängste, Depressionen oder Wahnvorstellungen. Diese Erkrankungen entstehen durch die fehlerhafte Nutzung der Sinne, die im Ayurveda, als eine der drei Hauptverursacher von Krankheiten des Körpers und des Geistes gesehen wird. Deshalb können auch Erkrankungen des Körpers mit dem manomaya-kośa zusammenhängen.
Wenn ich dem Geist keine Nahrung gebe, sucht er sich selbst eine Beschäftigung. Wir können uns aussuchen, mit welchen Themen wir uns beschäftigen.
Auf dieser Ebene übe ich die Meditation. Ich fokussiere zum Beispiel einen Leitgedanken oder verbinde mich mit der Kraft der Liebe.
Pratyᾱhᾱra – das Nach-innen-Lenken der Aufmerksamkeit. Dabei werden die Sinne von der äußeren, dinglichen Welt nach innen gerichtet. Diese Praxis führt dazu, dass der denkende Geist (Citta) nicht mehr abgelenkt wird, sondern sich ungestört auf das Objekt der Meditation ausrichtet.
In der Meditation spielt sich mit der Zeit eine Reihenfolge ein:
Achte auf deine Körperhaltung (aufrecht sitzen, ein Körperteil fokussieren)
Achte auf deinen Atem (lang und fein)
Achte auf dein Bild (Mantra, Text o. ä.)
In der nächsten Übungsstufe Dhāraṇā versuchen wir die beständige Ausrichtung auf den Gegenstand der Meditation zu halten. Das führt zur Klärung des Denkorgans.
Welche Unterstützung steht uns dabei zur Verfügung?
Kopf - Yajurveda
Der Yajurveda ist in verschiedenen Fassungen der unterschiedlichen Traditionslinien erhalten. Besonders verbreitet ist auch heute noch die Tradition der Taittirīyas. (Quelle: Spirit. Wörterbuch/Mittwede)
Wer bin ich, wo komme ich her, geistiges Wissen. In Manomaya-Ebene muss das Streben nach spirituellem Wissen da sein.
Aktivitäten (Karma-Yoga), um spirituelles Wissen zu erlangen und Vertrauen aufzubauen( spirituelles Wissen ist das Wichtigste), dazu gehört das kritische Hinterfragen.
Basis – Atharvaveda
Hier sind die Formeln für die Gesundheit und Sicherheit des Körpers und der Gemeinschaft enthalten. (Quelle: Spirituelles Wörterbuch/Mittwede)
Handhabung der Materie, mit Natur beschäftigen, Verbindung zur Natur herstellen durch Tiere, Gartenarbeit, handwerkliche Tätigkeiten mit Stein oder Holz, Ayurveda, Kochen. Geschicklichkeit im Umgang mit der Welt; Schläue und Vernunft
Sich mit der Natur verbinden, um seinen Weg zu finden (wichtig für Jugendliche und junge Erwachsene)
Rechte Seite - Ṝg-Veda
Der Ṝg-Veda ist die älteste der vier vedischen Textsammlungen und zugleich das älteste Zeugnis der indischen Literatur. Er gilt als die göttliche Uroffenbarung, welche die spirituelle Ganzheit des Wissens über den Kosmos darstellt. Die meisten Hymnen sind mit dem Namen eines bestimmten Sehers (Ṛṣih) verbunden, der diese im göttlichen Urgrund schaute.(Quelle: Spirit. Wörterbuch/Mittwede)
In diesem Veda wird das Ritual gelehrt. Im Ritual befolgst du Regeln, es schenkt Neutralität. Das Wesen des Rituals ist, das die Persönlichkeit in den Hintergrund rückt. Durch Ritual wird eine Verbindung hergestellt zu einer kosmischen Kraft. Einen Altar schmücken, beten, Mantra o. ä. werden nur dann zum Ritual, wenn du dich durch Hingabe mit einer größeren Kraft verbindest
Linke Seite - Sāma-Veda
Sāma-Veda ist der Veda der Lieder, mit denen die Darbringung des Opfers begleitet wird. Das Besondere daran sind die Melodien und die teilweise komplexen Mustern folgenden Silbenwiederholungen (Quelle: Spirit. Wörterbuch/Mittwede)
Kreativität, schöpferisch tätig sein ist wichtig, sonst verkümmert unsere Seele. Musik hören, Rezitation, Tagebuch schreiben, Waldspaziergang, - nicht als Freizeitbeschäftigung, es muss Stille in mir entstehen.
Śabdha (Klang), Sparśa (Berührung) Rūpa (Form), Rasa (Geschmack) und Gandha (Geruch) führen uns zum Musischen, verbinden uns mit den Elementen, mit dem Kosmos. Wir nehmen Anteil an der Schöpfung aus sich heraus. Dazu zählt auch sportliche Betätigung, wenn es ohne Ehrgeiz und nicht ergebnisorientiert erfolgt. Spiritualität und Yoga haben sehr viel mit Muße und Kunst zu tun. Meditation ist nicht musisch aber ein Mittel, um die fünf Mitten zu finden und zu erfahren.
Zentrum - Upaniṣad
Diese Schriften bilden den Schluss des offenbarten Teils der Veden. Hier wird keine einheitliche Philosophie gelehrt, sondern es werden existentielle Einsichten präsentiert, die alle Facetten der höchsten Wirklichkeit darstellen. Das Besondere ist die Gedankenfreiheit und Unmittelbarkeit, die auf die Transzendenz direkt verweist. Im Mittelpunkt stehen immer wieder die Erläuterung der Natur von Ātman und Brahman, die Erkenntnis der Identität der Beiden, sowie die Bedeutung der heiligen Silbe OM. (Quelle: spirit. Wörterbuch/Mittwede)
Durch die Beschäftigung mit diesen Weisheiten wird unser intuitives Wissen gestärkt. Mit Wörtern kannst du das Brahman nicht beschreiben. Wörter gehen nicht so weit. Es gibt dort keine Angst mehr. Wir können lernen in tiefem Schweigen zu sein und dann wissen wir um die letzte Wirklichkeit.
Manomaya ist eine wichtige Ebene, um psychische Beschwerden zu lösen. Wenn du manomaya gesund halten willst, brauchst Du:
- Aktivitäten die dich wissend mit der Natur verbinden (die Basis ist wichtig)
- Spirituelle Fragen stellen, wo komme ich her, wo gehe ich hin, größere Zusammenhänge ergründen
- Beides ist Wissen, das dich in Materie und Spiritualität führt
- Nachdenken über den eigenen Lebensweg
- Sinnfindung, Perspektiven im Leben finden
Es geht nicht um „ICH“.“ Ich bin hier“ wird uns nicht tragen. Einen Kernsatz finden, persönliche Information (z.B. es fließt durch mich) dadurch kommst du zur Mitte in manomaya
Ziel: eine instabile Seele stabilisieren
KW16
Für den Übergang vom grobstofflichen System zum feinstofflichen haben wir in den letzten Übungsstunden das System der Cakra betrachtet. Dazu einige grundsätzliche Erläuterungen die aus meinen Niederschriften der Unterweisungen mit meinen Lehrern stammen und Viveka Nr.11.
Cakra
Ausgehend von der Betrachtung der dem menschlichen System innewohnenden Lebenskraft Prāṇa entwickelte sich das Konzept der Cakren. Mit der Frage wie erreicht Prāṇa die unterschiedlichen Bereiche des Körpersystems entstand die Vorstellung von besonderen Kanälen, die den gesamten Körper durchziehen und in der Yogatradition nennen wir diese Bahnen Nāḍī. Es entstand eine „Wissenschaft von den Nāḍī“ (Nāḍī vijñᾱna) die verständlich machen will, wie Prāṇa jeden Ort unseres Körpers erreicht.
Aus Sicht des Yoga ist die Wirbelsäule die zentrale Achse des Körpers (meru danḍa) und dementsprechend verbindet man die zentralen Bahnen für den Prāṇa-Fluss mit dem Verlauf der Wirbelsäule. Die Hauptbahn (Suśumṇa) verläuft direkt in der Wirbelsäule, rechts davon Piṇgalā und links davon Iḍā. Es heißt, dass beide an der Basis (Wurzelcakra) beginnen und sich an bestimmten Stellen um die Wirbelsäule kreuzend an ihr entlang nach oben bewegen, um an den Nasenöffnungen rechts und links zu enden. Man findet davon viele Abbildungen sollte aber nicht vergessen, dass es sich hier um ein Konzept handelt, um zu verstehen, wie sich die Lebenskraft in unserem Körper bewegt und diesen erhält.
Dazu entwickelte sich aus Erfahrungen die Vorstellung von besonderen Bereichen im Körper, denen dann bestimmte Eigenschaften und Funktionen zugeschrieben wurden. Im unteren Bereich des Rumpfes erleben wir die Standfestigkeit und die Erfahrung beim Sitzen gegründet zu sein. Im Beckenraum entsteht das neue Leben und bringt uns zur Schöpfungskraft die sich auch in unserer Kreativität zeigt. Die Frage, was mit unserer Nahrung geschieht, wie sie verwandelt wird erklärt sich mit der Idee der Transformationskraft des Verdauungsfeuers im Bauchraum. Der Herzraum wird erlebt als Ort der Empfindung und der Kehlbereich als Ort der Kommunikation miteinander, da sich hier die Sprache artikuliert. Als besonders bedeutend wird der Kopf wahrgenommen, da hier die Sinnesorgane bzw. deren Wahrnehmung angesiedelt sind. Dem Raum zwischen den Augenbrauen schreibt man eine besondere Rolle zu aus der Erfahrung der Schau nach innen.
So verbanden sich das Konzept des Energieflusses im Körper mit dem Konzept der Körperbereiche, die man als Zentren feinstofflicher Energie erfahren kann. Dieses Konzept wird das Cakra-System genannt, abgeleitet vom Begriff Cakra – das Rad. Die durch die Nāḍī strömende Kraft wird hier gesammelt, transformiert und im ganzen Körper verteilt durch ein feinstoffliches Netz von Energiebahnen. Im Laufe der Zeit haben sich vielfältige Vorstellungen und Ideen mit den Konzepten der Nāḍī und Cakra verbunden. Dies geschah, da Erfahrungen in der Meditation verschieden sind und auch die Visionen daraus. Es geht immer um die persönliche Erfahrung der einzelnen Seher. Sich dieser Unterschiede bewusst zu sein und auch der Konsequenzen für den Umgang mit diesen Konzepten ist wichtig.
In der Yogapraxis versuchen wir Blockierungen des Prāṇa-Flusses im Körper zu lösen. Die wichtigste Übung dafür ist Prāṇāyāma zusammen mit den Bandha und sollte von erfahrenen Lehrern vermittelt werden. Auf richtige Weise intensiv geübt bringt es Prāṇa in Kontakt mit dem inneren Feuer Agni und dadurch können Blockaden, auch mala genannt, beseitigt werden. Das Konzept der Kuṇdalinī ist eng mit dieser Idee verbunden, wird aber nach meiner Erfahrung sehr unterschiedlich behandelt und gelehrt. Die Hatha Yoga Pradipikā beschreibt sehr eindeutig: Wenn der Geist ruhig ist, wird Prāṇa den „mittleren Weg“ einschlagen, wenn Prāṇa dem „mittleren Weg“ folgt, ist der Geist ruhig.
Es darf dabei nicht vergessen werden, dass es sich bei diesen Dingen um Vorstellungen handelt. Bilder werden gemalt, um den Geist eine Vorgabe zu machen, auf die er sich ausrichten kann. Sie dienen als Objekt der Konzentration und Meditation für unseren Geist. Wir werden im Körper die Cakra nicht finden, denn sie waren eine Vision der Yogis und deren individuellen Erfahrung. Deshalb finden wir auch verschiedene Beschreibungen und Abbildungen davon. Wir sprechen hier nicht von einer wissenschaftlichen Realität, sondern einer Anregung, um eigene Erfahrungen zu sammeln.
Bleiben wir dabei jedoch realistisch, ohne zu versuchen, ein System, das auf Erfahrungen beruht und durchweg feinstofflicher Natur ist mit naturwissenschaftlicher Physiologie zu vermischen. Verbindungen zwischen diesen verschiedenen Systemen herzustellen, müssen durch Vereinfachungen und Oberflächlichkeiten zu Verwirrung führen. Wir werden damit der wirklichen Bedeutung dieser alten Systeme nicht gerecht und nehmen uns gleichzeitig die Möglichkeit zu lernen, was auch heute noch Sinn machen kann und Wert hat.
Die Idee im Yoga ist sehr klar: Geist und Prāṇa sind eng miteinander verbunden. Wenn der Geist unruhig ist, ist der Atemfluss gestört und wenn der Atem reguliert wird, beruhigt sich der Geist. Gelingt es uns, den Atem zu regulieren, können wir Prāṇa in unserem System indirekt beeinflussen. Eine Veränderung im Energiefluss wird sich in der Qualität unserer mentalen Kraft widerspiegeln. Yoga ist offen für alles, was den Menschen voranbringt. Es liegt an uns, zu reflektieren und zu entscheiden, ob ein Modell hilfreich ist oder nicht. Diese Fähigkeit wird im Yoga Sūtra in Zusammenhang mit unserem Geist gebracht, dieser muss gebündelt und gesammelt werden, um zu einer noch größeren Kraft zu kommen – unserem Bewusstsein.
Vijñanamaya kośa
Vijñᾱnamaya-kośa – der Körper des Intellekts (Buddhi). Ist dieser gereinigt, so reinigt er alle anderen. ( cit-śuddhi ist ein zunehmend reiner werdendes Bewusstsein) Er ist subtiler als der manomaya-kośa und durchdringt diesen. In der Wahrnehmung von Vijñᾱnamaya-kośa erlebt man das Leben auf intuitiver Ebene und sieht die hinter der Manifestation liegende wirkliche Realität (Höheres Bewusstsein). Das erzeugt Weisheit. Vijñᾱna ist eine besondere Form von Wissen. Auf dieser Ebene wird Avidyā (Verwechslung – Kleśa) überwunden.
Nachdem eine Situation mit Hilfe von manas wahrgenommen und durch Ahaṁkāra bewertet wurde, kann durch Buddhi eine Entscheidung gefällt werden, die vom Unmittelbaren absieht, längerfristige Konsequenzen reflektiert oder eine ethische Stellungnahme beinhaltet.
Das Mittel hierfür ist Dhyānam (das stille Reflektieren).
Die Bedeutung von Mahat zu kennen, sich bewusst sein über das gemeinsame Wirken der beiden unterschiedlichen Kräfte Puruṣa und Prakṛti ist wichtig, um Śraddhā zu entwickeln.
Auf dieser Ebene ist nicht das Tun von Bedeutung, sondern das Geschehen lassen im Vertrauen auf höhere Kräfte.
Śankaracᾱrya nennt uns des Weiteren bekannte vier Grundvoraussetzungen (sᾱdhanacatuṣtaya) des Praktizierenden, um das Unmanifestierte konzentrieren zu können
1. : Viveka Unterscheidungskraft
2. Vairāgya die Fähigkeit sich nicht von außen vom eigenen Ziel ablenken zulassen
3. Sechs Tugenden: Sama (Gelassenheit), Dama (Selbstkontrolle), uparati (Abstandnehmen), titikṣᾱ (Gleichmut durch innere Stärke), Śraddhā (Vertrauen), Samᾱdhᾱna (Beständigkeit) und Mumukṣutva (Wunsch nach Befreiung).
4. Überkommen der fünf Kleśa (störende Kräfte) Verwechslung, Selbstbezogenheit, Gier, Vorurteil, Festhalten an Etwas aus Angst
Welche Mittel stehen uns auf dieser Ebene hilfreich zur Verfügung?
Kopf – Śraddhā
Śraddhā ist die Grundlage des gesamten Yogaweg. Sriram beschreibt es als unumstößliche Überzeugung, tiefes Vertrauen ohne Zweifel. Gemeint ist damit nicht Vertrauen im weltlichen Sinn (ich vertraue darauf, dass der Bus nach Plan kommt). Es meint eine Kraft, die uns beisteht in größeren Fragen, eine innere Gewissheit, an der wir festhalten können.
„Śraddhā ist der geistige Kraftstoff, um ans Ziel zu kommen“. Śraddhā gibt uns Halt und wir vertrauen vollkommen darauf, dass wir das Ziel erreichen.
Wie können wir Śraddhā entwickeln?
Vertrauen vergleicht Sriram mit einem vollen Brunnen. Wenn man aus ihm nicht regelmäßig schöpft, versiegt er. Indem wir unser eigenes Vertrauen wachsen lassen, sollten wir auch andere Menschen unterstützen und ihnen dabei helfen, ihr Vertrauen wachsen zu lassen. Gebet ist ein gutes Mittel, um Vertrauen zu entwickeln.
Basis – Mahat
Mahat ist der noch nicht entfaltete Urkeim, aus dem alle Erscheinungen der materiellen Welt hervor gehen. Es ist nichts Persönliches.
Die Basis von Śraddhā muss Mahat sein. Mahat ist ein anderer Begriff für Buddhi, aber nicht von einem einzelnen Lebewesen. Das angeborene Wissen, der Grund warum ein Kind durch den Geburtskanal kommt. Mahat ist kosmischer Buddhi, welcher die Sterne lenkt usw. Der Fluss weiß nicht, dass er ins Meer münden soll und trotzdem drängt es ihn dorthin. Die kosmische Intelligenz treibt alles voran, wir wollen alle heim zum „Mutterschoß“. Gemeinsames Wirken von Puruṣa und Prakṛti, das Leben will sich entfalten. Es ist sehr wichtig, dass wir uns anbinden an diese Intelligenz. Es ist wichtig das Ganze als Basis zu erkennen
Wenn Śraddhā nicht reicht, die Anbindung an Mahat nicht stark genug ist und Vairāgya instabil dann können ṛtam und satyam helfen.
Rechte Seite - ṛtam
Die höchste Wahrheit durch intuitive Erkenntnis („intuitive Erkenntnis wird von der göttlichen Urordnung inspiriert und ins Herz eingepflanzt“ Mittwede). Anbindung an den klaren Geist erfordert inneres Vertrauen und Wachsamkeit. Die Sinne offenhalten, nicht realitätsfremd werden. Jemand wirklich sehen und nicht an der Kleidung beurteilen, in die Tiefe schauen.
Linke Seite - satyam
Satya bedeutet Wahrhaftigkeit . Dazu gehört die Fähigkeit sich auszudrücken. Das Richtige sagen können, es zum Ausdruck bringen, aussprechen können. In bestimmten Fällen (Trauma) kann Tagebuch schreiben hilfreich sein, die problematischen Dinge nach außen zu bringen.
„Wenn sich im innersten Herzen, im Selbst, ein klarer Impuls bildet und dann als sprachlicher Ausdruck erscheint, so kann man einen solchen Impuls als eine Manifestation der Wahrheit (Satya) bezeichnen. Diese innere Wahrheit erscheint, wenn der Mensch wahrhaft auch sich selbst gegenüber ist.“( Quelle: spirit. Wörterbuch/Mittwede)
Zentrum - Yoga-
In diesem Kontext ist damit die Umwandlung des Menschen und Reinigung aller Ebenen des Körpers und des Geistes gemeint, hin zur Entwicklung einer Offenheit für Transzendenz. Patañjali definiert es im zweiten Sutra als cittavṛtti nirodhaḥ. „Eine Erfahrung der Stille in der Versenkung, bei der das Selbst bei sich selbst ist und seine unendliche Natur erkennt“. (Quelle: spirit. Wörterbuch/Mittwede) Es ist eine tiefe Qualität des Seins im Sinne von vairāgya = sich zurücknehmen können, großer innerer Abstand, erhaben sein, unberührt sein – alles andere als selbstverliebt. Betrachter sein ist Yoga, mit Abstand (vairāgya) ICH-Gefühl spielt keine große Rolle
Avidyā (die Unwissenheit) zu überwinden ist der Kern von Vijñᾱnamaya = Yoga
Ānandamaya-kośa
Definition: (nanda ist Genuss, genießen)
Ᾱnanda = unendliche Freude, vollkommene Glückseligkeit, die Mitte meines Seins, mein innerster Kern
Ānandamaya-kośa Ananda bedeutet Wonne, doch wessen Attribut ist diese reine Wonne? Es ist ein Attribut der Seele: Die Individual Seele ist eine Annäherung dorthin, sie ist ein Weg dorthin. Die reine Seele als reine Wonne sprengt jedoch das Fassungsvermögen unserer Worte. Dorthin gibt es keinen Weg mehr, kein von Menschen praktiziertes Yoga reicht so weit, es bedarf der göttlichen Gnade, um dorthin einzugehen.
Auf dieser Ebene gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Betrachter und dem Betrachteten.
Dies ist die letzte Hülle, die am feinsten ist und dem reinen, transzendenten Selbst am nächsten, sollte aber nicht mit der absoluten Glückseligkeit Samādhi verwechselt werden. Es handelt sich immer noch um eine Verschleierung des spirituellen Selbst. Aus dieser Hülle kommen die Gefühle, sie sind subtiler als das Denken, können aber mit Vidya (Erkenntnis) oder Avidyā (Verwechslung) verbunden sein.
In ānandamaya sind nicht nur Glücksgefühle verborgen, sondern auch Gefühle wie Wut, Trauer, Verzweiflung. Die Meditation führt uns dorthin. Wenn wir immer wieder meditieren, gelangen wir wie über die Kreise einer Spirale in immer tiefere Schichten. Dort können negative Gefühle wie Trauer, Hass und Rache gespeichert sein und es kann Wut und Verzweiflung aufkommen. Ruhiges Sitzen in der Sammlung ist dann nicht mehr möglich. Es ist möglich, dass diese Gefühle erst eine Weile nach der Meditation ins Bewusstsein treten. Beispiel: Du warst in einem guten meditativen Zustand, hast dich wohl gefühlt und die Meditation ist beendet. Dann kommst du in einer alltäglichen Situation in einen Wutausbruch oder in eine tiefe Traurigkeit. Patañjali erläutert in Sūtren 1.12 bis 1.17 den Weg zur Erfahrung von Ānanda und geht dabei auch auf die Guna (Grundeigenschaften) ein. Er benennt sie in diesem Zusammenhang als ruhend, aber existent. Wir können also jederzeit wieder aus einem guten Zustand „herausfallen“. Deshalb ist beharrliches Üben genauso wichtig wie Gleichmut. Selbstgefälligkeit ist eine große Gefahr, vom Weg abzukommen.
Der Weg des Yoga besteht darin, von der gröbsten Hülle (Körper) ausgehend die Identifikationen zu lösen und die reine, unberührte Natur des spirituellen Selbst zu enthüllen. Aus psychologischer Sicht können wir die Kośas auch als Konzept sehen, das uns hilft zu verstehen, auf welcher Ebene eine Person hauptsächlich ihre Identität definiert und ihre Handlungsimpulse erhält.
In der tiefsten Schicht findet sich in allen Menschen die reine Liebe.
Kopf - Priyam
Gemeint ist eine Liebe ohne den Makel der Bindung, eine reine Form der Liebe, die unwandelbar, aufrichtig, unerschütterlich, allumfassend für alle Wesen, selbstlos und bedingungslos ist. (Quelle: spirit. Wörterbuch/Mittwede)
Auf religiöser Ebene – die Liebe zu göttlicher Instanz ohne Zweifel, dass diese Liebe von der Gottheit erwidert wird. Es löst das Liebesgefühl aus in Gott, der Göttin das Lebendige zu sehen.
Basis – Brahman
„Das Allumfassende, Universelle, absolute allem innewohnende Prinzip. Brahman lässt sich nicht beschreiben und hat keine relativen Eigenschaften, die ihm zugeordnet werden könnten. Brahman ist das Selbst, das wahre Ich eines Jeden und die höchste, nicht-duale Wirklichkeit. Auch wenn Brahman nicht sinnlich erfahren werden kann, so realisiert es sich selbst im absoluten selbstbezogenen Bewusstsein (Samādhi). Brahman ist der unpersönliche Aspekt Gottes, gewissermaßen das Licht, welches von ihm ausstrahlt.“ (Quelle: spirit. Wörterbuch/Mittwede)
Die Weite des Bewusstseins muss gefördert werden. Das Gefühl für Makrokosmos ist absolut notwendig. Nur Sitzen in der Meditation und still werden reicht nicht. Wir müssen in Verbindung kommen mit dem Kosmos. Erde, Natur, Tiere, – alles muss in meinem Bewusstsein seinen Platz finden, den Blickwinkel weit machen, den Kontext sehen, in dem alles steht. Den eigenen Platz im großen Ganzen finden und Vertrauen entwickeln in die Schöpfung.
Ich-Bezogenheit hindert an dieser Erfahrung. Durch beruflichen Ehrgeiz oder wenn man sich einer Aufgabe nicht gewachsen fühlt, ist man getrennt vom großen Ganzen.
Rechte Seite - Moda
Glück des Verbunden-Seins, in der Stille sein, Genuss, die Person kann uns nicht so erfüllen, wie die Empfindung, die sie auslöst. Entspricht Mudita Bhāvana (PYS)
Die Fähigkeit sich zu freuen, positive Ausrichtung und Freude am Leben, mit sich selbst zufrieden sein.
Linke Seite – Pramoda
Die höhere Freude ,speziellere Form von Freude, tiefe innere Freude, Genügsamkeit. Moda und Pramoda helfen, dass wir Liebe empfinden können.
Ᾱnanda
Die Erscheinungen der nicht beschreibbaren Seligkeit (sat-cit-ᾱnanda) in der materiellen Welt. = eine Ahnung der Einheit von Ātman/Brahman.
Unbeschränkte, ewige Freude, tiefes Glück. Die Gefühle spielen eine wichtige Rolle, weil sie ständig auf Ᾱnanda deuten. Glück und Unglück zeigen es uns. Wirklich glücklich und in großen Frieden und Glückseligkeit kommen wir nur in ānandamaya. Ānanda ist keine Einheitserfahrung, sondern Glückseligkeit
Ᾱnanda ist im Yoga ein Höhepunkt und für die Meditation ein Ziel. Ᾱnanda ist die zentrale Eigenschaft der Seele. In der Mitte den Raum erkennen und angebunden sein. Wichtig ist die subjektive Erfahrung seiner persönlichen Mitte. Das Annehmen von einer Krankheit bedeutet eine neue Mitte finden, nicht Kapitulation. Jeder Wechsel im Leben (Beispiel: Klimakterium) bedeutet auch eine neue Mitte finden.
Das Lächeln das du aussendest, kehrt zu dir zurück.
Die Fröhlichkeit die du verbreitest, geht auf die anderen über.
Der Humor, den du ausstrahlst, bestimmt die Atmosphäre deiner Umgebung.
Der Frieden, der von dir ausgeht, bestimmt dein Leben, deine Welt.
Reicht einander die Hände, lächelt euch zu, seid fröhlich
und wünscht euch Frieden, den Frieden des Herrn
KW 2
Wir sind im Neuen Jahr gut angekommen und haben in der Rückschau bemerkt, wie wichtig das Thema Erdung, das nach innen spüren und dabei in Verbindung bleiben mit dem Körper in unruhigen Alltagssituationen ist.
Auf diesem Weg werden wir voll Mut und Zuversicht in das kommende Jahr starten.
Das Thema der ersten Stunden wird Śraddhā – das Vertrauen – sein.
Gemeint ist damit eine innere Gewissheit, die existentieller Natur ist. Das bedeutet, dass man fähig ist, sein Herz ganz hinzugeben und das ist nur möglich, wenn wirkliches Vertrauen möglich ist. (aus „Spirituelles Wörterbuch, Martin Mittwede)
In der Yoga-Praxis bedeutet dies, dass wir Vertrauen haben in die Kraft unseres Körpers einschließlich seiner Selbstheilungskräfte (Āsana); dass wir Vertrauen entwickeln in den unendlichen Strom der universellen Energie (Prāṇāyāma) und uns einlassen auf eine Kraft außerhalb unseres denkenden Selbst die uns führt (Meditation).
KW 50 Weiterführung Mudra
„samāna“ gleich, ähnlich, tugendhaft
= von sich selbst absehen.
Im Kontakt mit einem Gegenüber sehe ich die andere Person und erkenne diese vollkommen. Oft konzentrieren sich Menschen nur darauf, wie sie in diesem Moment auf andere wirken. Versuchen wir zu üben, es zu kultivieren, dass im Moment des Zusammentreffens das Gegenüber fasziniert, mich interessiert, ich mich ganz darauf konzentriere. Das bedeutet, das wir von uns selbst Abstand nehmen und das aufnehmen können, was wir im Gegenüber erkennen. Das hilft uns in die Zustände der Bhāvas Maitrī, Karuṇā und Mudita zu kommen. Dafür braucht es eine Praxis des Übens, mich in etwas zu versenken.
Beim Üben von Āsana ist der Gedanke oft nicht bei der Haltung. Es gibt zwar genügend Anleitung wie dem Ausatmen folgen, in die Körperwahrnehmung gehen usw. Wenn ich aber beim Ausführen einer Haltung darüber nachdenke, ob ich es gut bzw. richtig mache, oder im Zweifel bin, vielleicht sogar frustriert, bin ich im Ego gelandet. Bhāva geschieht jedoch erst, wenn ich mit der Haltung verschmelze und die Übung fließen lasse.
In der Heldenhaltung können wir damit Erfahrungen machen. Auf der körperlichen Ebene sind die fünf Elemente in unterschiedlichen Bereichen besonders stark vertreten.
- Der Kopf mit dem Denken ist verbunden mit dem Element Luft
- Der Brustraum mit dem Herzen ist durch die Energie verbunden mit dem Element Feuer
- Der Bauchraum mit Ausscheidung, Erhalten, Festhalten und der Beweglichkeit ist verbunden mit dem Element Wasser
- Die Füße sind verbunden mit dem Element Erde, dem Wachstum und dem Aufsteigen.
- Mit den Händen berühre ich, kann mich ausdrücken, Kontakt aufnehmen, kommunizieren und bin damit mit dem Element Raum verbunden.
Versuche beim Üben der Praxis Gewahrsein in die verschiedenen Körperbereiche zu bringen. Nicht denkend, sondern spürend. Durch das stufenweise Öffnen des Brustraumes zu Beginn, durch das Erfahren von Stabilität im Beinbereich, die Erfahrung von Drehung im Bauchraum usw.
Lasse es geschehen, dich im Raum ausbreitend, öffne dein Herz und erfahre deine Verbundenheit mit dem Kosmos.
Durch unsere Körperhaltung drücken wir unsere Emotionen aus und dadurch auch unsere Haltung.
Um die Erfahrung von Haltung in Bezug zu Bhāvana zu vertiefen, nehmen wir das Wissen um die Mudrās zu Hilfe. Die Mudrās sind ein Schlüssel zur indischen Philosophie, weil sie ein Kommunikationsweg zu geistigen Kräften sind. Sie bieten uns die Möglichkeit, eine Verbindung herzustellen mit uns selbst und mit allen Dingen im Universum.
KW 47
Mit dem Lied von Ursula Lyon Om namaḥ mettaḥ einstimmen
Mit der Praxis „Herzöffner“ (Button) kommen wir in die Verbindung unserer Körper mit der Erde und dem Raum. Wir folgen mit der Bewegung dem Atem, erfahren die Weite in uns.
Begleitet von den Übungen der Bhāvana verbinden wir uns mit den Herzensqualitäten in uns und halten diese in Beziehung zum Außen.
Versuche im achtsamen Gewahrsein zu bleiben in Zeiten der Besinnung und ruhigen Phasen. Beobachte den „inneren Dialog“ – die Kommunikation mit dir Selbst.
Versuche in der Stille-Übung mit Mukula-Mudrā am Herzpunkt ruhig zu werden. Betrachte den Atem in seiner natürlichen Bewegung und erlebe dich in seiner Lebendigkeit, als Beweis deiner Unendlichkeit.
Empfinde für Dich selbst die Liebe und entsprechend dem Gedankenstrom Mitgefühl, Freude, liebevoller Abstand. Du bist Dies und Licht, ewiger göttlicher Funke.
Brahma vihāra
Die Verbindung suchen mit dem Universellen, Ewigen, Unwandelbaren im Herzraum.
KW 45/46
Stellung beziehen – Haltung einnehmen
In den letzten Kursstunden haben wir das Thema Haltung in Bezug auf Āsana erfahren. In der Körperhaltung zeige ich mich im Außen, mein Ausdruck in der Welt.
Mit den Bhāvana drückt sich meine innere Haltung durch meinen Gefühlskörper aus.
Um sich dem Ziel unseres Yogaweg, die Erfahrung des höheren Selbst zu nähern stellen wir die Verbindung her zu den Sūtren PYS I.30 – I.32.
Die Hindernisse (antarāyāḥ I.30) die den „Alltags-Geist“ zerstreuen haben wir bereits besprochen, ebenso die Auswirkung auf Körper und Atem (I.31). Wenn wir beharrlich üben (I.32), lösen sich diese individuellen Hindernisse auf. Im Sūtra I.33 werden die Bhāvanas als Möglichkeit genannt eine gewisse Klarheit im Denken und Fühlen zu erlangen.
Wohlwollen empfinden entsteht durch Mitgefühl, usw. Beziehung wird ausgelöst vom Gegenüber.
In der Āsana-Praxis verbinden wir uns in Achtsamkeit mit unserem Gefühlskörper und erkennen diese Grundhaltung unserem Selbst gegenüber.
Übe achtsam und betrachte:
Kannst du dem Atem folgen, dich führen lassen oder übernimmt dein „Wollen“ die Führung. Findest Du den Moment, in dem die Einatmung der Ausatmung folgen möchte oder geschieht es unbewusst. Lenkst Du den Atem dabei, greifst du ein in deinen Atemrhythmus. Möchte etwas in dir den Atem verlängern oder kannst du es geschehen lassen.
In welcher Grundhaltung betrachtest du dich dabei. Bleibst du wohlwollend dir selbst gegenüber oder zweifelst du an deinen Möglichkeiten der Umsetzung. Kritisierst du dich innerlich dabei, kannst du genügend Abstand halten oder hast du eine Vorstellung in dir die nicht erfüllt wird. Kannst du Freude empfinden über deinen natürlichen Atemfluss, die beständige Verbindung zum Energiefluss, der dich mit dem Unendlichen verbindet?
KW43/44
Mit der Annäherung an das bhāva des Gleichmuts in Bezug auf unsere Haltung im Alltag betrachten wir nun die anderen Grundstimmungen und üben diese in den entsprechenden Alltagssituationen.
Die Bhāvanās sind ein zentrales Thema im Yoga. Mit gewissen Abstand über bhāvanas reflektieren, um bei Konflikten aus der Verwicklung zu kommen hilft, um die Yamas einzuhalten und zu praktizieren.
Bhāvanā = gewisse Qualität, es bedeutet eine gewisse Stimmung, z. B. bei Āsana oder im Alltag. Wir erfassen ein Gefühl so stark, dass andere diese Qualität in uns erkennen. Wir werden wie ein Spiegel für dieses Gefühl, wir verinnerlichen es. Das ist ein Mittel, um den Geist zu beruhigen.
Durch intensives Anschauen des Auslösers des Gefühls gelingt es, das bhavana zu vertiefen.
Wer ein Bhāvanā verwirklicht, der verwirklicht auch die anderen drei mit, weil sie alle zusammenhängen.
· Maitrī liebende Güte, Freundlichkeit, Wohlwollen
Wird geweckt durch das Betrachten von Schönheit. Ohne Neid das Glück anderer betrachten können, sich mitfreuen. Anteil nehmen an Glücksmomenten des anderen. Ich tue etwas freundschaftlich und mit Liebe, ich versuche Verständnis zu wecken, zu verbinden.
· Karuṇā Betrachten von Leiden, Verständnis, Mitempfinden im Unglück.
Hilfsbereitschaft kann bedeuten, jemanden zur Seite stehen, wenn es ihm schlecht geht. Wichtig ist es, einen gewissen Abstand zu halten, nicht ins Mitleid zu gehen. Man kann das Päckchen eines anderen nicht tragen. Zuviel Hilfe kann manchmal das Leid verlängern, weil es den Lernprozess hindert. Aber man kann dem Nächsten zur Seite stehen, ihn nicht allein lassen in seinem Leid. Im Mittelpunkt des Mitempfindens sollte das Leiden des anderen stehen und nicht an Bedingungen geknüpft sein oder meiner Befriedigung dienen.
· Mudita Begeisterung, Enthusiasmus Freude, Frohsinn, Ermutigung.
Bestärkende Zuwendung, Ermutigung, Begeisterungsfähigkeit kann bedeuten, den Fokus auf das Lobenswerte eines Menschen zu richten und die guten Taten und Eigenschaften des anderen anerkennen
Besonders bei Kindern ist es wichtig, nicht immer auf das ungewünschte Verhalten hinzuweisen, sondern bewusst das Erfreuliche in den Vordergrund zu stellen und zu loben.
· Upekṣa Gleichmut, verständnisvolles Abstandhalten, Vergebung
Vergebungsvolles Hinwegschauen kann bedeuten, zu erkennen, wenn jemand einen Fehler begeht, ohne ihn zu verurteilen. Nicht alles akzeptieren und gutheißen. Wenn mich jemand verletzt, ist das Unrecht und ich muss es nicht mit dem Mantel der Liebe zudecken. Ich darf Abstand nehmen, um mich zu schützen. Aber der Versuch des Verstehens ist wichtig, um vergeben zu können.
Für upekṣa ist es notwendig, ganz entschieden das Ungute sehen. (Sriram)
KW 41/42
In diesen Übungsstunden haben wir versucht eine Verbindung herzustellen zwischen der körperlichen Erfahrung und der inneren Einstellung. Ausgehend vom Begriff Duḥkha (das, was den inneren Raum verengt) das allmählich unser Fühlen und Denken trübt, den Körper verspannt und den Atem aus dem Fluss bringt.
Das Betrachten der Stimmung, die entsteht führt uns in ein Erkennen. Dieser Prozess wird ausgelöst durch Abhyāsa, das beharrliche Üben, welches auf ein Ziel gerichtet ist. (Yogasūtra R. Sriram S. 62)
Die Bhāvanās können uns dabei helfen, Klarheit zu erzeugen. (Yogasūtra R. Sriram S. 63 „dadurch werden Fühlen und Denken klar).
In Situationen, die uns herausfordern, wenn wir mit Problemen konfrontiert werden, verunsichert sind (Duḥkha), kann uns dieses Bhāva eine Hilfe sein.
Upekṣa – Gleichmut, verständnisvolles Abstandhalten, Einfühlungsvermögen, vergebungsvolle Stimmung, Gelassenheit.
Wir üben es ein, Abstand zu halten, innerlich unbeteiligt und ruhig zu bleiben. Denn es ist ganz entscheidend, in welcher Gefühlslage ich mich in einer Situation einbringe. Dazu gehört, Betrachterin zu bleiben und sich nicht in den Strudel der Emotion reißen zu lassen.
Ganz individuell werden durch die Übungen Themen im Körper angesprochen (Gleichgewicht, Spannungen, Dehnfähigkeit, Kraft usw.).
Versuchen wir im Sinne von upekṣa es mit Abstand spürend zu betrachten.
· Spannung wahrnehmen, sich zurücknehmen und nachgeben
· Bei mangelnder Kraft nicht aufgeben, sondern dranbleiben, ohne sich zu überfordern
· Keine Resignation (Beispiel: Gleichgewicht) sondern mit kleinen Schritten Fortschritte erkennen.
Erkenne ich den Zusammenhang in mir selbst, den „inneren Dialog“ der mich hindert, anzunehmen wer ich bin, kann ich beginnen, einfühlsam und verständnisvoll im Einklang mit meinem Körper Āsana zu praktizieren.
KW 40
Die Bhāvanas
Die Bhāvanas als Stimmungen bzw. innere Einstellungen sind uns bereits bekannt und in den vergangenen Jahren waren diese auch Thema und Übungsmittelpunkte.
In den folgenden Stunden versuchen wir unsere innere Einstellung (Bhāvana) im Zusammenhang mit unserer Haltung im Alltag zu betrachten.
· Kann sich unsere Haltung im Alltag durch Gewahrsein unserer Stimmung verändern?
· Verändert sich durch das Üben mit den Bhāvanas unsere Haltung den Objekten gegenüber?
· Wie können wir diese Aspekte auf unserem Yogaweg üben und anwenden?
Bhāva kann sowohl als Zustand, als auch als Gefühl oder Empfindung verstanden werden.
Sriram sprach in einer der Unterweisungen zu diesem Thema von den vier Grundqualitäten, die wir auf dem Yogaweg unbedingt entwickeln und fördern sollten.
Es ist ganz entscheidend, in welcher Gefühlslage ich mich in eine Situation einbringe. Wenn ich allerdings ganz mit mir beschäftigt bin, dann nehme ich dies vermutlich gar nicht wahr. Wenn es mir gelingt, Abstand zu gewinnen, möglichst frei von Selbstbezogenheit zu sein, bin ich offen für die Bhāvana
Im Alltag ist es wichtig, Betrachterin zu bleiben und sich nicht in den Strudel der Emotionen reißen zu lassen. Durch das Üben mit den Bhāvanas in Wort und Tat werden wir unserer Verpflichtung gegenüber unserer Umgebung gerecht.
· Für andere Meinungen Verständnis zeigen
· Mut entwickeln, um das zu vertreten, was ich für gut und richtig halte
· Mitempfinden, wenn in meiner Umgebung etwas Trauriges passiert
· Freundlichkeit und liebevolle Zuwendung zeigen.
KW 39
Das Thema in diesem Kurs beginnt mit PYS II.46 Sthirasukhamāsanam
Die ideale Haltung ist stabil und leicht zugleich
Wir werden wie gewohnt den Weg des Übens und Erkennens einschlagen. Wir treffen uns gemeinsam am Ausgangspunkt nach der Sommerpause. Unsere Möglichkeiten sind sehr verschieden aber über das Ziel sind wir uns einig. Wir wollen über die körperlichen Erfahrungen den Bezug zu unserer Umgebung herstellen und gleichzeitig die Aufmerksamkeit nach innen nicht verlieren.
Āsana wird übersetzt als Sitz, bzw. Körperhaltung. Wenn wir im Yoga damit Positionen bezeichnen, sollten diese die oben genannten Qualitäten beinhalten. Das Ziel soll sein die Beständigkeit der körperlichen Position und innere Gelassenheit. Das kann uns zur Ausgeglichenheit bis hin zur Freude führen, die unabhängig ist von äußeren Einflüssen.
Im Sommertreffen von YOGAWEG mit Sriram hat er uns auf den Zusammenhang von Haltung und Verhalten hingewiesen. Üben können wir diesen Aspekt durch Reflektion im Alltag.
- Wie verhalte ich mich in verschiedenen Situationen
- Welche Haltung zeige ich und wie vertrete ich diese
- Wie standhaft bin ich, wie aufrecht bin ich
Das möchte Euch eine kleine Anregung sein das Thema über die Woche im Bewusstsein zu halten.
Die vier Stunden vor der Sommerpause waren dem Thema Cakra gewidmet.
Dazu habe ich eine Zusammenfassung hochgeladen (Button)
Den Teilnehmern dieser Unterrichtseinheiten möchte ich besonders danken. Durch Eure Offenheit, eure Fragen und Bereitschaft mitzugehen konnte ich gute Erfahrungen sammeln und Erkenntnisse über meinen persönlichen Yoga-Weg bekommen.
Die letzten Jahre waren auch für mich von großen Veränderungen geprägt. Das Reduzieren meiner Kurse war von Zweifeln und Reflektion begleitet. Aus Rückmeldungen weiß ich, dass viele von Euch diesen Prozess in mir auch wahrgenommen haben. Deshalb möchte ich meinen jetzigen Standpunkt kurz anzeigen, da einige Schülerinnen die letzten Stunden schon in Ferien waren.
Ihr kennt meine Bildersprache, die mir hilft, ein Thema zu vermitteln. Deshalb meine Geschichte zu unserer Entwicklung:
Wir treffen uns seit vielen Jahren sehr regelmäßig zum Yogaunterricht. Dabei entwickeln wir gemeinsam Tourenpläne. Ich biete euch ein Ziel, das wir in den folgenden zwölf Wochen erreichen wollen. Der Ablauf gleicht einer Bergwanderung. Wir überprüfen die Ausrüstung, das meiste habt ihr schon, planen Zwischenstationen ein und beginnen unseren Möglichkeiten entsprechend mit dem Anstieg. Dabei haben wir meist keinen Anspruch, ein Ziel zu erreichen, sondern versuchen einen passenden Weg zu finden, dem alle folgen können und wo schöne Erfahrungen warten.
Als Yogalehrerin habe ich die Position, den Tourenplan entsprechend zu gestalten und ihr dürft erwarten, dass es kompetent geschieht.
Dieses Bild hat sich verwandelt und die Begrifflichkeiten werden dadurch verändert.
Wir haben genug Touren beschrieben, ausprobiert und erfolgreich abgeschlossen. Ich habe euch in den letzten zwei Jahren schon mehrfach ermuntert, eure individuelle Tour zu gehen. Als ein Hilfsmittel für Euch war diese Website gedacht. Die Themen sind wie Weg-Beschreibungen zum Nachlesen für Euch hochgeladen, auch die Praxisanleitungen können euch helfen, den Weg allein zu beschreiten. Somit seid ihr gut ausgerüstet, in den Ferien den Weg weiterzugehen und individuell Erfahrungen zu sammeln. Vertraut auf eure Kompetenz und verlasst euch auf eure innere Führung. Falls ihr an einer Gabelung steht und nicht weiterwisst, meldet euch. Ich möchte YOGAWEG-Begleitung sein.
Frühjahrskurs 2023
Die Einführungen und Übungsanleitungen sollen Unterstützung sein für die Teilnehmerinnen des Kurses zum selbständigen Üben zu Hause. Bitte übt verantwortungsbewusst und achtsam, euren Möglichkeiten angepasst . Meldet Euch bei Fragen oder gebt mir gerne ein Feedback.
Über den jeweiligen Button gelangt ihr auf die Praxis-Anleitung
KW 28
In den letzten beiden Stunden wollen wir tiefer in die Wahrnehmung der Energieerfahrung kommen. Zur Einstimmung kannst du in deiner persönlichen Praxis das anfängliche Rezitieren der Vyāṛthi beibehalten. Bei den Übungen in dieser Übungssequenz richtet sich die Konzentration auf die jeweilig den Cakren zugeordneten Körperpunkten. Wenn möglich gehe mit Hilfe des Atems den Weg vom grobstofflichen Aspekt des Körpers zur Erfahrung des Energieflusses. Lass es geschehen wie in den Stunden besprochen. Ohne Druck und Erwartung wird es auftauchen.
Dazu gehört in diesen Stunden die Annäherung an die verschiedenen Mudrās.
Achte auf die entspannte Handhaltung und komme zur Erfahrung – weg vom Gedankenfluss.
Eine Zusammenfassung aus den verschiedenen Unterweisungen während meiner Weiterbildung bei R. Sriram möchte Dir als Anregung helfen.
KW 26/27
In den letzten Stunden vor der längeren Sommerpause versuchen wir, die Erfahrungen mit den Sonnengrüßen in Verbindung mit den Mantren zu vertiefen.
Mit den dynamischen Wechseln der Positionen lag der Schwerpunkt auf der körperlichen Ebene, um die Bewegungsabläufe mit Hilfe der Konzentration auf die Bīja Mantren und Sonnennamen mit dem Atemfluss zu koordinieren.
In den kommenden Wochen versuchen wir diese Übungsweise zu vertiefen. Dafür nehmen wir die Gāyatrī Vyāhṛti zu Hilfe, die in unserer Tradition mit den Cakren in Verbindung gebracht werden. Dabei gehen wir ohne Vorbehalte und Erwartungen in die Empfindungsebene des Körpers. Die Vinyāsa werden ruhiger und angepasst, um entsprechend vom Wurzelcakra zur Mitte und nach oben Erfahrungen zu machen. Dabei gilt: keine Empfindung in einem angesprochenen Bereich ist auch eine Erfahrung, die keiner Deutung bedarf. Eine besonders schöne Übung dies geschehen zu lassen und zu betrachten.
Natürlich unterstützt eine kontinuierliche Übungspraxis dabei den Prozess der Anbindung in der Bedeutung des Yogawegs.
KW 20 Ferienprogramm
Zum selbständigen Üben während der Urlaubspause haben wir Ding-Namaskāra geübt und somit habt ihr eine bekannte Übungsfolge, um in gewisser Regelmäßigkeit Erfahrungen zu machen. Es kann zum Morgenritual werden, mit dessen Hilfe man sich sowohl erden kann und ein Gefühl von Stabilität und Schutz im Raum erlebt.
Dabei könnt ihr, wenn möglich, den Schwerpunkt auf die gleichmäßige ruhige Ausatmung legen und in der Stille danach den Beckenboden aktivieren. Achtet dabei auf einen ruhigen Atemfluss auch beim Einatmen.
Die gleiche Achtsamkeit auf den Atemfluss strebt ihr bei der Praxis II an.
Es sind oft geübte Āsana, in denen ihr bereits eine gewisse Sicherheit bei der individuellen Anpassung gefunden habt. Dadurch könnt ihr eure Aufmerksamkeit mehr auf den gleichmäßigen Atemfluss richten und dabei tiefer in die Empfindung von Weite beim Ende des Einatmens bzw. Stille am Ende des Ausatmens gelangen.
Bitte übt sanft mit dem Beckenboden. Die Kraft in der Muskulatur darf sich langsam entwickeln, damit nicht zu viel Spannung im unteren Rücken aufgebaut wird.
KW 19 Beckenboden
In den nächsten Übungsstunden liegt der Schwerpunkt auf Erfahrungen im Beckenbodenbereich. Das Thema berührt wieder die Verbindung zur Erde zu intensivieren, unsere Stabilität zu halten. Wichtig bleibt dabei auch die Weite zu bewahren und die Räume in uns zu entdecken. Dabei versuchen wir immer wieder zur Verbindung in den Raum, der uns umgibt, zu gelangen.
Zusammenfassung
Wir haben in der letzten Kursstunde den Exkurs Sonnengebet abgeschlossen. Hier nochmals eine kurze Übersicht und Zusammenfassung aus meinen Seminarunterlagen und Einzelunterricht bei Vivek Nath.
Rgveda 1. Maṇḍala, 50. Sūkta, Praskaṅava Rṣi, Sūrya Devata, Anuṣṭup Chanda
11 – 13. Mantra:
Die heute aufsteigende Sonne begrüße ich
Du steigst zu den höchsten Himmelsstellen empor
Vernichte alle meine Krankheiten und seelischen Schmerzen
Ich begrüße die Vögel, sie mögen meine Krankheiten zum Himmel tragen
Alle meine körperlichen Gifte mögen sie mitnehmen
Du, Sonne kommst mit der ganzen Kraft des Universums
Vernichte alle Feindseligkeiten, die mir gegenüber gerichtet sind
Und alle Feindseligkeiten, die ich in mir habe, vernichte sie auch.
Übersetzung: Vivek Nath Sinha
Der Kommentator Saunaka bezeichnet die drei Mantras als einen einzigen (trica) und sagt des Weiteren, sie seien der Sonne gewidmet, reinigen von Verfehlungen, heilen Krankheiten, ebenso wie sie Glück schenken und endgültige Befreiung. (Vivek Nath Sinha)
Vivek bezieht sich auf eine Fußnote in der Übersetzung von Wilson dass diese drei Mantras in Kombination eine heilende Wirkung haben. Der Rṣi der Hymne Praṣkanva soll damit seine Erkrankung geheilt haben.
Eine sehr schöne Zusammenfassung des Textes hat uns Anjali Sriram geschenkt:
„Die Sonne ist die Lehrende, die uns jeden Tag den Kosmos offenbart, Sie beschützt uns mit ihrem wärmenden Licht und nährt uns mit allem, was sie wachsen lässt. Sie gibt uns Kraft durch alles, was wir zu uns nehmen, und heilt uns, indem sie das Kranke hinwegschmelzen lässt. Die Herrlichkeit ihres Lichts richtet das geknickte Gemüt wieder auf, und sie leuchtet in die Tiefe unseres Bewusstseins, ohne dass wir es immer wahrnehmen.“
(Einleitung von Angelika Sriram aus Heilende Klänge des Veda, Theseus Verlag)
Das Hochladen der Videos hat leider nicht geklappt.
Auf Nachfrage bekommt Ihr diese mit einem Stick.
KW 16
Sūryanamaskāra
Zwei Sonnen gibt es:
Eine scheint auf die Welt, die andere auf die Seele.
Jene, die auf die Welt scheint, vertreibt die Finsternis,
die andere, welche auf die Seele scheint, vertreibt die Furcht.
Während die eine aufgeht, vergehen die Himmelskörper,
wenn die andere aufgeht, vergehen die Fesseln.
Doch die Sonne ist unteilbar in ihrer Helligkeit;
Weder gebührt sie den Leuten, noch sind diese Ihrer würdig.
Jeder wird im Maße seines Ranges ihrer teilhaftig.
Der, welcher sich im Anschauen durch das eigene Auge erfreut,
wird mit dem Anblick der Sonne belohnt;
derjenige, den es erfreut, dass die Sonne ihn betrachtet,
wird mit dem ewigen Blick erfreut. (aus dem Persischen)
In den letzten Stunden vor den Ferien war ein Augenmerk der Āsana-Übungen auf die Beweglichkeit gerichtet, um den Wechsel in die verschiedenen Positionen zu erleichtern.
In dieser Stunde werden Variationen des Sonnengrußes eingeübt, um die Beweglichkeit zu gewährleisten. Gleichzeitig wollen wir Bewusstsein entwickeln für die individuellen Möglichkeiten der Körperübung in Verbindung mit der Qualität des natürlichen Atemflusses.
Um die dafür notwendige Achtsamkeit zu fördern, beginnen wir mit der Rezitation der Bija-Mantren um stufenweise diese Übung zu erweitern. Durch das Hinzufügen der zwölf Sonnennamen und danach der Verse des Sonnenmantras wird einerseits die Achtsamkeit gehalten und gleichzeitig die Atemkapazität langsam gesteigert.
Dies nicht als Zielsetzung zu verstehen, sondern als Möglichkeit des individuellen Herangehens an einen sehr bekannten und beliebten Bewegungsablauf wird die Aufgabe sein.
KW 12
Wir üben unsere Achtsamkeit im Alltag in Bezug zum Körper annamaya (aus Nahrung bestehende Hülle, d.h. der materielle, physische Körper - siehe Wintersemester 2020 )
Beginnend mit der Unterscheidung Hungergefühl – Appetit entwickeln wir Achtsamkeit über Bekömmlichkeit, Verwertung, Maß und Ziel der Ernährung.
Über die Nahrung kommen wir zum Element Erde Pṛthivī.
Das Erdelement ist ein Mahābhūta, eines der Grundelemente. Es zeichnet sich aus durch Geruch, betrifft als Sinnesorgan die Nase und als Aktionsorgan die Füße.
Als Hülle der Seele betreffend ist es die Hülle aus Nahrung (Taittitirīya Upaniṣad), die Welten betreffend ist es die Bhū-loka (die Erdenwelt, die irdische Ebene)
Die folgenden Mantren entstammen dem Skript aus einem Seminar über die fünf Elemente (Mahābhūta) mit Vivek Nath Sinha 2022 www.viveknath.com
Bhūmi – dhenur – dharaṇī lokadhāriṇī
Die Erde ist der Träger der Wonne, Träger des Lebens
Mṛttike dehi me puṣṭiṁ tvayi sarvaṁ pratiṣṭhitam
Erde, gebe mir Wohlstand, Nahrung, denn in dir findet sich alles angebracht.
In der Āsana-Praxis liegt der Schwerpunkt der Ausrichtung bei den Stehübungen im Gewahrsein der Erde, damit verbunden die Stabilität im Beckenraum.
Im Laufe der Übung gehen wir über das Gewahrsein des ruhigen Atems in eine „vollständige“ Ausatmung zur Ruhe in der Atemleere. Verbunden mit den Drehübungen sprechen wir das Verdauungsfeuer an.
Im Prāṇāyāma lassen wir die Atemerfahrung subtiler werden um in der Stilleübung mit Hilfe der Visualisierung Licht in eine feinstofflichere Erfahrung zu kommen.
3. Stunde KW9/10
Es gab Fragen zur Übungspraxis der letzten Stunden und wir suchen die Antworten in den Erläuterungen der Taittirīya Upaniṣad:
Wie empfinde ich, wie wird das Empfinden beeinflusst durch das Denken, was kann ich tun um zur Klarheit über meine Empfindung zu kommen?
Wir beginnen die Übung mit der Erfahrung im Körperlichen. Die Fokussierung auf den Kontakt zur Erde kann uns behilflich sein – die Erde ist dabei unser „Gegenspieler“. Mit der Zeit lernen wir die Empfindungen des Körpers wahrzunehmen und die Bewertung dieser Erfahrung zu reduzieren.
Durch die Einbeziehung des Atems in die Bewegung wird die Erfahrung feinstofflicher. Leichtigkeit in den Gelenken, Weite im Brustraum usw. werden zwar körperlich wahrgenommen, aber diese Erfahrung ist subtiler als Muskelanspannung o.ä.
Das Denken kann dabei nicht ausgeblendet werden. Es hält den Ahaṅkāra (Ich bin) und mit dem Denkorgan Manas verarbeite ich auf diese Weise die Informationen. Es unterstützt unsere Wahrnehmung und lässt uns auch Spannung im Körper oder Atemfluss bemerken und gegensteuern, um dem Ideal sthira-sukham-āsanam nahe zu kommen.
Buddhi unterstützt uns in der Bemühung loszulassen, das Vertrauen zu halten und Abstand zu nehmen. Dadurch entsteht Klarheit in mir und diese präsentiert mein Selbst dem Puruṣa. Dessen Licht fällt auf diese Erfahrung und es entsteht sat cit ānanda.
2. Stunde KW7
Wir vertiefen in dieser Stunde das Thema ruhiger Atemfluss während wir uns der Erfahrung „Stabilität und Leichtigkeit“ spürend annehmen.
Bleibe deshalb mit der Aufmerksamkeit bei der besprochenen Atemqualität.
Versuche sowohl in den dynamischen Übungsfolgen als auch in den statischen Haltungen das Konzept Stabilität und Leichtigkeit zu erfahren.
Die Motivation beim Üben sollte sein:
Geschehen lassen
1. Stunde KW6
Wir beginnen mit einer Hinführung zum Sonnengruß. Dafür habe ich die einzelnen Elemente in getrennten Abschnitten vorgestellt und ergänzt mit Übungen zur Lockerung der bekannten "Problembereiche" und Konzentrationshilfen.
Das Thema der vorherigen Stunden - krama des Atems - vertiefen wir dabei.
Die Rezitation der Bija-Mantren sollen dabei eine Hilfe sein.
Das Thema der Meditation war der Weg von "Außen" (Körper im Raum) nach innen spürend die Räume in Dir wahrnehmen.
Über die Buttons kommt ihr zu den Übungsblätter.
KW 47
Kleiner Exkurs für die Übung mit den Cakren
Wir haben uns in der letzten Stunde auf die unteren vier Cakren konzentriert.
Es ist hilfreich im Alltag zu üben. Die Arbeit für einen kurzen Moment unterbrechen und einen Augenblick in einem der inneren Räume mit der Achtsamkeit auf den Atem verweilen. Dies kann auch als kurze Meditation an der Haltestelle, im Supermarkt, am Arbeitsplatz geschehen, wie besprochen (mit geöffneten Augen, Blick nicht fokussiert). Die Neigung (Samskᾱra), sich gestresst, überfordert, allein gelassen usw. fühlen, soll immer wieder unterbrochen werden. Durch Innehalten, ruhiges Atmen, stilles Betrachten kann sich der Eindruck verändern.
Dazu gehört unbedingt das Nachspüren beim Üben. Die Reflektion sorgt dafür, dass die Erfahrung der Übung in unsere Zellen integriert wird. Energiefluss ist leicht beeinflussbar, zu stören, aber auch heilend. Wenn wir dies nicht wahrnehmen, taumeln und hetzen wir durchs Leben und erschöpfen unsere Lebensenergie.
Das Lebens – Handlungsbewusstsein, die Qualität des Seins verändert sich, wenn wir die innere Achtsamkeit immer öfter üben.
Vergesst nicht die Wechselatmung (Nᾱḍī Śodhana) weiter zu üben!
Die Reinigung der Energiekanäle (Nᾱḍīs) wirkt sich positiv auf die Cakren aus.
Meldet Euch bitte bei Unklarheiten und Zweifel.
Tönen mit Gesten
Bevor wir tönen, spüren wir in die jeweiligen Räume und versuchen, mit dem Atem dort präsent zu sein.
Zusammenfassung Stundenthema Kriya Yoga
Für unsere "kleinen Herbstferien" habe ich das Thema mit den Übungen für Eure individuelle Praxis aufgeschrieben. Meldet Euch gerne bei Rückfragen und übt für Euch angepasst.
Disziplin im zwischenmenschlichen Verhalten (Yamas)
Gewalt vermeiden (ahiṁsᾱ)
Ehrlichkeit (satya)
Rechtschaffenheit (asteya)
Bewusstsein für das Reine entwickeln
(brahmacarya)
Anspruchslosigkeit (aparigraha)
Regeln des Alltagsverhalten (Niyamas)
Sauberkeit (śauca)
Zufriedenheit (santoṣa)
Disziplin (tapas)
Selbstreflektion (svᾱdhyᾱya)
Hingabe/Ehrfurcht (īśvarapraṇidhᾱna)
Hindernisse /störende Kräfte (Kleśa)
Verwechslung/Täuschung (avidyᾱ)
Selbstbezogenheit (asmitᾱ)
Gier/Anhaftung (rᾱga)
Vorurteil/Abneigung (dveṣa)
Angst durch fehlende Reflektion
(abhiniveśa)
Lösungsansatz
Reinigende Handlung (Kriyᾱyoga)
Unbedingter Eifer / Disziplin (tapas)
Selbstreflektion (svᾱdhyᾱya)
Hingebungsvolles Handeln /Ehrfurcht
(īśvarapraṇidhᾱna)
Abhyᾱsa/Vairᾱgya
Beharrliches Üben
Gleichmut
Innere Einstellung (Bhᾱvana)
Güte, Freundlichkeit (maitrī)
Mitempfinden, Hilfsbereitschaft (karuṇᾱ)
Bestärkende Zuwendung (mudita)
Verständnisvoller Abstand (upekṣa)
Zum Thema Bhavanas habe ich für Euch zur Erinnerung die Übungen der letzten Stunden zusammengefasst. Bitte überzeugt Euch vor der Praxis dass Euer gesundheitlicher Allgemeinzustand die Vornahme von Yogaübungen zulässt.
Ahimsᾱ - die Bemühung Anderen kein Leid zuzufügen
Ahimsᾱ gilt als die höchste Grundtugend.
In vielen Unterweisungen mit dem Begriff Gewaltlosigkeit ging es um die Beziehung von mir zum Außen (Menschen, Tiere, Umwelt). Wie kann ich mein Leben gestalten ohne meinem Gegenüber Leid zu verursachen.
Da wir durch Ahimsᾱ dazu beitragen können Probleme zu lösen, versuchen wir durch unsere Praxis die derzeitigen Herausforderungen gut zu bewältigen. Den Fokus richten wir dabei auf die Beziehung zu uns Selbst und lassen uns dabei vom Atem unterstützen und lehren.
Sriram hat uns dafür schöne Anregungen gegeben beim letzten Treffen. Er sieht den Atem wie ein Notfallmittel das uns immer begleitet und hält den Atem für das beste Heilmittel. Wir möchten die Atmung erfahren als die Mitte zwischen dem Außenraum und dem Innenraum unserer Existenz.
Die Achtsamkeit mit der wir üben ist Ahimsᾱ und drückt den Respekt vor dem Körper aus.
„ Ahimsᾱ ist nicht die Bemühung, Gewalt auszurotten. Die Bemühung Gewalt zu reduzieren ist schon Ahimsᾱ“
Die folgenden Erläuterungen richten sich an die Teilnehmer*innen des laufenden Kurses. Sie können Hilfe sein das Thema zu vertiefen. Bei Rückfragen meldet Euch bitte und übt wie im Unterricht besprochen achtsam und nach individuellen Möglichkeiten
KW 23 bis KW 27
Für die nächsten Stunden, die voraussichtlich im Präsenz-Unterricht stattfinden können, dienen als Grundlage Ausschnitte aus verschiedenen Upanishaden.
Zu Beginn ein bekannter Ausschnitt aus der
Kaṭha-Upaniṣad
Diese Upaniṣad besteht hauptsächlich aus einem Dialog zwischen Yama, dem Gott des Todes und dem spirituell interessierten Jungen Naciketa. Durch verschiedene Gleichnisse unterweist in Yama über die Unsterblichkeit des Selbst (ᾱtmᾱ)
Wir betrachten im Folgenden das „Gleichnis des Wagenfahrers“
1.3.3
Verstehe das Selbst (ᾱtmᾱn) als den Herrn des Wagens, den Körper als den Wagen, den urteilsfähigen Verstand (Buddhi) als Wagenlenker und das Denken (manas) sind die Zügel.
1.3.4
Die Sinne, heißt es, sind die Pferde, eigennützige Begehren (Sinnesobjekte) die Wege. Wenn das Selbst (ᾱtmᾱn) mit dem Körper, dem Denken und den Sinnen verbunden scheint, sieht man ihn als Genießer, der Kummer erleiden kann.
1.3.5
Wenn das Denken (manas) undiszipliniert ist und es dadurch an Urteilsvermögen mangelt, die Verbindung zu Buddhi gestört ist, geraten die Sinne außer Kontrolle wie ungebändigte Pferde.
1.3.6
Doch wenn das Denken ausgerichtet ist und durch die Verbindung zu Buddhi Urteilsvermögen besitzt, gelangen die Sinne unter Kontrolle wie die gehorsamen Pferde eines Wagenlenkers.
1.3.7
Wenn es an Urteilsvermögen mangelt, da die Gedanken nicht kontrolliert und unlauter sind, kann die verkörperte Seele ihr Ziel nicht erreichen, sondern betritt den Kreislauf der Wiedergeburt.
1.3.8
Jene aber, die Urteilsvermögen besitzen, und durch Gedankenkontrolle geläutert sind (reines Herz) gelangen an das Ziel , von dem es keine Wiedergeburt gibt.
1.3.9
Ein Mensch, der seinen Wagenlenker kennt und die Zügel des Denkens festhält, gelangt zum höchsten Ziel des Lebens – vereinigt zu werden mit dem Herrn der Liebe.
Das Gleichnis stammt aus einer Zeit (etwa 4.-6.Jh.v.Chr.) in welcher die Körperübungen des Hatha-Yoga noch nicht bekannt waren. Im Zentrum der Praxis standen die Meditation und Übungen zur Schulung des Bewusstseins. Der Text will am Bild eines Pferdewagens zeigen, was Yoga im Sinne von Meditation bewirkt. Zu Beginn steht das Alltagsleben in Unbewusstheit wie wir es zumeist vorfinden. Der Weg des Yoga will diese Unbewusstheit auflösen und hinführen zur Erleuchtung, zu einem Leben aus dem Selbst.
Die Dimensionen des Menschen
Um diese beiden Bewusstseinszustände aufzuzeigen, wird der Mensch mit einem Pferdewagen verglichen.
Der Körper ist der Wagen, an welchem die Sinne und Begierden wie Pferde angespannt sind. Die Zügel entsprechen dem Denken, welches die Sinne im Zaun hält. Das Denken weiß jedoch aus sich heraus noch nicht, was gut oder was schlecht ist, das heißt, wohin der Weg führen soll. Das Denken braucht hierzu die Erkenntnis, wie die Zügel einen Wagenlenker benötigen. Mit Denken und Erkennen ist das Wesen des Menschen aber noch nicht erreicht. Der tiefere Sinn des Yoga liegt über Denken und Erkennen. Es geht um das Bewusstsein des Selbst, die innere Mitte des Menschen. Das Selbst ist hier der Wagenherr. Erst wenn der Wagenlenker aufgeweckt wurde, kann er auf den Wagenherrn hören. Wenn das Erkenntnisvermögen wach ist, steht das Selbst in inniger Verbindung mit allen anderen Dimensionen des Menschen.. Der Mensch lebt aus seiner inneren Mitte.
Alltag – das Leben in Unbewusstheit
Das Alltagsbewusstsein ist von Unbewusstheit gekennzeichnet. Wie wenn der Wagenlenker eingeschlafen wäre und die Zügel schlaff sind, so ist das Erkenntnisvermögen verdunkelt und das Denken unkonzentriert. Die Pferde oder vielleicht der nächstbeste Heuhaufen bestimmen die Fahrt des Wagens. Das heißt, dass die Sinne und Begierden oder die vielfachen Einflüsse von außen den Menschen fremd bestimmen, dies wird jedoch nicht erkannt. Der Mensch hat seine ursprüngliche Bewusstheit für sein Selbst verloren .Es bildet zwar weiterhin die innere Mitte, scheint jedoch durch Unbewusstheit Lust zu genießen und Kummer zu erleiden.
Erleuchtung – Leben aus dem Selbst
Der Weg des Yoga will die Zügel spannen indem der Wagenlenker aufgeweckt wird. Die Übungen fördern die Konzentration des Denkens und das Erwachen der Erkenntnis. Der Wagenherr, das Selbst, vermag so wieder Herr im Hause zu sein.. Erleuchtung meint die Rückkehr zu einem Leben aus dem Selbst, wenn alle Erkenntnis aus dem Selbst schöpft, die Erkenntnis das Denken bestimmt und das Denken die Sinne und Begierden lenkt. Dann lebt der Mensch aus der Ganzheit, in sich stimmig in allen seinen Dimensionen.
Śvetᾱśvatara Upaniṣad
Die nach dem Brᾱhman forschen, suchen Antwort auf folgende Fragen:
Was ist die Ursache des Kosmos?
Was ist das Brᾱhman?
Woher kommen wir?
Was erhält uns am Leben?
Wo werden wir schließlich Frieden finden?
Welche Kraft regelt die Dualität von Lust und Schmerz, von der wir angetrieben werden?
Die Zeit, die Natur, die Notwendigkeit, der Zufall, die Elemente, die Energie, die Intelligenz – keines von diesen kann die erste Ursache sein. Es sind Wirkungen, deren einziger Zweck darin besteht, dem Ich zu helfen, sich über Lust und Schmerz zu erheben.
In den Tiefen der Meditation sahen die Weisen im eigenen Innern den Herrn der Liebe, der im Herzen eines jeden Geschöpfes wohnt.
Tief in den Herzen aller Wesen wohnt Er, verborgen hinter den Guṇas Gesetz, Energie und Trägheit. Er ist Einer. Er ist es, der über Zeit, Raum und Kausalität herrscht.
(Eknath Easwaran, Die Upaniṣaden)
Chᾱndogya Upaniṣad
Kapitel III, 14.2
Das Selbst, der Ᾱtman, der realisiert werden kann von denen, die reinen Herzens sind, der das Leben, das Licht, die Wahrheit, der Raum ist, der alle Werke, alle Begehren, alle Gerüche, alle Geschmäcke entstehen lässt, der jenseits der Worte ist, der Freude ist, die bleibt – der ist das in meinem Herzen wohnende Selbst.
Kleiner als ein Reiskorn, kleiner als ein Gerstenkorn, kleiner als ein Senfkorn, kleiner als ein Hirsekorn, kleiner noch als der Kern eines Hirsekorns ist das Selbst, der Ᾱtman.
Der ist das in meinem Herzen wohnende Selbst, größer als die Erde, größer als der Himmel, größer als alle Welten.
Dieses Selbst, der Ᾱtman, der alle Werke, alle Begehren, alle Gerüche, alle Geschmäcke entstehen lässt, der das Universum durchdringt, der jenseits der Worte ist, der Freude ist, die bleibt, ist fürwahr Brᾱhman. Zu Ihm werde ich gelangen, wenn ich mein Ego überwunden habe.
So sprach Śandilya
(Quelle:„Die Upaniṣaden“, Eknath Easwaran)
Chᾱndogya Upaniṣad
Kapitel VII Vers 25.1 – 25.2.
Das Unendliche ist oben und unten, im Osten, Süden, Westen und Norden – Es umfasst die ganze Welt.
Das Selbst ist oben und unten, vorn und hinten, zur Rechten und zur Linken – Ich bin dies alles.
Jemand, der über das Selbst meditiert und das Selbst realisiert, sieht das Selbst überall und erfreut sich des Selbst. So jemand lebt in Freiheit und ist zu Hause, wohin er auch geht. Aber jene, die endlichen Phänomenen nachjagen, sind blind gegenüber dem Selbst und leben in Unfreiheit.
( Quelle: Die Upaniṣaden, Eknath Easwaran)
DING-Namaskara
KW 20 Ergänzungsstunde
Wie in der letzten Stunde erwähnt, gilt das Yoga Sūtra als atheistische Lehrschrift und in der Ausbildung wurden wir oft darauf hingewiesen, dass Yoga nicht als Religion gelehrt wird. Gleichwohl finden wir bei Patañjali Hinweise auf eine höhere Kraft.
PYS 1. Kapitel Sūtra 23
Īśvara-praṇidhᾱnᾱt va
Hingabe an das Göttliche ist ein Weg zur Einheit
PYS 1. Kapitel Sūtra 24
Kleśa-karma-vipᾱka-ᾱśayaiḥ-aparᾱmṛṣṭaḥ puruṣa-viśeṣaḥ īśvaraḥ
Īśvara ist ein Puruṣa besonderer Art, der jenseits der Triebstrukturen wirkt, die das menschliche Handeln normalerweise bestimmen.
PYS 1. Kapitel Sūtra 25
Tatra niratiśayaṃ sarvajña-bījam
Īśvara ist allumfassend und die Quelle allen Wissens
PYS 1. Kapitel Sūtra 26
Sa eṣa pūrveṣᾱm api guruḥ kᾱlena anavacchedᾱt
Īśvara ist jenes und dieses, endlos und ursprungslos, nicht durch Zeit bedingt und der Ursprung des Lichts (Wissens).
Patañjalis „Hingabe an Gott“ beinhaltet eine besondere Aktivität (Praxis) von Seiten des gläubigen Menschen.
PYS 1. Kapitel Sūtra 28
Tat-japaḥ tad-artha-bhavanam
Die Annäherung an das Göttliche erfolgt durch die hingebungsvolle Vorstellung von Īśvara verbunden mit dem meditativen Wiederholen von Praṇava (dem Wort, das die Göttliche Kraft symbolisiert).
PYS 1. Kapitel Sūtra 29
Tataḥ pratyakcetana-adhigamaḥ api antarᾱya-abhᾱvaḥ ca
Dann offenbart sich der innere Erkenner (Puruṣa) und die Hindernisse lösen sich auf.
Aus dieser Verbindung entsteht ein tiefer Frieden und Vertrauen, das durch schwierigste Zeiten tragen kann. Es gibt jedoch eine Einschränkung in Bezug auf diesen Vorschlag: Gotteshingabe ist nur jenen Menschen möglich, die an Gott glauben. Deshalb auch im Sūtra 23 das „oder“ („va“) , man folgt dann eben einer der vielen anderen Möglichkeiten um die Hindernisse aufzulösen.
Die Übersetzung der Sūtren sind wieder aus dem Yogasūtra meines Lehrers R. Sriram entnommen
KW 19 Ergänzungsstunde
Patañjali und der Yogaweg des Patañjali
Das Yoga-Sūtra gilt als atheistische Schrift, da am Anfang keine Lobpreisung Gottes steht. Diese Lehrschrift vermittelt uns eine besondere Anschauung von Geist und Psyche.
Pat bedeutet fallen: Añjali entspricht bittende Hände.
Symbolik der Abbildung:
Die tausend Schlangen um seinen Kopf sind das Symbol des Erwachten (Verstehen und Erkennen).
Die Gegenstände in seinen Händen entsprechen:
Ø Rad mit Blume Rajas Guṇa
Das Rad erinnert uns daran, dass die Dinge ständig in Bewegung sind. Das Glück von heute gibt es vielleicht morgen nicht mehr, aber es kommt wieder, immer wieder zurück.
Ø Muschel Sattva Guṇa
Symbolisiert den Klang, gleichmäßig und rein. Am Anfang war das Wort, am Anfang war OM
Ø Schwert Tamas Guṇa
Das Schwert zerschlägt die Trägheit, aber auch die Unwissenheit.
Ø Die vierte Hand zeigt eine segnende Gebärde
Die Menschen zu seinen Füßen haben folgende Bedeutung:
· Rechts kniend, Hände in Añjali Mudra – entspricht den Anweisungen im ersten Kapitel.
Die „Fähigen“, mit Bewusstsein geboren, ohne sich dessen bewusst zu sein.
· Links kniend, gebundener Mensch – entspricht dem 2. Kapitel und wendet sich an „normale“ Menschen, die den Übungsweg brauchen (Kriya-Yoga)
· Links Stehend, nach oben ausgerichtet – entspricht dem 3. Kapitel und gibt Menschen Anweisung die bereits auf dem Weg sind, sich aber noch in Entwicklung befinden
· Rechts stehend, „Befreiter“ entspricht dem 4. Kapitel
Die Entwicklungsstufen 3 und 4 geschehen durch den Übungsweg
1. Kapitel – Samᾱdhi – Pᾱda (Samᾱdhi ist ein Wort für den Zustand des Yoga)
2. Kapitel – Sᾱdhana – Pᾱda (Abschnitt über den Übungsweg des Yoga)
3. Kapitel – Vibhūti – Pᾱda (Abschnitt über besondere Fähigkeiten)
4. Kapitel – Kaivalya – Pᾱda (Darlegung über Freiheit)
KW 5 Erste Stunde
PYS 1. Kap. Sūtra 30
Vyᾱdhi-styᾱna-aṃśaya-pramᾱda-alasya-avirati-bhrᾱntidarśana-alabdhabhūmikatva-anavasthitatvᾱni citta-vikṣepᾱḥ te antarᾱyᾱḥ
Was ist mit Hindernis - antarᾱya gemeint?
Vereinfacht wird ein Hindernis als etwas beschrieben, dass unseren Geist in eine unangenehme, störende Unruhe versetzt.
Hier werden neun Erfahrungen oder Verhaltensweisen aufgezeigt, denen eines gemeinsam ist: sie können unsere Bemühung auf dem Weg der positiven Veränderung behindern, indem sie beunruhigend und zerstreuend auf unseren Geist wirken. Es sind persönliche Hindernisse, die durch Übung beseitigt werden können.
· Krankheit - vyᾱdhi.
Krankheit beschränkt oder hindert uns körperlich in der Übungspraxis. Subtiler jedoch sind die Auswirkungen einer körperlichen Erkrankung auf unsere Stimmung und unsere innere Klarheit. Krankheit kann uns mit der Brüchigkeit und Endlichkeit unserer Existenz konfrontieren. Solche Besorgnisse oder Unsicherheiten können unseren Geist bedrängen und in Unruhe versetzen
Die Vertrauenskraft ist ein großes Heilmittel, deshalb suchen wir die Anbindung an eine größere Kraft (Īśvara).
· Trägheit styᾱna („sitzt“ in den Knochen).
Die Energie des Menschen ist abwärts gerichtet. Ujjᾱyi ( das was aufrichtet) richtet sich gegen diese Kraft und unterstützt die körperliche Disziplin.
· Zweifeln, Zögern, Unentschiedenheit – saṃśaya
Die Tendenz, eigene Erfolge mit großer Unsicherheit zu betrachten oder an seinen Fähigkeiten zu zweifeln und das Ziel zu hinterfragen. Wir müssen handeln, auch wenn dabei Fehler gemacht werden.
· Hast, Achtlosigkeit, Nachlässigkeit – pramᾱda
Genauigkeit und Achtsamkeit beim Üben gehen durch Hast und Eile verloren. Was wirklich zählt ist die Qualität des Übens. Der Kosmos hat seinen eigenen Rhythmus, mit prᾱṇᾱyᾱma können wir lernen, diesen Rhythmus zu finden.
· Faulheit - ᾱlasya
Faulheit ist bedingt durch Mangel an Bewusstheit, nicht zu verwechseln mit Trägheit, hier ist ein Mangel an Energie.
· Abgelenktheit – avirati
Sein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Um der Flut von Reizen zu entkommen hilft Konzentriertheit in der Yogapraxis und ein täglicher Rückzug in die Stille. Notwendig ist ein „roter Faden“.
· Neigung zu Fehldeutungen – bhrᾱntidarśana
Eine falsche Sicht im Wesentlichen bezogen auf sich selbst. Durch mangelnde Selbsteinschätzung kommt es zu Enttäuschung.
· Unmut über die eigene Kapazität – alabdhabhūmikatva
Mangel an Mut oder Vision um bis zur Vollendung ein Ziel zu verfolgen, mit weniger als möglich zufrieden zu sein.
· Unbeständigkeit, Zerstreutheit – anavasthitatva
Die Unfähigkeit das Erreichte zu erhalten. Wir üben die Energie und Ausrichtung zu halten
Es stellt sich die Frage, wie können wir diese Hindernisse überwinden, bzw. sie vermeiden. Wie kann die Yogapraxis dabei helfen?
Mit sieben Themen können wir durch Reflektion auf die Hindernisse einwirken:
- Bhavana
- Atemverhaltung nach Aus
- Kontemplation über die Bewegungen des Geistes
- Besinnen auf das innere Licht
- Vertiefen in die Weisheit der großen Meister
- Wissen aus Tiefschlaf oder Traum
- Reflektion über das was wir lieben
KW 6 zweite Stunde
Wenn eine oder mehrere der genannten Störungen über längere Zeit bestehen, kann das zu folgenden Zuständen führen:
PYS 1. Kap. Sūtra 31
Duḥkha-daurmanasya-aṅgam ejayatva-śvᾱsapraśvᾱsᾱḥ-vikṣepa-sahabhuvaḥ
„Wenn Hindernisse (antarᾱyas) gedeihen, entsteht ein innerer Druck, der allmählich das Fühlen und Denken trübt, den Körper verspannt und den Atem aus dem Rhythmus bringt“. (Sriram)
· Duhkha – innerer emotionaler Druck, alles was uns „eng“ werden lässt, allgemein Schmerz und Leiden. Kham ist Raum (hier ist der innere Raum gemeint) duhkham ist eine unangenehme Beziehung zum inneren Raum, bringt aber auch den Drang nach Veränderung. Das Wahrnehmen von Leid kann ein wichtiger erster Schritt sein zur spirituellen Entwicklung.
· Daurmanasya – Pessimismus, Traurigkeit, Depression
· Aṅgamejayatva – daraus entsteht körperliche Unruhe, Nervosität, Steifheit
· Śvᾱsapraśvᾱsa – unregelmäßige Atmung, unkontrollierbarer Atem, Herzrasen, Zusammenbruch
· Vikṣepa – verwirrter Geist. Es gibt Menschen die latent das Gefühl von Wut in sich tragen, bei anderen löst innerer Druck Angst aus. Solch innere Zustände können sich zu einer psychischen Störung entwickeln und auch zu körperlichen Beschwerden führen.
Da alles eine Einheit bildet, sind bei Leid alle vier Ebenen betroffen: Geist, Psyche, Körper und Atem. Es handelt sich meist um diffuse körperliche und seelische Belastungen. Man fühlt sich beengt und unglücklich (duhkha) bis sehr verzweifelt (daurmanansya), wird körperlich instabil und bzw. oder flach- und kurzatmig. In diesem Sutra wird der Geist, der in Unruhe geraten ist, als Ursache beschrieben.Deshalb sollten wir das Problem auf allen Ebenen angehen. Das bedeutet nicht nur am Körper und mit dem Atem arbeiten, sondern auch über negative Gedanken reflektieren um Abstand zu nehmen. Sich auf tiefe Empfindung besinnen und dann durch positive ersetzen (z.B. Angst durch ein vertrauensvolles, positives Bild ersetzen).
PYS 1. Kap. Sūtra 32
tat-pratiṣedha-ᾱrtham eka-tattva-abhyᾱsaḥ
* Abhyasa - aktives Ausrichten, beharrliches Üben
* Ekatattva - ein Thema
Beharrliche Ausrichtung der Gefühle und Gedanken auf ein Thema löst die individuellen Hindernisse auf. Sriram rät kontinuierlich beim Praktizieren zu bleiben. Es braucht dazu Beharrlichkeit in eine Richtung, Geduld und Mut, sich auf etwas ganz einzulassen.
PYS 1 Kap Sūtra 33
Maitri-karuṇa-mudita-upekṣᾱṇᾱṃ sukha-duḥkha-puṇya-apuṇya-viṣayᾱṇᾱṃ bhᾱvanᾱtaḥ citta-prasᾱdanam
· Maitri – Freundlichkeit, Liebe
· Karuṇᾱ - Mitempfinden, Wohlwollen, Hilfsbereitschaft
· Mudita – bestärkende Zuwendung, Begeisterungsfähigkeit
· Upekṣa – Einfühlungsvermögen, vergebungsvolle Stimmung, verständnisvolles Abstandhalten, Gleichmut
· Bhᾱvana – gewisse Stimmung, einheitsfördernde innere Einstellung, unaufhörliches Verbunden-sein mit einer Vorstellung
Sich freuen, wenn andere Glück haben, ihnen zur Seite stehen wenn sie leiden, sich für ihre guten Seiten begeistern und ihre schlechten betrachten, ohne sie zu verurteilen: dadurch werden Fühlen und Denken klar (Sriram)
Wir reflektieren mit einem gewissen Abstand über bhᾱvanas um bei Konflikten aus der Verwicklung zu kommen.
Wir erfassen Mitgefühl usw. so stark, dass andere diese Stimmung in uns erkennen. Wir werden wie ein Spiegel für dieses Gefühl, wir verinnerlichen es. Das ist ein Mittel, um den Geist zu beruhigen.
Die bhᾱvanas sind ein zentrales Thema im Yoga. Durch intensives Betrachten des Auslösers des Gefühls gelingt es, das bhᾱvana zu vertiefen. Dies nur eine kurze Erklärung, im Laufe des Kurses werden wir uns nochmal mit diesem Thema beschäftigen.
KW 7 Dritte Stunde
PYS 1. Kap. Sūtra 34
Pracchardana-vidhᾱraṇᾱbhyᾱṃ vᾱ prᾱṇasya
„Oder durch das vollständige Ausatmen und das Stillhalten des Atems“
· Pracchardana – vollständig Hinausbringen
· Vidhᾱraṇa – besonderes Halten
Atemübungen, die eine Betonung und Verlängerung der Ausatmung einschließen, können uns helfen unseren Geist zu beruhigen.
In der Tradition Yogaweg wird dem Atem eine übergeordnete Rolle zuteil, weil sich über die Atmung vieles lösen lässt. Die Bauchmuskulatur und das Zwerchfell zu entspannen und den Atem entwickeln kann zur Heilung beitragen.
Das Stillhalten nach Aus gibt Kraft, Widerstand und Stärke durch das Halten der Bauchdecke, außerdem Geschmeidigkeit und Beweglichkeit. Die Stille gibt die Zeit, dass die Schlacke (mala) besser brennen kann. Dies gilt als zentraler Punkt für jede Heilung, körperlich und psychisch.
Wenn wir eine körperliche Störung (BWS, Schultern, LWS, Erkältung) oder eine psychische Störung haben, wird die Atmung im Ungleichgewicht sein
Durch vollständiges Ausatmen und Halten bringen wir Prᾱṇa ins Gleichgewicht. Prᾱṇa ist die Essenz des Lebens und die Atmung ist der wesentlichste Ausdruck von Prᾱṇa. Durch Atemregulierung können wir unserem Geist Ausrichtung geben. Das ist eine wirkungsvolle Übung um zur Ruhe zu kommen und für körperliche Gesundheit. Atem und Geist hängen zusammen und der Atem gilt als Mittler zwischen Körper und Geist.
Wir beachten beim Üben dass ein „besonderes“ Halten des Atems angesprochen wird. Nach dem vollständigen ruhigen Ausatmen mit Hilfe der Bauchmuskulatur soll eine Stille entstehen.
Die vorbereitenden Übungen der vergangenen Kursstunden haben uns in diese Erfahrung geführt. Zur Beharrlichkeit (abhyᾱsa) um die Ausatmung zu Ende zu bringen, gehört das Loslassen im Sinne von vairᾱgya, d.h. ohne Druck, ohne Forderung. (PYS I.12)
Wie immer versuchen wir, die Fähigkeit im Üben erwerben um im Alltag darauf zurückgreifen zu können.
Schon ein einmaliges Anhalten des Atems nach einer langen Ausatmung kann uns im Alltag helfen, uns zu beruhigen.
KW 8 Vierte Stunde
Nicht nur das Beruhigen des Geistes ist ein wichtiges Thema in Bezug auf Atmung, sondern auch die Wirkung auf Kraft und Energie im körperlichen Bereich.
· Prᾱṇa ist die Energie, die hinter dem Atem steht
· Agni ist die Kraft, welche verwandelt, wird auch als Feuer bezeichnet
· Ojas ist Lebenskraft
Mit der Ᾱsana-Praxis stabilisieren wir den Körper um Kontrolle über Prᾱṇa zu bekommen. Das ist notwendig um Agni gezielt zu unterstützen. Der Wind, der auf das Feuer wirkt muss berechenbar sein.
Atmung ist nicht nur Luftaustausch bzw. Sauerstoffaufnahme, sondern eben auch Bewegung in den Körperräumen. Durch Yoga wollen wir mit Hilfe der Atmung den Wind im Körper bewusst positiv beeinflussen. Der natürliche Atem ist ein Bedürfnis (vega = Impuls) des Körpers. Wir müssen atmen. Der Impuls des natürlichen Atems darf nicht unterdrückt werden!
Der Wind im Körper ist die subtilste Kraft. Wenn wir falsch üben, gerät alles aus dem Gleichgewicht. Deshalb sollten wir beim Anhalten des Atems besonders aufpassen. Wenn wir falsch üben, kann es vor allem zu Beschwerden im Kopfbereich, Zwerchfellverkrampfung, Atembeschwerden und Störung der Sinnesorgane kommen. Deshalb unbedingt langsam, gemächlich und schrittweise üben!
Agni hat die Aufgabe neben der Umwandlung der Nahrung die Rückstände (mala) zu verbrennen.
Ist Agni zu stark zehrt es an der Lebenskraft (Ojas), ist es zu schwach verbrennt es die Schlacke nicht.
Durch gezieltes intensives Ausatmen und die entsprechenden Ᾱsanas wird mala Richtung Agni bewegt und verbrannt.
Bedeutend bleibt jedoch auch den Körper zu stärken, um die Lebenskraft (Ojas) zu unterstützen. Ojas bestimmt unsere Lebensfreude, unsere Ausstrahlung und unseren Willen. Die Einatmung stützt unsere Lebenskraft und die volle Ausatmung wird dem Einatmen Kraft geben.
Als Prᾱṇᾱyama wird diese Woche Kapᾱla Bhᾱti eingeübt, bitte beachtet dabei
Kapᾱlabhᾱti soll nicht geübt werden bei:
Herzproblemen (Herzrhythmusstörungen)
Ernsthaften Kreislauferkrankungen
Zu hohem Blutdruck
Erkrankungen der Lunge (Bronchitis, Asthma, Lungenemphysem u. a.)
Allen Erkrankungen im Kopfbereich
Hohem Kopf- bzw. Augendruck
Baucherkrankungen, Zustand nach Operation
Gastritis
Allgemein schwacher Konstitution und geringer Lungenkapazität
Schulter- und Nackenverspannungen
KW 9 Fünfte Stunde
Wie bereits in der letzten Stunde besprochen, ist das Ziel des Übens Prᾱṇa in der Mitte zu zentrieren und das Feuer (Agni) zu unterstützen und dabei Ojas zu schützen.
Kriyᾱ bedeutet Handlung, Tun, Tat, eine bewusste Anstrengung um etwas zu bewirken.
Hier bedeutet es eine Handlung, die zur Reinigung führt und zwar in allen Bereichen, auf allen Ebenen unseres Seins. Wie in den vorangegangen Sūtren beschrieben geht es um die Klärung von Citta, d.h. die Klarheit des Denkens, Beruhigung im Gemüt, in den Nerven, im Atem.
Im Zustand des Yoga sein bedeutet ausgerichtet sein, erkennen wer man ist. Wir lernen zu unterscheiden, was sich verändert und was bleibt. Um diesen Zustand zu erreichen bedarf es eines Reinigungsprozesses. Dieser findet auf drei Ebenen statt:
· Körper - Nᾱḍī-Śuddhi (Energiebahnen)
· Denken - Citta-Śuddhi
· Gefühle
Die Reinigung dieser drei Ebenen benötigt Hitze (Feuer) und Luft. Der Atem ist das Hauptmedium um Prᾱṇa zu bewegen und um Blockierungen, Verunreinigungen zu beseitigen.
Die Achtsamkeit verschmilzt mit dem Atem beim Üben, dadurch werden alle drei Ebenen angesprochen. Durch regelmäßige Übung haben wir mehr Prᾱṇa zur Verfügung
In der Tradition von Sri T. Krishnamacharya gilt der Atem als Hauptmedium bei der Reinigung von Körper, Psyche und Geist. Voraussetzung dafür ist eine gute Zwerchfellatmung um die Ausatmung zu optimieren. Die Ausatmung zu verlängern und das Halten danach muss ausreichend geübt werden. Die Atempause nach der Ausatmung verlängert den Verbrennungsprozess und optimiert die Reinigung.
Die Einatmung soll sich auf diese Weise kräftigen. Dabei ist wichtig die Qualität des Atems (Ein und Aus) in Richtung lang, fein und regelmäßig zu entwickeln. Sportlicher Ehrgeiz würde diesem Ziel entgegenstehen!
Im vierten Kapitel der Bhagavadgitᾱ Sl. 29 gibt es den Hinweis auf Prᾱṇᾱyᾱma:„…prᾱṇa muss apᾱna geopfert werden und apᾱna in den prᾱṇa….“ Sie treffen sich in der Mitte, wo Verbrennung stattfindet. Die „Kochenergie“ ist Prᾱṇa als samᾱna vayu.
Bandha als Mittel, um Schlacken zu lösen, werden dann eingesetzt um noch intensiver in den Reinigungsprozess einzugreifen. Durch Muskelkontraktionen sowie bestimmten Körperhaltungen wird der Fluss der Energie bewusst verändert und gelenkt. Dieses wird nur dann eine positive Wirkung haben, wenn der Atem frei, ruhig und gleichmäßig fließen kann.
Voraussetzung für diese Übungsweise ist ein hohes Maß an Achtsamkeit für den Körper und den Atem und die zunehmende Fähigkeit, Blockaden loszulassen.
Ich habe einen Körper, aber ich bin nicht nur mein Körper
Ich habe Gedanken, gute und schlechte, aber ich bin nicht nur meine Gedanken
Ich habe Gefühle und soll mich auch darum kümmern, aber ich bin nicht nur meine Gefühle.
KW 10 Sechste Stunde
Zum besseren Verständnis der Zusammenhänge von Atem, Energie und Unterstützung des Körpers in Richtung Gleichgewicht auf den Ebenen :
ŚᾹKTI KRAMA
Wir sollten Śakti nicht mit Beweglichkeit oder körperlicher Kraft verwechseln. Flexibilität und Muskelkraft ist nicht gleichzusetzen mit Vitalität und Energie. Vielmehr ist Durchhaltevermögen, Widerstandskraft, Standhaftigkeit gemeint.
Ziel ist die Vitalität und innere Widerstandskraft mit Hilfe von Prᾱṇa zu erhalten.
Bei Zerstreuung oder Erschöpfung ist Prᾱṇa konfus. Die Zentrierung von Prᾱṇa ist wichtig für die Aufrechterhaltung der gesunden Körperfunktionen. Die Bewusstheit beim Atmen hilft bei den meisten Störungen und Krankheiten sehr gut. Den Atem kann man als Instrument zur Heilung von Seele, Geist und Körper nutzen.
Um Śakti zu erreichen soll prᾱṇa optimal in der mittleren Linie fließen. Deshalb ist es wichtig, durch Aufrichtung die mittlere Linie herzustellen.
Drei Körperpunkte spielen dabei eine wichtige Rolle:
· Die Halsgrube
Der Ort von Sprache und Stimme und der Übergangspunkt für den Atem. Die Luft geht durch die Halsgrube und nur dadurch leben wir .Genauso wichtig für die Ernährung, erst wenn es durch die Halspassage geht, ist es gegessen.
Durch Jalandhara bandha machen wir die Kehle nicht eng, sondern werden still in diesem Raum. Das hilft auf die Kehle zu fokussieren.
Der Bereich zwischen Hals und Herzpunkt ist wichtig für Ojas. Rückbeugen mit guter Aufrichtung sollen Gewahrsein in diese Gegend bringen und durch entsprechende Prᾱṇᾱyᾱmas wird dieser Bereich aktiviert und Ojas gefördert.
· Herzpunkt
Der Herzpunkt am Brustbein ist eng verbunden mit dem Zwerchfell, hier ist der Übergang von Ein- und Ausatmung. Prᾱṇa ist zwar überall im Körper, der Herzpunkt gilt aber als sein Zuhause . Der Herzpunkt gilt aber auch als der Ort von Citta. Gedanken sind immer mit Gefühlen verbunden und umgekehrt. Wenn der Geist beruhigt werden soll muss der Fokus zum Herzpunkt gehen Bei unangenehmen Aufgaben, Gesprächen usw. muss man den Herzpunkt im Bewusstsein halten, das gibt psychische Kraft.
Beim Sitzen ist der Herzpunkt unsere Mitte.
· Nabel
Die körperliche Mitte im Stand
Alle wichtigen organischen Funktionen haben ihr Zentrum im Nabel (Verdauung, Stoffwechsel usw). Zu Beginn des Lebens ist die Nabelschnur der Ausgangspunkt.
Der Nabel bildet den Gleichgewichtspunkt bei körperlicher Aktivität und ist deshalb wichtig bei Bewegung, Arbeit und den Yogahaltungen. Wenn wir an unsere körperlichen Grenzen kommen oder Probleme mit dem Körper haben, ist es hilfreich den Fokus auf dem Nabel zu halten. Das gibt uns körperliche Kraft.
Der gesamte Entschlackungsprozess im Körper durch intensive Ausatmung braucht die Fokussierung auf den Nabel. Ein gutes Gefühl für den Bauchnabelbereich ist wichtig um die Entschlackung zu aktivieren und Mala gut zu entfernen.
KW 11 Siebte Stunde
Ein weiterer wichtiger Aspekt für Heilung in Bezug zum Atem sind die fünf vayus. (vᾱyu=Wind), die Aufteilung des Prᾱṇa im Körper in fünf Funktionen. Der Begriff Prᾱṇa kann Prᾱṇa vāyu bedeuten oder der Oberbegriff für alle fünf vāyus sein.
Prᾱṇa-vᾱyu – die Einatmung
Apᾱna-vᾱyu – „das, was hinausgeht“
Samᾱna-vᾱyu – „das, was eine gerechte Aufteilung aufrechterhält“
Vyᾱna-vᾱyu – „ das, was hin und her geht“
Udᾱna-vᾱyu – „nach oben gehen“
Eine gewisse Ruhe bzw. Stabilität der Vᾱyus im Körper ist sowohl für die körperlichen Übungen als auch für die spirituelle Übung notwendig. Wind bedeutet Bewegung, deshalb geht es in diesem Zusammenhang weder um Stillstand, noch um Menge oder Stärke. Es geht um Ausgleich in Richtung Beruhigung, denn Prᾱṇa wird im Laufe des Lebens empfindlicher. Wir beachten deshalb eine entsprechende Störung der fünf Energierichtungen und stimmen dementsprechend die Praxis darauf ab.
· Prᾱṇa-vᾱyu – zuständig für das Nervensystem, die Sinnesorgane und den Intellekt
Bei Störung entstehen Probleme im Kopfbereich. Diese können sich in den Sinnesorganen zeigen, als psychische Probleme aber auch in der Atmung sichtbar werden.
Dieser vᾱyu ist der Anspruchsvollste und es ist nicht einfach, ihn ins Gleichgewicht zu bringen. Andrerseits gilt er als der „Anführer“ kann bei Störungen der anderen vᾱyus helfen. Folgende Möglichkeiten stehen uns dafür zur Verfügung:
- Tiefen, gleichmäßigen Atem entwickeln
- Die Einatmung stärken um den Brustbereich und den oberen Rücken zu kräftigen, langsam ausatmen stärkt die Einatmung!
- Durch Ᾱsana-Praxis Aufrichtung im Brustbereich und Weite erzeugen
- Tönen kann gegen Verschleimung in diesem Bereich wirken
- Den Schultern-Nacken-Bereich lockern
· Samᾱna-vᾱyu – zuständig für Verdauung und Umwandlung
Bewirkt die Trennung der Nahrung in das, was vom Körper aufgenommen wird und Ᾱma (Aufspaltung der Nahrung). Eine Störung zeigt sich durch mangelnden Appetit, Essstörungen, Durchfall und Stoffwechselstörungen. Samᾱna vᾱyu und Agni arbeiten zusammen um die Nahrung aufzuspalten. Deshalb ist es wichtig Samᾱna vᾱyu zu beruhigen damit Agni nicht gestört wird. Das Feuer muss im Gleichgewicht gehalten werden. Wenn das Feuer unruhig ist gibt es viele Schlacken. Schmerzende, unbewegliche Gelenke könnten darauf deuten (auch vyᾱna-vᾱyu). Bei Störung greifen wir zu folgenden Mitteln:
- Auf entspanntes Zwerchfell achten, es muss beim Atmen eine gute Zwerchfellbewegung entstehen
- Ᾱsana in Rückenlage, Drehungen, Umkehrhaltungen die eine gleichmäßige Atmung unterstützen
- Langsam ausatmen
- Winkelhaltungen um den Bauchraum zu weiten
- Umkehrhaltungen wie den nach unten schauenden Hund aber der Bauchraum muss dabei entspannt bleiben
- Nᾱḍī Śodhana ist das ideale Prᾱṇᾱyᾱma, auch Kapᾱla Bhᾱti
· Apᾱna-vᾱyu – regelt die Ausscheidung aller Abfallprodukte (außer Schweiß>über die Haut)
Ist auch zuständig bei Zeugung, Menstruation und Geburt. Wenn die Menstruation ausbleibt oder die Wehen bei der Geburt nicht einsetzen kann es auf eine entsprechende Störung hinweisen. Ebenso bei Verstopfung. Mit der Ᾱsana-Praxis können wir darauf reagieren:
- Durch Drehungen mit dem Fokus auf den unteren Bereich
- Vorbeugen mit Verlängerung der Ausatmung
- Den Hüftbereich lockern
- Beine grätschen und Winkelhaltungen
- Jalandhara bandha und mūla bandha
- Den Unterbauch entspannen (um Agni anzuregen ziehen wir die Bauchdecke ein, aber um apᾱna-vᾱyu zu beruhigen ist es wichtig, ohne Spannung im Bauch zu üben.)
· Vyᾱna-vᾱyu – betrifft die Muskeln und Gelenke und deren Beweglichkeit
Rheumatische Erkrankungen können mit vyᾱna vᾱyu zusammen hängen (aber auch mit apᾱna vᾱyu). Kälte und Austrocknung (Winter) fördert das Windelement wie auch das Älterwerden. Dadurch kann Steifheit entstehen und diese wiederum kann die Ausscheidung stören (apᾱna und auch prᾱṇa-vᾱyu können betroffen sein).Allerdings können wir mit Prᾱṇa-vᾱyu korrigieren und mit folgenden Möglichkeiten:
- Dynamische Übungen und dabei auf Gleichmäßigkeit in der Bewegung achten
- Die Gelenke während dem Gehen beugen
- Kraftvolle Übungen mit Rückbeugen
- Krama-Atem, langsam ein- und ausatmen
- Unregelmäßiges Üben stört vyᾱna vᾱya deshalb versuchen wir regelmäßig zu üben
· Udᾱna-vᾱyu – hauptsächlich Stimme und körperliche Vitalität
Ist im Bereich des Prᾱṇa-vᾱyu zuständig für die Brustbeingegend, für den Rachen- und Halsbereich. Betrifft nur einen geringen Bereich des Körpers. Eine Störung zeigt sich in nachlassender Vitalität oder Stimmkraft (die Stimme ist müde oder bleibt weg, Stottern). Kann sich auch in Energieabfall oder undefinierbarer Angst zeigen. Unsere Aufgabe ist es, die Blockade zu lösen, damit die Energie wieder ins Fließen kommt.
Dabei kann helfen:
- Nacken und Schultern lockern, Brustkorb aufrichten
- Die Brustgegend ansprechen um das Brustbein zu unterstützen
- Weite im Brustbereich gegen Verschleimung
- Drehungen, um den Nacken anzusprechen
- Die Einatmung betonende Ᾱsanapraxis
- Kiefer locker halten
- Jalandhara Bandha
- Meditation auf Herzpunkt
- Rezitieren oder Singen von Mantren
Diese Zusammenfassung soll helfen, das Verständnis der Wirkungsweise unserer Übungspraxis zu stärken und Mut machen, diese individuell zu verändern.
KW 12 Achte Stunde
Wir kommen im Patañjali Yoga Sutra zu einer weiteren Empfehlung den Geist zu ordnen und zu beruhigen.
PYS 1. Kap. Sūtra 35
Viṣayavatī vᾱ pravṛttiḥ-utpannᾱ manasaḥ-sthiti-nibandhinī
„Beginnt man zu verstehen, wie die persönliche Sichtweise die Wahrnehmung beeinflusst, kommen die mentalen Regungen ins Gleichgewicht.“
Wir versuchen zu erkennen, wie die Sinne sich auf die Objekte zubewegen.
In der Körperpraxis hilft uns die spürende Wahrnehmung des Körpers in der Haltung.
Wir beginnen mit dem bewussten Spüren der Erde über die Füße, Hände oder die Rückseite des Körpers je nach Stellung des Körpers.
Beim Üben wenden wir die Aufmerksamkeit der Ausrichtung der Glieder, der Bewegung verbunden mit der Achtsamkeit auf den Atem oder den Körperpunkten zu. Je größer die Bemühung es zu spüren desto weniger Kraft wird das Denken haben.
Wichtige Momente sind dabei die Phasen, wenn eine Übung endet und wir auf die nächste Ansage warten. Schnell kann es geschehen dass wir von Geräuschen oder Objekten (z.B. ein Fusel auf der Hose) abgelenkt werden. Es kann Ungeduld entstehen, weil eine Teilnehmerin langsamer bewegt oder öfter wiederholt. Diese Unruhe im Geist erkennen, mit Gleichmut betrachten und zur spürenden Wahrnehmung des Körpers zurückkehren.
Ein Mantra – „ich bin bei mir“ mit den Händen am Körper kann helfen, den Geist immer wieder behutsam zurück zu holen.
In der Meditation hilft das Schließen der Augen einen Teil der Ablenkung zu verhindern. Störungen gibt es trotzdem genug. Geräusche, Körperempfindungen und immer wieder Gedanken die uns nach Außen ziehen. Die Aufgabe besteht darin, es zu erkennen, ohne sich verwickeln zu lassen.
Nach den vergangenen Stunden mit der intensiven Beschäftigung mit dem Atem haben wir ein wirksames Werkzeug zur Verfügung. Auf verschiedene Weise verbinden wir uns mit dem Atemgeschehen und bemerken die Ablenkung. Der beständige Atemfluss dient uns als konstanter Bezugspunkt um den Geist zu fokussieren. Gelingt es uns den Atem in einem Körperpunkt wahrzunehmen, wird es zur Beruhigung des denkenden Geistes beitragen.
KW 15 Neunte Stunde
Eine weitere Möglichkeit die uns Patañjali anbietet ist:
PYS 1.Kap. Sūtra 36
Viśokᾱ vᾱ jyotiṣmatī
„Oder durch das Besinnen auf das innere Licht, welches von Leid unberührt ist.“
"Sich den Bereich im eigenen Inneren, der jedes Leid anschauen kann und dennoch von keinem Leid berührt ist, als Licht vorzustellen, löst mentalen Druck."
Es gibt in der Yogaphilosophie die grundsätzliche Überzeugung, dass wir den inneren Ort finden können, an dem wir von Leid nicht berührt werden.
Auszüge aus verschiedenen Upaniṣᾱden
Chandogya Up. Kap.VIII Vers 1.1,5
In der Brahmanstadt ist ein verschwiegener Wohnsitz, der Lotos des Herzens. Im Innern dieser Wohnung ist ein Raum, dieser Raum birgt die Erfüllung unserer Begehren in sich….
Befürchte nie, dass das Alter in diese Stadt vordringen wird; befürchte nie, dass dieser innere Schatz aller Wirklichkeit dahinschwinden und verfallen wird.
Dieser kennt kein Altern, wenn der Körper altert; dieser kennt kein Sterben wenn der Körper stirbt.
Brihadaranyaka Up.Kap.I Vers 7
Das Selbst, reines Gewahrsein, leuchtet als das von den Sinnen umgebene Licht im Innern des Herzens. Nur scheinbar denkend, nur scheinbar sich bewegend, schläft das Selbst nicht, noch wacht es, noch träumt es……
Śvetᾱśvatara Up. Kap.I Vers 3
In den Tiefen der Meditation sahen die Weisen im eigenen Innern den Herrn der Liebe, der im Herzen eines jeden Geschöpfes wohnt….
Katha Up. Kap.II Vers 2.11
Wie die Sonne, die das Auge der Welt ist, nicht durch die Fehler an unseren Augen befleckt werden kann, auch nicht durch die Gegenstände, die sie ansieht, so kann das eine, allen Wesen innewohnende Selbst nicht durch die Übel der Welt befleckt werden.
Denn dieses Selbst transzendiert alles!
Ich folge der Anschauung meines Lehrers Vivek, der uns immer wieder ermuntert: „ was wir noch nicht sehen, empfinden können, das stellen wir uns vor.“
KW 16 Zehnte Stunde
Drei Themen werden noch vorgestellt um das Fühlen und Denken in eine positive Richtung zu lenken:
· Wir orientieren uns an Erfahrungen von Menschen, die große Krisen überwunden haben I.37
· Wir stützen uns auf unsere Traumerfahrungen oder die Ruhe des Tiefschlafs I.38
· Wir reflektieren über ein Thema das uns anspricht I.39
PYS 1. Kap. Sūtra 37
Vitarᾱga-viṣayam vᾱ cittam
Unseren Zustand vergleichen mit Menschen, die ein größeres Leid überwunden haben und gestärkt herausgekommen sind. Auf Menschen zugehen und Inspiration suchen ist wichtig. Nicht zu verwechseln mit Gesprächen die das Leid in den Mittelpunkt stellen und uns in der Leidspirale halten.
PYS 1. Kap. Sūtra 38
Svapna-nidrᾱ-jñᾱna-ᾱlambanaṃ va
Wir versuchen, den Schlafzustand als Zustand des „bei mir Seins“ zu erkennen (die Seele kommt im Schlaf nach Hause). Träume dienen als Mittel, den Weg zum Tiefschlaf zu erspüren.
PYS 1. Kap. Sūtra 39
Yathᾱ-abhimata-dyᾱnᾱt vᾱ
Oder durch Dyᾱnam (stilles Reflektieren) über das, was unsere Zuneigung hat.
Wir unterscheiden Dinge, die wir tun müssen (essen, schlafen usw.), Dinge die wir tun um etwas zu erzielen (arbeiten, Ᾱsana üben usw) und Dinge, die wir aus reiner Freude tun, ohne Erwartung (ohne Begründung). Darüber reflektieren um etwas zu finden dass wir ohne Erwartung des Ergebnisses aus Freude tun und genügend Zeit dafür finden. Diese Dinge beleben uns.
Ausgehend von Sūtra 30 mit der Auflistung der Hindernisse, die unseren Geist zerstreuen und dadurch unser Denken und Fühlen in leidvolle Erfahrungen führt, enden hiermit die Vorschläge wie wir den Geist wieder in die Ruhe führen können und zur Lösung von den genannten Problemen kommen:
PYS 1. Kap. Sūtra 40
Paramᾱṇu-parama-mahattva-antaḥ asya vaśīkᾱra
Yoga bedeutet eine klare Wahrnehmung zu erreichen. Bleiben Fühlen und Denken im Fluss, werden alle Aufgaben im Leben lösbar.
KW 17 Elfte Stunde
PYS 1 Kap. Sūtra 41
Kṣīṇa-vṛtteḥ-abhijᾱtasya-iva maṇeḥ grahītṛ-grahaṇa-grᾱhyeṣu tatstha-tadañjanatᾱ samᾱpattiḥ
Der Zustand der genauen Erkenntnis wird Samᾱpatti genannt. Der Geist ist hier sehr klar und wird verglichen mit einem sehr reinen Edelstein. Der Begreifende (grahItṛ), das Objekt, das begriffen wird(grᾱhya) und das meinende Selbst oder Citta (grahaṇa) das Mittel zum Begreifen, sind in diesem Zustand in einer Einheit und so kann das Objekt wahrgenommen an Draṣṭᾱ bzw. Puruṣa (das sehende Selbst) vermittelt werden.
Wenn der Geist klar wird kann Citta (meinendes Selbst) Situationen erkennen und kann sich dann im geschützten Raum (Herzraum) zentrieren. Bei Gefühlen wie großer Trauer, Wut oder Freude reagiert auch die Yogini, der Yogi emotional. Aber durch die Zentrierung wird man durch diese Emotionen nicht so stark beeinflusst.
Die Übungen dafür sind u.a. Konzentration auf den Atem im Herzraum, Mantra-Rezitation, es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Atem als Objekt einzusetzen. Dadurch entwickelt sich die Fähigkeit des Spürens und des Lauschens
PYS 1. Kap. Sūtren 42 – 44
Dieser Zustand hat vier verschiedene Intensitäten:
- Savitarkᾱ-Samᾱpatti = die einfachste Stufe der Erkenntnis
Hier wirkt die Vorstellungskraft, das Wissen aus äußeren Quellen und die Fähigkeit der Schlussfolgerung mit Hilfe des wachen Intellekts.
Das ist die einfachste Stufe der richtigen Erkenntnis. In der Meditation muss diese Stufe erreicht werden. Wir müssen versuchen, mindestens zu diesem Punkt zu kommen.
- Nirvitarkᾱ-Samᾱpatti
Die Erinnerung drängt sich nicht auf und die Aktivität des Fühlens und Denkens ist kaum vorhanden. Das erkannte Thema offenbart sich in aller Klarheit ohne fremdes Wissen, Schlussfolgerung oder Vorstellung.
Die eigene Form ist wie erloschen, es ist ein Zustand tiefer Hingabe.
- Savicᾱrᾱ bzw. Nirvicᾱrᾱ-Samᾱpatti
Die dritte und vierte Stufe entsprechen den ersten beiden, aber mit einem tieferen, subtileren Thema.
PYS 1. Kap. Sūtra 45
Sūkṣma-viṣayatvaṃ ca aliṅga-paryavasᾱnam
Diese Entwicklung geht stufenlos. Die Erfahrung in der Meditation ist endlos. Das Objekt der Betrachtung kann dabei immer subtiler werden. Das Unbenennbare ist die Grenze dafür und kann auch noch das Objekt der Betrachtung sein.
„Wer in allem das Eine sieht und wer das Eine in allem sieht, sieht wirklich“
KW 18 Zwölfte Stunde
Die folgenden Sūtren habe ich gemäß der Unterweisungen meines Lehrers Sriram zusammengefasst:
PYS 1. Kapitel Sūtra 46
Tᾱ eva sabījaḥ-samᾱdhiḥ
Die vier Ebenen von Samᾱpatti (Erkenntniszustände) werden Sabījas-Samᾱdhi genannt und gemeint ist die vollkommene Erkenntnis bezogen auf ein Thema. Es existiert noch ein „Samengedanke“, bzw. ein Objekt, auf das man den Geist ausrichtet.
PYS 1. Kapitel Sūtra 47
Nirvicᾱra-vaiśᾱradye adhyᾱtma-prasᾱdaḥ
- Adhᾱtma - Ᾱtmᾱ steht vor einem = Selbsterkenntnis
Wenn die Fähigkeit zu Nirvicᾱra-Samᾱpatti wächst, also ein subtiles Wissen von einem Thema ohne auf fremdes Wissen, Schlussfolgerung und Vorstellung zurück zu greifen, dann nähert man sich dem Ᾱtmᾱ (dem inneren Selbst).
PYS 1. Kapitel Sūtra 48
ṛtambharᾱ tatra prajñᾱ
Ein Zeichen dieser Entwicklung ist , dass wir uns selbst verändern. Wir erkennen es am besten an unseren Beziehungen. Unser Bewusstsein wird erfüllt von Erkenntnissen, die der Realität entsprechen.
PYS 1. Kap. Sūtra 49
Śruta-anumᾱna-prjñᾱbhyᾱm anya-viṣayᾱḥ viśeṣa-arthatvᾱt
Wer sich selbst erkennt, wird die Dinge auf eine Art und Weise verstehen, die nichts mit den äußeren Erscheinungen und Meinungen zu tun hat, nicht durch Schlussfolgerung (anumᾱna) oder übernommenen Wissen (ᾱgama) entstehen.
PYS 1. Kap. Sūtra 50
Tajjaḥ-saṃskᾱraḥ anya-saṃskᾱra-pratibandhī
Dadurch lösen sich die Neigungen in uns auf, die sich aus Unkenntnis, bzw. fehlerhaften Erkenntnissen entwickelt haben. Ein tiefgehendes Problem kann nicht entfernt werden sondern muss durch gute Erfahrungen ausgeglichen werden (Gegengewichte setzen). Jede tiefe Meditationserfahrung bildet ein Gegengewicht für ein tief liegendes Problem.
PYS 1. Kap. Sūtra 51
Tasya api nirodhe sarva-nirodhᾱt nirbījaḥ-samᾱdhiḥ
Nirbījas-Samᾱdhi heißt der Zustand, in dem die Spuren bekannter Wahrnehmungen keine Wirkung mehr haben, es ist ein fortgeschrittener Zustand der Transzendenz (die freie vollkommene Erkenntnis) und gilt als die höchste Stufe des Yoga. Nirbīja (keimlos) bedeutet dass alle Gedankenwellen ruhen und die Trennung von Objekt und Subjekt vollständig überwunden ist. Dadurch wird der Samen zukünftigen Karmas zerstört.
Die vier vorangegangen Zustände sind der Weg um zur Quelle der reinen Erkenntnis zu gelangen. Um in diesem Zustand zu bleiben ist Demut wichtig. Selbstgerechtigkeit oder Hochmut lassen Dich aus diesem Zustand wieder herausfallen.
Dies ist eine knappe Zusammenfassung des Themas vom Wintersemester 2020 und kann bei der Vertiefung helfen.
ANNAMAYA
"aus Nahrung bestehen alle Körper die nach dem Tode wieder zu Nahrung werden für andere Körper"
Der Körper (grobstoffliche Hülle) ist für uns die absolute Wirklichkeit und unmittelbar erkennbar.
Annarasamaya - wir sind die Essenz von Speise! Annam (Nahrung) darf nicht verachtet, missachtet werden. Entwickle ein Bewusstsein für die Nahrung, die Du zu dir nimmst.
Um diese Ebene zu verstehen steigen wir in das rein Körperliche ein.
- Basis = Beckenraum (mit Füßen und Beinen)
- Flügel = rechte und linke Körperseite
- Kopf = Kopf mit Gehirn, Sinnesorganen und Nacken
- Herz = der Bereich zwischen Kehle und Bauch
Wir stellen eine Verbindung zur Erde mit dem spürenden Gewahrsein der Füße. Die Beine locker und ruhig halten, ohne Anspannung. Die Schultergelenke, Arme und Hüften einsetzen um die Stabilität zu unterstützen - auch beim Sitzen. Den Hinterkopf in der Rückenlinie ausrichten.
Das Ziel ist ein Gefühl für die Körpermitte zu entwickeln mit Hilfe von Stabilität im Becken und Leichtigkeit im Kopf.
Es möchte ein heilsamer, spiritueller Blick auf den Körper erlangt werden.
PRANAMAYA
"von Prana ist der Mensch erfüllt. Pranamaya hat genau die Form des menschlichen Körpers"
Durch Prana leben alle Lebewesen (Vitalkörper, feinstofflich)
Grashalm, Baum, Ameise, Bär, Mensch, Götter sind aktiv beteiligt am Prozess des Entstehens, Erhaltung und Auflösung.
Prana ist eine eigenständige Kraft die sich im Körper in fünf "vayus" (Winde) teilt:
- Prana = "Atem" (steuert die gesamte Lebenskraft)
- Udana = "aufsteigender Atem" (u.a. zuständig für die Sprache)
- Apana = "absteigender Atem" (zuständig für die Ausscheidung)
- Vyana = " durchdringender Atem" (versorgt die peripheren Körperteile)
- Samana = "gleichmäßiger Atem" (steuert die gesamte Verdauung)
- Basis = Prtivi (Erde)
- Flügel = Vyana (Bewegung)/Apana (Ausscheidung
- Kopf = Prana (Luft, Einatmung)
- Herz = Akasa (Weite, Raum)
Die Erde unterstützt das körperliche Leben, ist die Ursache der Existenz. Vyana ist die Luft die den ganzen Körper durchdringt und die Energie verteilt und Apana stuert die Ausscheidung und reinigt damit das System. Prana ist mehr als Atem aber in diesem Kontext ist es die Luft als Einatmung. Die Ausatmung gibt Sprache, Sprechen, Stimme. Raum ist die Essenz von dieser Ebene, es bedeutet Freiheit, Weite, Eigenmächtigkeit.
Das Ziel ist ein Raumgefühl zu entwickeln. Die Empfindung von Raum macht Lebewesen speziell.
MANOMAYA
"die vitale Hülle besteht aus lebendigem Atem, in ihr ist die geistige Hülle enthalten. Sie hat die gleiche Form..."
Die dritte Ebene (Mentalkörper) wird durch den Verstand (manas) gebildet. Die Verstandeskraft hat die Fähigkeit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verbinden sowie die Schlussfolgerung und Erinnerung.
Die Upanishad richtet sich an junge Veda-Studenten. Die genannten Veden sind Sinnbild für Wissen.
- Basis = Atharva - Handhabung der Materie, komplexes Wissen
- Flügel = rkVeda - Ritual, Hingabe/SamaVeda - musische Beschäftigung
- Kopf = YajurVeda - geistiges Wissen
- Herz = Adesa - Regeln, Upanishaden
Durch Handhabung der Materie wie Gartenarbeit, Kochen, Handwerk mit Holz oder Stein erlangen wir ein besonderes Wissen. Die Fähigkeit mit der Materie zu arbeiten stützt die Basis. Die Verbindung zur Natur herstellen ist wichtig um seinen Weg zu finden. Durch Rituale stellen wir durch Hingabe an eine größere Kraft eine Verbindung zum Kosmos her. Kreativität, schöpferisch sein ist wichtig, sonst verkümmert die Seele. Wir nehmen Anteil an der Schöpfung, verbinden uns mit den Elementen, mit dem Kosmos.
In manomaya soll das Streben nach spirituellen Wissen geweckt werden. Nachdenken über den eigenen Lebensweg , Perspektiven im Leben finden. Dazu gehört das kritische Hinterfragen. Wer bin ich, wo komme ich her? Aktiv werden um spirituelles Wissen zu erlangen und größere Zusammenhänge zu ergründen. Das führt zu intuitiven Wissen über das Sein und das, worum es im Leben geht. Die Upanishaden enthalten die wichtigsten Themen die für uns zentral und bedeutsam sind.
VIJNANAMAYA
"im Inneren des Geistes befindet sich ein bestimmtes Wissen, von diesem Wissen ist der Geist erfüllt"
Wissensebene die über Informationswissen hinaus geht. Weisheitsebene.
- Basis = Mahat - kosmische Intelligenz, angeborenes Wissen, Instinkt
- Flügel = rtam - Schulung des Geistes um die Vorstellung zu verringern, Anbindung an den klaren Geist/satyam - die Fähigkeit sich auszudrücken
- Kopf = Sraddha - unumstößliche Überzeugung, Vertrauen nicht im weltlichen Sinn sondern auf eine Kraft an der wir festhalten können
- Herz = Yoga im Sinne von sich zurück nehmen können, innerer Abstand, betrachtend unberührt sein
Mahat ist der noch nicht entfaltete Urkeim, aus dem alle Erscheinungen der materiellen Welt hervor gehen. Durch Klarheit wahrnehmen, die Sinne offen halten und nicht realitätsfremd werden. Das Richtige zum Ausdruck bringen, es aussprechen können, auch die problematischen Dinge nach außen bringen. Das muss nicht durch Sprechen geschehen, Tagebuch schreiben ist manchmal sogar besser (Trauma). Ohne Zweifel mit Vertrauen handeln, mit großer Selbstverständlichkeit dabei sein führt uns zur Klarheit in Form von Viveka, der Unterscheidungskraft, zum intuitiven Wissen.
ANANDAMAYA
"die Weisheitshülle besteht aus Losgelöstsein. In ihr ist die Hülle der Glückseligkeit enthalten, die gleich gestaltet ist..."
Wirklich glücklich und in großen Frieden und Glückseligkeit kommen wir nur in Anandamaya.
- Basis = Brahma - seinen Platz im großen Ganzen finden, gefestigt sein im kosmischen Bewusstsein
- Flügel = Moda - Glück des Verbunden-Seins, Fähigkeit sich zu freuen/ Pramoda - tiefe innere Freude, tiefe Zufriedenheit, innere Akzeptanz
- Kopf = Priyam - Liebe als Motor, Selbstliebe und Nächstenliebe
- Herz = Ananda - unendliche Freude
Wenn alles richtig gemacht wurde, gibt es noch etwas das fehlt?
Die Mitte meines Seins, mein innerster tiefer Kern:
Sat = Essenz Cit = Eins-Sein Ananda = Glückseligkeit
Die zentrale Eigenschaft der Seele
Im Yoga ein Höhepunkt und für die Meditation ein Ziel
Diese Arbeit mit den Ebenen ist ein ganzheitliches Konzept, sie durchdringen sich
Die fünf MItten deutlich im Bewusstsein halten:
- Körper: Hals bis Nabel
- Prana: Weite erfahren
- Manas: ich bin Träger der Information in mir
- Vijnana: Bemühung loslassen, Abstand nehmen und Vertrauen halten
- Ananda: Öffnen und Genießen